Samstag, 6. November 2004

Jetzt gerade:

Air - Alpha Beta Gaga

Ja, das ist blöder Titel. Das klingt so, als ob ein alternder Dadaist in einem Stadium, sehr lange nach seinem Alkoholiker-Dasein, beschließt lustig zu sein, seine ehemalige Eckkneipe besucht und seinen Kumpels von damals in einem Endlosloop die lustigen Witze von damals nochmal erzählt, ganz so, als ob die Vergangenheit nicht da sei, oder die Sehnsucht nach dem, was man damals empfunden hat, als man noch trinken konnte, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob man nun zuviel trinkt, noch weit weg war.

Das ist gar nicht so abwegig, wie das klingt, ich hab ja jahrelang hinter der Theke gearbeitet. Da war zum Beispiel der Kerl, der "Rule Britiania" auf seinen Unterarmen tätowiert hatte. Ehemaliger Boxer, Landesklasse, keine Zähne mehr. Sehr gefährlich. Der stand an der Theke und seine kleinen Augen schauten immer ein wenig traurig, aus der Ferne, die sie gleichzeitig gerne erreichen wollten und die wußten, dass sie niemals dort landen würden. Das die Ferne immer ein unerreichbarer Punkt sein würde, den sie sich für das nächste Leben und das Leben ihrer Kinder vorstellen konnten. Aber man selber kann ja nicht anders. Wenigstens die anderen sollen anders können.

Ich schweife ab. Ich schwebe gerade ein wenig durch die Musik, und jetzt ist "Air" Vergangenheit. Yello und das Album "Pocket Universe" ist jetzt in meinen Ohren und meinem Kopf. Da denke ich zum Beispiel an diese Frau. Sie ist nah, ganz nah an meinem Kopf, aber weit weg. So weit wie die Schweiz, die ja nicht mal in der EU, und somit noch weiter weg ist. Sehr weit weg, vielleicht so wie Ohio, mit seinem "To close to call". Wenn nicht weiter, oder auch nicht. Versteht keiner? Super! Dann kann ich ja weiter schreiben.

Weil ich gerade platze. Weil sich alles in mir drängt weil alle Erlebnisse kulminieren wollen, aber weil ich sie nicht raus lassen kann, bleiben sie eben mein egomanisches Geheimnis. Weil ich mich nicht traue und deswegen immer ein Vehikel brauche,. Musik, Lust, Essen. Es macht mich scharf, wenn ich etwas koche, und ich sehe in den Augen der Frau, dass sie geil darauf ist, mehr zu essen. Weil sie geil darauf ist, mehr zu spüren, und ich bin so arrogant, dass ich das auf mich beziehe. Weil es pure Empfindung, pure Hingabe ist, die ich sehen möchte, weil es mir genauso geht, wenn ich Musik höre, wenn ich Lust empfinde und froh bin, wenn sie endlich die Herrschaft übernimmt, wenn sie mein sozial geprägtes Bewußtsein übernimmt und mich mit Leichtigkeit an Grenzen führt, die mich ausmachen.

Das Schöne wäre ja, wenn jemand das nachvollziehen kann. Die unendliche Hingabe, an den Geschmack, an die Lust am Kochen, die Geilheit am Essen, die Hingabe, an die Musik, all die Dinge sich mit einer unendlichen Sehnsucht nach einem Körper verbinden, der sich dehnt, der sich hingibt. Oh - hab ich Frauenkörper gesagt? Das ist natürlich in der political correcten Weblog Dimension böse. Weil da sind wir ja alle Hugenotten, die nicht wissen, was sie getan haben. Vertriebene, die ihre Heimat suchen, und solche Sachen schreiben können, weil "My home is my castle, and you never mind". Ich hab aber keine Lust mehr , mich zu entschuldigen.

Und jetzt: Sigur Ros - ()

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