Samstag, 23. Oktober 2004

Ich glaube, der Grund, warum ich niemanden an mich nah heran lasse, und der Grund, warum ich jede(n) der es versucht, wieder aus meinem Leben entferne, ist einfach der, dass ich lieber nichts verlieren will. Das ist kurzsichtig, aber bequem.

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In manche Filme stolpert man einfach so hinein. Man schaltet gerade um und da ist er . Man denkt nicht nach, ob man den Film sehen mag, ob man in der Stimmung ist, für dieses oder jenes, man wägt nicht ab, man schaut einfach zu. Und machmal landet man einen Treffer, legt die Fernbedienung zur Seite und man wird langsam aber sicher eingesponnen in den Film, die Hamdlung, die Atmosphäre. Man sinkt hinein, zwei Stunden vergehen, als ob sie nicht existieren würden. So wie eben. In Last Orders. Jack (Michael Cain) ist tot und seine Asche steht auf der Theke der Kneipe, in der er mit seinen Freunden Vic (Tom Courtenay), Ray (Bob Hoskins) und Lenny (David Hemmings) einen großen Teil seines Lebens verbracht hat. Die drei haben nun zusammen mit seinem Sohn Vince (Ray Winstone) die Aufgabe, die Asche an seinem Lieblingsplatz am Meer zu verstreuen. Also setzen sie sich ins Auto und fahren los, reden über sich und Jake, der immer in Form einer Plastikurne in einer Plastiktüte dabei ist (es ist ein britischer Film). Es geht um nichts anderes, als das Leben. Das Aufwachsen, das Kämpfen, die Triumphe, die Fehler, die Angst, das Glück, die Liebe und das Sterben. 50 Jahre wandern vorbei, immer aus dem Blickwinkel der Freunde. Nicht in großen Bildern, sondern in diesen kleinen Momenten, die sich so unfaßbar tief in ein Gedächtnis einbrennen, die nie weggehen und einen ein Leben lang begleiten. Ob man will oder nicht. Und so lernt man Jack, seine Freunde und die kleinen Geheimnisse kennen, die sie miteinander haben. "Last Orders" ist ein feiner, stiller, unfassbar trauriger Film mit einer grandiosen Besetzung. Vielleicht mag ich ihn so gerne, weil er nicht die ganzen Zeit auf die Tränendrüse drückt, sondern einen immer etwas stiller werden läßt. Einen drüber nachdenken läßt, welche Momente sich im eigenen Leben im Kopf zementiert sind. Was man überhaupt mit seinem Leben so anstellt. Wie schnell 50 Jahre vorüber gehen. Wie das ist, mit dem älter werden. Er endet auch gut. Mit dem Satz "Lass uns was trinken gehen." Taschentuch-Warnung (ich hab ein weiches Herz). Der schönste Film über dieses Thema, den ich je gesehen habe.

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