Es ist nicht leicht sich durch die Menge vor dem Bergstübel durchzuwurschtel. Erstaunlich lauer Berliner Abend. Wir sind dieses Jahr nicht verwöhnt mit lauen Abenden. Die Frau hinterm Tresen hat das obligatorische Piercing in der Augenbraue und eins durch die Unterlippe und natürlich lugt ein Tattoo am Oberarm hervor. Ich will auch gar nicht lange da sein. Ich will nur ein Rothaus Tannenzäpfle auf meine sechs kleinen Cobra schütten, die ich mit zwei wundervollen Menschen heute Abend genossen habe. Das reicht eigentlich. Aber nach einer halben Stunde mit dem Fahrrad quer durch Berlin, von Alt-Moabit bis Prenzelberg, nach lauen Fahrtwind, will ich noch ein bißchen mehr. Ich würd auch gern grad noch was mehr von dem Tattoo sehen, nur so, weil ich grad so guter Laune, weil ich die Flügel ein wenig ausgebreitet habe und weil ich glaube, dass sie ein sehr schönes Tattoo hat. Wahrscheinlich ein wenig über den Rücken gezogen, ein großes Tribal, denn ich kann sehen wie sich die Linien an ihrem Nacken entlang ziehen und auf der anderen Seite taucht ein ähnliches Muster auf dem anderen Arm auf. Ich muß aufpassen, dass ich nicht einfach loslache und paß doch nicht genug auf, denn sie fragt mich, ob was ist, und ich sage nein, nein, alles gut. Ich schaffe es mit einer Hand den Rest des Berges hoch zu radeln, während ich zwischendurch trinke, und dann wird es wieder flacher, aber ich kann nicht schalten, wegen des Biers, und deswegen sehe ich wahrscheinlich ziemlich bescheuert aus, weil ich wie ein Irrer strampel und mich kaum voran bewege. Erst an der nächsten Kreuzung hab ich das Bier so weit ausgeleert, dass ich schalten kann und wo ich die Flasche schon gut in der Jackentasche verstaut habe, und es mir so gut geht, da kann ich ja auch singen, denke ich. Dabei kann ich kann ich gar nicht singen. In der Grundschule hat mir die Musiklehrerin immer mit ihrer Blockflöte auf den Kopf gehauen, weil sie dachte, ich singe absichtlich so schief, aber das war ein schlimmes Missverständnis. Ich singe niemals. Nichtmals, wenn ich betrunken bin. Ich singe nur im Kopf, da aber laut. Also singe ich:
There's a girl I used to know Her face is her fortune She's got a heart of gold She never goes out much But boy - when she does Then you know She's got no money Well, maybe a dime But she knows what she's worth And that's reason why She's gonna make it She's got what it takes You'll appreciate that She's probably late But I know And you know We all know She'll have a really good time