Fliegen
Ich hab nicht direkt Flugangst und bekomme in den Dingern ausnahmsweise keine Panikattacken. Aber ich fühle mich unwohl. Besonders, wenn ich mir vorstelle, dass ich in einer geklebten und genieteten Alu-Röhre in 10.000 Meter Höhe hocke. Ja, hocke. Denn ich bin ja leider groß und die Deutsche BA muss sparen. Deswegen ist der Sitzabstand genauso eingestellt, dass sich meine Kniescheiben in die Schrauben der Fressbretter bohren, die man runter klappen könnte, wenn man denn was zu Essen bekäme. Also hockte ich und wartete, dass es vorbei ist, während die Flugbegleitungsdame mir ihren FLY DBA Devotionalien Wagen in den Ellbogen rammte. Denn ich bekomme nie nie nie nie nie nie den Fensterplatz und wenn, dann liegt er direkt an den Flügeln.
Ausserdem ist Fliegen lächerlich. Man merkt ja gar nicht mehr, dass man sich mit hundert Millionen Kilometer in der Stunde bewegt und schwupps in Tokio ist. Also torkelt man drei Tage besinnungslos durch die Gegend und wird wegen seiner Begriffstutzigkeit und des merkwürdigen Schlafrhythmus, der einen Nachmittags um Fünf Rühreier bestellen lässt, feindselig angestarrt. Warum nicht mit dem Schiff fahren, sich einen Monat langweilen, sich vornehmen, auf allen Decks Sex zu haben und mit Schweden die Bar leer saufen um dann endlich anzukommen und sich dabei zu FREUEN! Hat man jemals einen Menschen lachend vor Freunde die Gangway runter laufen sehen, nachdem er 12 Stunden geflogen ist? Gut, den Papst und Air Usbeskistan Reisende mal ausgenommen.
Hat man nicht. Man sieht immer nur gequälte Gesichter, die völlig zu Recht leicht panisch aussehen, weil sie Angst haben, dass die Thrombose wichtige Hirnzuläufe verstopft haben und der Urlaub deswegen recht kurz sein könnte. Obwohl man voll bezahlt hat.
Und Inlandsflüge sind sowieso das letzte. Verbieten sollte man sowas. Radikal. Weg damit. Es ist umweltschädlich galore, es macht Krach. Lieber Zug fahren und somit die Zeit etwas entspannen. Musik hören, ein Buch lesen. Aber nein: Rein, rauf, runter. Dazwischen graue Anzugsgesichter die Automatenkaffee auf ihr Magengeschwür schütten und sich bei Start und Landung hinter der FAZ verstecken. Dazwischen hektische Pilotenanweisungen: Schnell, rechts schauen, Frankfurt, Mist, vorbei, aber jetzt links, Nürnberg. Anschallen. Der wirklich allereinzige Vorteil eines Geschäftsflieger ist der, dass nach der Landung keiner applaudiert. Hab ich auch nie verstanden, den Applaus. Ich mein, was soll das? Das ist sein verdammter Job den Vogel runter zu bringen, möglichst in einem Stück. Ich klatsch ja auch nicht an jeder U-Bahn Haltestelle, die ich gesund erreiche.