Dienstag, 5. November 2002

Das Phänomen

Ich bin kein Messie. Aber das mit dem Aufräumen, Ordnunghalten, sortieren etc. ist etwas, was offenbar in meiner genetischen Programmierung nicht vorgesehen ist. Da hat man einen Fehler ein eingebaut. Selbst wenn das Gehirn mittels Augen mir eindringlich vermittelt, dass man nun langsam mal, aber wirklich, jetzt aber endlich mal, hopphopp aufräumen könnte, reagiert der Körper mit einer 404 Seite. File nicht gefunden. Nicht das jetzt einer denkt, bei mir würde man über alte Pizzareste im Bett, leere Bierdosen auf dem Klo oder festgebackene Ravioli im Topf stolpern. Nein, nein. So schlimm ist es nicht. Es ist eher so, dass ich zum Wohnungsinternen Nest- und Haufenbau neige. Hier stapeln sich die Ausgaben der SZ von August 2002 bis Mitte September 2002. Hier die von letzter Woche. Auf dem Küchentisch die von Anfang Oktober. Neben der Tür, die, die ich eh nicht gelesen habe. Neben dem Bett die Bücher der letzten 12 Monate (dabei wohne ich erst 3 Monate hier) und die Zeitungen, die einen Artikel haben, den ich unbedingt mal lesen wollte, vor dem Fernseher sämtliche Playstationspiele ohne Hülle, vor der Stereoanlage ungefähr 150 unsortierte CDs und den Wäscheständer leere ich so, wie ich die Klamotten brauche, die da drauf hängen. Meine Arbeitsfläche sieht aus wie...naja...siehe weiter unten. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass es eigentlich nur eine Sache von ungefähr 2 Stunden ist, und meine Wohnung sieht aus wie neu. Ich habe mich schon oft gefragt, an was sowas liegen kann. Ein sehr guter Freund von mir ist da ganz anders. Bei ihm sieht es immer aus wie eben gesaugt. Alle Dinge sind an ihrem Platz, die Aschenbecher leer. Es stehen auch keine leeren Flaschen rum, das Altpapier bringt er sofort runter. Warum ich nicht? Warum muss es immer einen Zustand erreichen, der einem bei jedem Klingeln der Haustür mucksmäuschen still verharren läßt, weil man nicht aufgeräumt hat und keinen reinlassen kann?

schlimm

Permalink