Donnerstag, 26. September 2002

Muffig

Heute morgen um kurz vor neun auf dem Amt gewesen, um mich im dritten Anlauf endlich mal anzumelden, nachdem ich es sowieso andauernd verschlampt habe. Da geschah es mir recht, dass ich eine Stunde zu früh da war und warten musste. Ich habe eine sehr tiefe, sehr persönliche Abscheu gegen jede Form von Ämtern und Bürokratie. Man könnte sagen, ich sei paraniod, aber ich hasse es, wenn Beamte irgendwas über mich aufschreiben, abhelften, abspeichern und fragend zur Seite legen. Ich glaube dann immer, dass so harmlose Sachen wie eine Ummeldebescheinigung, irgendwann mal von irgendjemanden gegen mich verwendet werden kann. (Ankläger messerscharf"Sie, Dahlmann, sind sie nun im Jahre 2002 nach Berlin gezogen? Na?" fuchtel mit einem Zettel) Aber auch auf den Gängen eines Amtes ist es schlimm. Das zentimeter dicke Linoleum, die abgeschraubten Fenstergriffe, damit auch niemand auf die Idee kommt, frische Luft rein zu lassen, oder aus dem Fenster zu springen (1. Stock - gefährlich), die vergilbte Werbung auf der "Die Schutzpolizei sucht Nachwuchs" steht, die Beamten, die mit skeptischer Miene an den Wartenden vorbei hasten, die Nummern aus Altpapier, die man ziehen muss; der muffige Geruch, der durch alle Hautporen eindringt. All das fördert bei mir Ausschlag, Juck- und Brechreiz, Unwohlsein und das Gefühl, der falsche Mann, am sehr falschen Ort zu sein. Aber ich hab es dann doch noch geschafft. Als ich wieder raustrat, in die freie Welt, da hätte ich aus einer guten Laune heraus geradewegs eine Oma über die Strasse scheiben können. War aber keine da.

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