Donnerstag, 12. September 2002

Gezittert...

...hat bestimmt der Irak, als er Bushs überraschende Rede vor der UN Vollversammlung vernommen hat. Da hat der Saddam sicher nicht mit gerechnet. Etwas störte mich nur. Also früher, sehr viel früher war das ja so.

Da hat Fürst Eins da gesessen und gerechnet: "Ich hab 300 Pferde, 50 Kanonen und 300 Dukaten, mit denen ich ein paar Söldner zahlen kann. Der Idiot neben an (Fürst Zwei, die. Red.) hat 200 Pferde, 30 Kanonen und nur 150 Dukaten. Sollte klappen." Dann hat man alles zusammengetrommelt ist einmarschiert, hat ein wenig gemordet und gebrandschatzt, während der Nachbar (Fürst Zwei, die Red.) erst seine Leute zusammen getrommelt hat.

Heute macht man das wohl anders. Man überlegt quer durch die Medien erstmal laut und über ein Jahr lang, was man alles mit seinem Gegner machen könnte. Dann hält man eine Rede, in der man sagt, wie Scheisse man den anderen findet. Und das man ihm, zwar ungerne aber nu, was man machen muss, muss man eben machen, ihm also demnächst mal eins in die Fresse hauen wird. Und so zwar richtig böse, so dass der andere auch ja nicht mehr aufstehen kann. Dann wartet man.

Ich bin mir ja nicht sicher, ob die moderne Kriegsführung wirklich so viel besser ist.

Permalink

 


Damals in den Blogs

einen praktikanten hatte man ans fenster gestellt, um nach flugzeugen ausschau zu halten

Hier kann man lesen, was man in den Blogs vor einem Jahr so gedacht hat

Permalink

 


Selbstversuch

Ich hab jetzt 24 Stunden fast "Rund-Um-Die-Uhr" 9/11 Retrospektiven und Berichterstattung hinter mir. Ich habe das WTC mindestens 300mal in sich zusammenstürzen sehen. Und ich habe mir in den letzten 24 Stunden Bilder des ehemaligen WTC runtergeladen. (Nebenbei erwähnt: ich war eigentlich auf der Suche nach Bildern aus dem beiden Türmen kurz nach ihrer Fertigstellung zwischen 1972 und 1973. Aber nix zu finden. Wenn jemand sowas hat oder einen Link weiß...)

Wie dem auch sei, 24 Stunden haben ihre Spuren hinterlassen. Vor allem dank des ZDF. Die fingen gestern mit der zunächst recht guten, dann aber sich ins schreckliche wendende Doku von HBO an, nervten heute mit einem unglaublich sabbernden Stefan Seibert weiter, der sogar in der Schweigeminute, die Schweigeminute erklärte, und fanden einen krönenden Abschluss in der Kerner Show, der tatsächlich einen deutschen Feuerwehr Pfarrer eingeladen hatte.

Wirklich sehenswert waren: Der Film von Gédéon und Jules Nadet in der ARD, die Doku "Ground Zero" in den Dritten und die nur aus irgendwelchen Agentur und Privatbildern chronologisch zusammengeschnittene Doku auf XXP. Die einzige Doku, die a) auf Kommentare und Übersetzungen verzichtete und zwischendurch immer wieder die Menschen befragte, die selber nur Beobachter waren. Da wurde einem zumindest für den Moment klar, was da genau die Seele der Amerikaner durch geschüttelt hat.

Jetzt bin ich müde und werde bestimmt vom WTC träumen. Oder von Steffen Seibert. Weiß auch nicht, was schlimmer ist.

Permalink