Kleine Zwischenbilanz

Autofahren in der Stadt ist ja eher was für Vollmasochisten. Wobei es in Berlin sogar noch geht. Dank der relativ großzügig angelegten Straßen, kommt man selbst zur Rush Hour einigermaßen vorwärts, so lange man neuralgische Punkte wie den Potsdamer Platz vermeidet, oder die Stadtverwaltung nicht gerade mal wieder auf die grandiose Idee gekommen ist, die "Straße des 17. Juni" zwischen dem "Großen Stern" und dem "Brandenburger Tor" zu verminen zu sperren, damit ein paar Fußballirre sich dort einen Monat lang besaufen können. Ich hab mir trotzdem im letzten Februar ein Auto zugelegt. Die Bedingung war: klein, sparsam, und es darf im Monat nicht mehr als 100 Euro an Unterhalt (Steuer, Versicherung, Sprit) kosten. Dies alles fand ich in einem Daihatsu Cuore, der so winzig ist, dass ich gerade aml so eben reinpaße. Gründe für die Anschaffung waren meine neu entdeckte Fotoleidenschaft, der Umstand, dass die BVG eben doch nicht überall hinfährt und es wenig Spaß macht mit einem Stativ, zwei Kameras, mehreren Objektiven und anderem Fotokrempel kilometerweit durch die Walachei zu marschieren. Da ist ein Auto schon praktischer. Allerdings steht der Wagen meist nur rum, wie ich an meinen Tankquittungen sehe. Gekauft und neu betankt habe ich den rund 10 Jahre alten Cuore Ende Februar. Das erste Mal neu betankt hab ich ihn letzte Woche.

Mit dem Opel hab ich jetzt zwei Autos, was in so fern doppelter Masochismus ist, da ich nun in meiner, an Parkplätzen sehr armen Ecke, gleich zwei davon brauche. Auch muss ich jetzt immer überlegen, welchen Wagen ich nehme, wenn ich Katzenfutter einkaufen muss. Das ist für einen Menschen, dessen Entscheidungsprozesse oft auf den verschlungenen Wegen des Abwägens, Verwerfens, Wiederaufnehmen und auf Halde schieben begeleitet werden, nicht so ganz leicht, weswegen ich froh bin, wenn ein Wagen vor Tür, und der andere weiter weg steht. Dabei hat der Opel dem Cuore etwas ziemlich wichtiges voraus. Während man im Daihatsu das Gefühl hat, von Reispapier dünnen Blech umgeben zu sein, fühlt man sich im Astra wie in einem Panzer. Man sitzt erstaunlich tief, die Türen gehen bis zu den Schultern und nicht, wie beim Japaner, bis zu den Nieren und außerdem hat er ABS und all den anderen Schnickschnack. Verlieren tut der Opel allerdings bei der Parkplatzsuche. Ich brauche schon einen richtigen, echten, großen Parkplatz, während der Cuore auch gerne mal quer eingeparkt werden kann. Dafür macht der Opel im Stau mehr Spaß. Man kann sinnlose Zieleingaben im Navi machen, mit dem Bordcomputer spielen oder mit sich selbst Wetten abschließen, welches elektrische Fenster schneller unten ist, drückt man beide Knöpfe gleichzeitig. Schneller voran kommt man deswegen aber auch nicht. Wegen der Parkplatzsuche ist der Cuore bei mir am Ende aber (eigentlich) die erste Wahl in der Stadt.

Wenn da nicht das Fahren auf längeren Strecken wäre. Der Astra läuft ganz flott, ist bequem und man hat bei 130 km/h nicht das Gefühl, man würde gleich wichtige Teile der Karosserie, eventuell auch sich selbst großflächig auf der Autobahn verteilen. Ganz ehrlich: da ist der Astra wirklich stark. Wenn mir einer sagen würde: fahr damit nach Madrid oder Rom, ich hätte kein Problem damit, weil ich wüßte, dass mich der Wagen einigermaßen erholt an mein Ziel bringen würde. Ich hab keine Ahnung, wie das bei Opel früher war, aber ich bin schon ein paar Autos gefahren. Ich fühl mich im Astra auf der Autobahn auch nicht schlechter, als im 5er BMW meines Vaters, dem Golf meiner Mutter oder dem relativ neuen Peugeot Cabrio des wunderschönen Mädchens. Wenn die mal ein Problem mit der Verarbeitung haben, dann haben sie es wohl abstellen können. Zumindest für die knapp 3000km, die ich mit dem Ding unterwegs bin.

Zum Design des Wagens fällt mir auch nach knapp drei Wochen nicht so viel ein. Gut, er ist nicht so hässlich wie die Tochter des Metzgers, die mich mal knutschen wollte, als ich 14 oder so war. Aber unter einer klassischen Schönheit verstehe ich dann auch was anderes. Ich versteh auch nicht, warum das bei keiner Autofirma heute noch geht. Schönes Design und Sicherheit. Gestern sah ich irgendwo im TV einen Bericht über den neuen VW Eos, und der sieht ja wohl aus, wie eine lieblos zusammen gehämmerte Seifenkiste. Dagegen wirkt der Astra ja fast mutig. Zumindest von vorne. Aber viel lieber hätte man doch was zum anschauen, was erotischer, fordernder und auffälliger wäre, als das, was man geboten bekommt. Ein alter Alfa oder Triumph mit all den Sicherheitsdingens von heute wäre was Schönes.

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Nochmal zur Qualitätsdebatte rund um den Opel. Einige schreiben unter den letzten, aus unerfindlichen Gründen noch nicht im Astra-Blog erschienenen Text (Zitat Agentur: irgendwas mit der Technik im Blog), dass Opel in den 90er Jahren massiv in der Qualität eingebüßt hatten, und man tunlichst die Finger von Opel aus der Zeit lassen soll. Ich kann, zumindest was die Verarbeitungsqualität Entwarnung gegen. Ich habe lange nicht mehr in einem Auto gesessen, das augenscheinlich so gut verarbeitet war, wie der Astra. Meine ich ernst. Da klappert, knirscht oder rumpelt nix. Die Schalter sind groß, fest und gut anzufassen. Das verarbeitete Plastik ist zwar Plastik, aber wenigstens wirkt es nicht wie billiges Plastik. Man fühlt einen sehr hohen Standard, wenn man im Wagen sitzt. Meinte ja sogar meine Mutter. Ich kann natürlich nichts darüber sagen, wie es mit der Technik ist. Dafür habe ich den Wagen zu kurz. Bisher war jedenfalls alles bestens, was man bei einem Auto für um die 20.000 Euro, das bei der Übergabe 12 Kilometer auf dem Tacho hatte, aber auch erwarten kann.

Das Qualität heute auch eher Zufall ist, darunter leiden auch andere Automarken. Toyota ruft gerade rund eine Millionen Autos zurück, weil sie Probleme mit der Lenkung haben könnten. Bei Mercedes laufen schon lange Kunden gegen die scheinbar mangelnde Qualität Sturm und der neue Daimler-Chrysler Chef sieht dort massiven Nachholbedarf. Die Liste könnte man endlos fortführen. Ob und wo bei Opel noch die Schwierigkeiten liegen, weiß ich nicht. Das man noch ein gutes Stück Arbeit vor sich hat sieht man in der ADAC Pannenstatistik 2005, auf der Opel nicht gerade besonders weit vorne liegt.

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Manchmal ist Image ein merkwürdig Ding. Vor allem bei Produkten. Wahrscheinlich könnte der Hersteller der Firma "Tempo" ganze Regenwälder nebst possierlichen und puscheligen Tieren mit Kindchenschemablick vernichten, die Taschentücher würden weiter den Ruf haben, besser zu sein als, die der Konkurrenz. Der Name "Tempo" ist sogar zum Synonym für alle anderen Papiertaschentücher geworden, da kann Dingens, na, wie heißen die, Zewa, machen was sie wollen. Ein weiteres Beispiel für ein gutes Image ist Opel sicher nicht. Tatsächlich frag ich mich nach nun mehr 2500km mit dem Astra, warum das eigentlich so ist. Gut, es mangelt dem Wagen an ein paar Kleinigkeiten, wie den fehllenden Ablagefläche (hab ich die schon mal erwähnt?) und anderen Sachen, aber das sind Marginalien, die nicht überdecken können, dass der Astra ein ganz okayes Auto ist. Gerade auf der Autobahn hat mich der Wagen überzeugt, und das, obwohl ich nur die Standartausstattung von Opel, plus Navi und Klimaanlage habe. Bis 180 km/h zieht der 100 PS Diesel ganz ausreichend. Mit viel Anlauf und einer leicht abschüssigen Strasse hab ich ihn neulich mal auf 215 km/h gebracht. Man fühlt sich sicher, die Bremsen sind gut, der Wagen hat alle erdenklichen Airbags und sonstige Sicherheitsfeatures und ich kann nichts anderes sagen, als dass ich mich auf der Autobahn nicht einmal unwohl in dem Wagen gefühlt habe.

Jedenfalls ist der Wagen nicht schlecht. Sicher nicht schlechter als der Mietwagen Golf, den ich vor ein paar Monaten gefahren bin. Fragt man sich also, warum Opel nur so zu kämpfen hat und warum das Image der Firma nur so schlecht ist, dass man bei Telepolis nicht mal deren Namen schreiben mag. Auch während der Diskussion in der vorletzten Woche kam ja ab und an das Argument auf, einen Opel würde man niemals nehmen, einen Ford oder VW schon. Auch wurde erwähnt, dass ich und die anderen Opel nun helfen würden, deren Image als Opa-Auto abzulegen. Weswegen ich mal geschaut habe, was Opel in den letzten 30 Jahren so in der Werbung getrieben hat.

Dabei fiel mir auf: die hatten schon immer Probleme damit, dass sie besonders "jung" erscheinen wollten. Bis Ende der 60er Jahre baute man solide, aber vor allem unfaßbar langweilige Autos, bis man dann plötzlich mit dem atemberaubenden Opel GT rauskam. Der schlug ein wie eine Bombe, auch wenn es damals schon hieß, Opel solle doch die Sportwagen der Firma Porsche überlassen und weiter langweilige Autos basteln. Nach nur fünf Jahren stellte man den Versuch, ein neues Image mittels eines Sportwagen zu schaffen, wieder ein.

Dummerweise legte man auch nie nach, sondern versuchte den gerade gewonnen Image Vorteil mittels Werbung auf die anderen Fahrzeuge aus dem Hause Opel zu transferieren. Das "Manta" Modell half dabei nicht wirklich. Die erste Generation sah noch einigermaßen außergewöhnlich aus, aber spätestens mit der zweiten, kantigen und eher langweiligen Version des Manta, war es vorbei mit dem Autospaß. Da halfen auch ein Enkel des Firmen Gründers in der Formel Eins und die Erfolge im Motorsport nicht weiter, die man auf der Rundstrecke ebenso feiern konnte, wie mit Walter Röhrl in der Rallyweltmeisterschaft. Da konnten die Rüsselheimer Anzeigen schalten wie sie wollten, die Masse der Autokäufer sah auf den Manta herab und spätestens mit dem Aufkommen der "Manta Witze" traute sich kein Führerscheinneuling mehr, einen neuen oder gebrauchten Opel Manta zu kaufen. Der absolute Horror für jeden Heranwachsenden wahr wohl ein geschenkter Manta in braun mit beiger Innenausstattung, den der Opa stolz überreichte. Da fuhr man lieber Fiat Panda. Opel aber baute verbissen weiter, versaute sich sein Image mit noch mehr schlechter Werbung für den als "Golf GTI Killer" gedachten Opel Kadett GSI.

Das wurde in den 90er Jahren nicht besser. Da konnte man neue Autos entwickeln und die Pogues unter das Werbefilmchen legen, das Image der Marke blieb schnarchig. Und ist es bis heute trotz etlicher Verbesserungen auch geblieben. Interessant zu sehen, wie Opel seit 30 Jahren versucht, sein Image um zu biegen. Und wie sie es immer weiter versuchen, möglichst frisch und jugendlich daher zu kommen, anstatt das eigene Image mal aufs Korn zu nehmen, wie das Mercedes, VW und andere Automarken in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich gemacht haben. Über deren Werbung konnte ich mal lachen, aber über die Werbung von Opel? Vielleicht sind es die Vorgaben der Konzernmutter "General Motors", vielleicht ist aber auch eine überängstliche Marketing Abteilung. Aber irgendwie wirkt die Marke manchmal wie ein verängstigtes Häschen, dass keine Fehler machen will.

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Mitm Opel im Ruhrpott.

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Soeben den Opel einem ersten, sehr ernsten Härtetest unterzogen. Also eigentlich nicht ich, sondern meine Mutter. Die ist seit Jahren bekennende VW Golf Fahrerin und hat seit ein paar Monaten einen Golf V in vergleichbarer Ausstattung wie der Opel Astra, allerdings ein Benziner und kein Diesel, weil (O-Ton Mutter) "...ich bin ja nun nicht auf dem Land groß geworden, dass ich jetzt mit einem Traktor durch die Gegend fahren muss." Überhaupt liebt meine Mutter eine etwas sportlichere Fahrweise, was sie schon immer gerne zum Ausdruck gebracht hat.

Als mein Vater noch nebenbei am Wochenende auf der Nordschleife des Nürburgring Rennen gefahren ist, sah sie es überhaupt nicht ein, fünf Stunden neben der Rennstrecke zu stehen. Zum einen, weil sie dazu wegen der bekannten Wetterwechsel am Ring keine Lust hatte, zum anderen, weil sie nicht mit der Stoppuhr die ganze Zeit in der Box stehen wollte um bei größeren Abweichungen der Rundenzeit sofort damit zu rechnen, dass sie "...irgendwo die Knochen deines Vaters nummerieren und einsammeln..." musste. Deswegen ließ sie ihn immer morgens losfahren, sammelte mich nachmittags ein und raste die 40 Kilometer über schmale Landstraßen von Godesberg zum Nürburgring. Bis heute hält sie den familieninternen Streckenrekord von irgendwas über knapp 30 Minuten, aufgestellt mit einem VW Scirocco GTI.

Was liegt also näher, als den Opel einmal in ihre Hände zu geben, was ich heute auch tat. Erste Reaktion bei Sichtung des Wagens: "Naja." Sie relativierte diesen drakonischen Kommentar allerdings mit den Worten "Von vorne geht’s ja." Im Auto wurde den die Opel Innendesigner sofort am Schlafittchen gepackt. "Wo sind denn hier die Ablagemöglichkeiten?" Das war allerdings eine Frage, die ich mir auch schon gestellt hatte. Als ich den Wagen mit allerlei Tand für die lange Reise von Berlin nach Düsseldorf belud, und eine kleine Flasche Wasser zwecks Erfrischung verstauen wollte, fiel mir auch, dass mir auffiel, dass ich nicht wusste, wo. Es gibt vorne keine Getränkehalter, keine Mulde im Armaturenbrett, keine in Höhe der Handbremse, keine unter dem Lenkrad und in die Kartentaschen der Türen passte die Flasche nur mit Gewalt rein. Es gibt eine kleine, rechteckige Mulde für die Menschen, die auf der Rückbank sitzen, und einen Getränkehalter, der im (!) Handschuhfach eingelassen ist, aber sonst nix. Man muss seine Sachen entweder auf den Beifahrersitz legen (wo sie beim Bremsen auf der Autobahn rum fliegen) oder halt nichts mitnehmen. Vielleicht wollten die die Opel Designer die Autobahngaststättenwirtschaft stärken, dachte ich, während meine Mutter minutenlang sämtliche Getränkehalter ihres VWs auflistete.

Wir waren noch keine 150 Meter gefahren, da tönte es mütterlicherseits vom Beifahrersitz: "So kann ich aber nicht sitzen." Nicht der Sitz an sich, wohl aber die Länge seiner Auflagefläche für die Beine fielen durchs Raster meiner 1.65m großen Mutter. Dies sei bei "...einem so großen Auto ja auch lächerlich..." das man solche Sitze verbauen würde. Und "Hier sind ja auch keine Ablageflächen!". Geschätzte drei Kilometer später erfolgte die nächste Kritik: "Und mein Golf hat, wenn die Vordersitze so stehen, zur Rückbank vieeeel mehr Platz." Ich konnte das jetzt nicht nachmessen, muss mich also auf das Gefühl meiner Mutter verlassen. Und das mütterliche Gefühl trügt ja selten. Ich selber habe beim Fahren noch nicht hinten gesessen, werde das aber demnächst, wenn mir sehr langweilig sein sollte, mal ausprobieren.

Während meine Mutter sich mit der Frage beschäftige wie sie "... in einem Opel, in einer Gegend wo mich jeder kennt..." möglichst würdevoll sitzen konnte, bemühte ich mich um eine elegante Fahrweise was meine Mutter zu der Bemerkung veranlasste, ich solle doch bitte nicht auch noch wie ein "...Opel Fahrer mit Hut..." unterwegs sein. Positiv fiel ihr allerdings auf, dass der Wagen gut verarbeitet sei. Auf der Autobahn folgte die Frage, was der Opel denn laufen würde, was ich auch noch nicht ausprobiert hatte, aber die 180 km/h die ich schwerfällig aus den 100 Diesel PS rausholen konnte, haben weder mich, noch meine Mutter begeistert. Mehr kamen auf den fünf Kilometer Autobahn die gerade frei waren, auch nicht aus. Da sich meine Mutter dabei sichtlich langweilte, bekam ich in Kurzform sämtliche Familiengeschichten der letzten Monate zu hören.

Gefallen hat ihr auch noch das Navigationsgerät („Der zeigt ja sogar den Namen der Strasse an, auf der man gerade unterwegs ist“) und das Lenkrad („Sehr schick“).

Als ich sie wieder zu Hause absetzte und um ein druckbares Statement bat, meine sie zum Opel zunächst: "Naja, kann man machen. Hoffentlich bekommst Du genug Geld dafür", relativierte aber in Richtung: "Ganz ordentlich, für ein Auto ohne Ablageflächen" und warf die Tür zu.

Irgendwann möchte ich mal meine Mutter mit der von Lyssa bekannt machen. Ich glaube, die würden sich verstehen.

PS.: Ab morgen ist es erstmal Ruhe mit Opel, da ich auf dem medienforum.nrw bin und mich aufrege.

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