Ich will gewinnen!
Ich hab noch nie was gewonnen. Never. Halt! Einmal hab ich doch was gewonnen. So mit 8 Jahren auf einer Messe. Meine Eltern mussten da irgendwas machen und ganz in der Nähe von dem Stand, an dem sie irgendwas machen mussten war ein Stand, an dem man Lose kaufen konnte. Zu gewinnen gab es Prachtfinken und anderes Getier. Im festen Vertrauen auf den Dahlmannschen Familienfluch, dass niemand auch nur jemals einen Cent bei irgendetwas gewinnt, drückte man mir zwei Mark in die Hand, damit ich Ruhe gab. Ungefähr 90 Sekunden später stand ich sehr glücklich vor meinen Eltern, in der Hand einen Pappkarton, da drin ein Prachtfink. Wie meine Eltern schnell durch ein kurzes Gespräch mit anderen Eltern feststellen konnten, war die Gewinnquote an diesem Stand außerordentlich hoch und das hatte vermutlich etwas damit zu tun, dass der Standbetreiber nicht nur Prachtfinken verloste, sondern praktischerweise auch Käfige zur Haltung der Tiere verkaufte. Da war die Freude groß. Nach einer Woche nicht mehr so, denn der mittlerweile auf den Namen Koko (ich war acht Jahre alt, ja) getaufte Prachtfink hockte in einer depressiver Endzeitstimmung auf dem Boden rum und haute ab und an mit seinem Köpfchen gegen die Käfigwand. "Jaaaaaaaaahaaaaa, " sagte die in der Not befragte zoologische Fachkraft, "Jaaaa, diese Prachtfinken mögen es gar nicht alleine zu sein. Die brauchen Gesellschaft. Mindestens einen Partner." Meine Mutter stöhnte genervt und kaufte einen weiteren Prachtfinken im Zoofachgeschäft zu Apothekenpreisen, der zwei Tage später mit zerschmetterten Schädel auf dem Käfigboden lag, weil Koko ihn nicht leiden konnte. "Jajajajajaja," sagte die Besitzerin der Zooladens, "die mögen es gar nicht, wenn sie alleine waren. Am besten ist dann, dass man zwei Paare im Käfig hat." Der Einwurf meiner Mutter, dass der auf der Messe gekaufte Käfig ein wenig zu klein für vier Vögel sei, quittierte die die Dame mit einem "Tja" und machte an dem Tag ein recht gutes Geschäft mit einem Vogelkäfig, Spezialfutter, zwei Badehäuschen, einem kleinen Spiegel und einer Art "Super-Sand", der die Fäkalien der vier Racker aufsaugen sollte, denn "...wenn vier Vögel in einen Käfig machen, kann das schon mal streng riechen. Das geht durchs ganze Haus." Ich hatte dann acht Jahre lang Prachtfinken, die nichts anderes machten, als rumsitzen und zwitschern. Man konnte ihnen nichts beibringen, und selbst zum fliegen ausserhalb des Käfigs waren sie zu blöd, weil sie immer gegen das Fenster flogen.
Was ich ja eigentlich sagen wollte. Ich will jetzt mal was anständiges gewinnen. Bei Blogawards kann man nämlich zum allerbesten Blog der ganzen weiten Welt und aller Paralleluniversen gewählt werden. Das ist dass eine. Dass andere was mich reizt ist Tatsache, dass die Herren Lumma und Hebig in Zusammenarbeit mit Lyssa mit diesen Award vermutlich eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben werden, wie der Burda Verlag mit dem Bambi. Und wenn man so in 100 Jahren das 100jährige Bestehen des Blogawards feiern wird, wer wird dann neben den Initiatoren genannt? Na? Natürlich auch der, der den Preis als erster gewonnen hat, also ich.