Es ist so schwer zufrieden zu sein. Eine Binsenweisheit, die man schnell aus den Augen verliert, im täglichen Stress. Nach einem weiteren Wochenende voller Arbeit sitze ich eben vor meinem Blog und denke, dass ich sehr unzufrieden damit bin, dass ich kaum noch dazu komme, es mit sinnvollen und schönen Texten zu füllen. "Müsste mal wieder was aus meinem Leben schreiben." Dachte ich. Und relativ ratlos hinterher: "Aber was?" Wenn das Leben daraus besteht, dass man aufsteht, schreibt, Termine wahrnimmt, schreibt, was kocht und wieder ins Bett geht, und das sieben Tage die Woche, dann passiert halt nicht so viel. Und wenn man den ganzen Tag schreibt, dann ist irgendwann der Beutel mit den Buchstaben leer und man muss notdürftig was zusammenkratzen.

Ich gehöre ja auch zu den Menschen, die schnell mal unzufrieden sind, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Wenn die Arbeit einen umschließt, dann fallen einem tausend Dinge ein, die man sonst gerne gemacht hätte. In der Sonne liegen. Mit dem Fahrrad sinnlos rumfahren. Nutzlose Dinge kaufen. Lesen. (Aber lesen ist eh so ein Sache geworden, jedenfalls was Bücher angeht. Ich lese den ganzen Tag im Netz rum und irgendwie reicht der Input den ich da bekomme offenbar aus. Soweit ich weiß, bin ich mit dem Phänomen nicht völlig alleine im Netz.)

Wenn ich also meinen Willen nicht bekomme, wenn ich keine Zeit habe, eine der Geschichten zu schreiben, die auf einer mittlerweile sehr langen Liste auf mich warten, dann denke ich: "Alles doof und gemein." Manchmal stampfe ich auch mit dem Fuß auf. Neulich, bei einem der seltenen Abende mit Freunden und Getränken, sprachen wir darüber, dass die Japaner sich gerne deswegen umbringen, weil sie zu viel arbeiten. "Die stehen auf, quetschen sich in die U-Bahn, arbeiten bis tief in die Nacht, schlafen zu wenig, und gehen wieder arbeiten. Jeden Tag," sagte die Frau mit dem Japan Erlebnissen am Tisch. Ich schüttelte den Kopf, dachte aber Sekunden später "Ups, so viel anders ist das bei dir ja gerade auch nicht."

Aber auf der anderen Seite fällt mir dann immer wieder ein, wie privilegiert ich eigentlich bin. Dafür muss ich nicht mal Bilder von hungernden Kindern in Afrika sehen. Ich bin Freiberufler und wenn ich keine Zeit habe, dann läuft es gut, auch deswegen, weil ich meine Arbeit offenbar auch vernünftig mache. Das ist ein unausgesprochenes Lob, das einen aber auch ein wenig leer hinterlässt. Ich hab mich noch nie durch oder über die Arbeit definiert, da ich die immer als notwendiges Übel angesehen habe, damit ich meine Miete zahlen kann. Ich hätte im Prinzip überhaupt nichts dagegen, alles was ich mache, umsonst zu machen. Sinnlose Projekte, die spannend sind? Ich bin dabei! Die Welt wäre ein besserer Platz, wenn die Leute, die dazu Lust haben, nur die Projekte und Arbeiten angehen würden, die ihnen Spaß machen.

Die Tage ist eine Tante von mir gestorben und ihr Tod erinnerte mich daran, mal selber einen Schritt zurückzutreten und mir mein Leben anzuschauen. Ich bin gesund, meine Eltern, das wunderschöne Mädchen, meine Freunde und meine Katze sind es auch. Ich kenne niemanden, dem es zurzeit schlecht, oder um den ich mir Sorgen machen müsste. Ich kann meine Rechnungen bezahlen, ich habe genug Geld für meine Bedürfnisse, ich habe spannende Aufträge, die mich immer wieder neu fordern und Projekte, die viel Spaß machen. Es gibt Dinge, die nerven, das Finanzamt zum Beispiel, aber ich habe alles in die Wege geleitet, dass das in ein paar Monaten (hoffentlich) nicht nur gegessen ist, sondern vor allem auch in Zukunft keine Probleme mehr machen wird.

Da dachte ich: "Ich bin echt zufrieden." Und das ist eigentlich etwas sehr, sehr Schönes. Dass mit den Wünschen (mehr Zeit, mal wieder mehr für mich schreiben, 10kg weniger, neues Auto, neue Waschmaschine, DVD Rekorder, neuer Laptop, Handy mit Wlan, neue Kamera (SLR oder DSLR?), neue USA Reise usw.) wird schon.