Als ich gegen Ende der 80er darüber nachdachte, wie und wo ich Texte veröffentlichen konnte, da war der Einstieg klar: man fing an für Fanzines zu schreiben. Ohne Geld, aber mit viel Enthusiasmus. Wenn man Glück hatte, dann konnte man auch mal ein paar CD oder Kinokritiken im örtlichen Stadtmagazin unterbringen. Fanzines waren die Blogs der 80er und frühen 90er Jahre. Man tauschte Geschichten aus, man bekämpfte sich auch mal, wenn es um Interviewtermine ging, aber insgesamt gesehen, war man sich einig, dass man nicht auf Dauer bei einem Fanzine schreiben wollte, weil man irgendwann ja auch mal Geld verdienen wollte. Der Schritt, weg vom Fanzine, hin zu einem bezahlten Artikel in irgendeinem Magazin wurde damals allenthalben mit großer Freude und ein wenig Neid begrüßt. Gedanken darüber, dass man deswegen die Fanzine Kultur verraten würde, machte sich keiner.

Mit den Blogs scheint das anders zu laufen. Wer die Schwelle vom Blog zum - wofür auch immer - bezahlten Autor überschreitet, muss sich eine Menge anhören, wobei die Diskussion um die Glaubwürdigkeit nur eine Sache ist. Ich habe die Diskussion immer mit einer gewissen Verwunderung zur Kenntnis genommen, was vielleicht was damit zu tun hat, dass ich den umgekehrten Weg gegangen bin. Ich bin aus dem Journalismus (und seinen dunklen Ablegern) in die Blogs gekommen. Ich habe das bloggen u. a. auch deswegen angefangen, weil es mir die Möglichkeit bot, meine Ideen, Texte, Emotionen etc. zu veröffentlichen. Das war vor dem Internet schlichtweg nicht möglich. Nicht mal in Fanzines.

Die Arbeit, die Lust am Schreiben und dieses Blog haben - vor allem in den letzten Monaten - zu einigen Anfragen geführt, die teilweise in konkreten Projekten geendet sind. Weiter unten folgt dann eine Auflistung der Dinge, in die ich involviert bin. Die Anfragen kamen aufgrund meiner Texte, was ein schönes Kompliment ist. Für mich ist der Verkauf meiner Texte seit rund 15 Jahren also nichts Ungewöhnliches, weswegen mich manche Kritik schlichtweg wundert. Offenbar ist der Glaube, dass das, was da jemand ins Netz schreibt, in jedem Fall authentisch ist, ebenso weit verbreitet, wie die Idee einer Political Correctness, die teilweise schon fast faschistoide Züge angenommen hat. So gerne ich selber den ganzen Tag nichts anderes machen würde, als über Open Source Software, Einschränkung der Bürgerrechte, gute Autoren und mein Leben zu schreiben - irgendwie muss die Butter aufs Brot und ich hätte gerne auch mal ne Scheibe Wurst drauf.

Blogs schweben nicht in einem luftleeren Raum innerhalb der Gesellschaft, in dem Geld keine Rolle spielt. Viele Blogger verdienen ihr Geld mit etwas anderem, als mit dem Schreiben, viele andere aber auch mit dem Verkauf ihrer Seele per Text. Blogs werden auch von Menschen gemacht, die Geld brauchen, damit sie was zu essen haben. Interessanterweise habe ich den Eindruck, dass die Kritik daran, dass manche Blogger ihre Arbeit vermarkten, oft von jenen groß, die in einem festen Arbeitsverhältnis stehen. Da gibt es viele Belehrungen darüber, was Blogs sind, was sie ausmacht, wofür sie geschaffen wurden und was man auf gar keinen Fall mit ihnen machen soll. Das ist ein wenig aus dem Elfenbeinturm herab doziert, weil es an den Realitäten eines Freiberuflers (gerade eines schreibenden Journalisten) vorbei läuft.

Man wird als ein Mensch, der sein Geld mit dem Schreiben (oder auch anderen kreativen Dingen) verdient, immer ein Zwitter bleiben. Einerseits ist man jemand, der mit einer Menge Ideen und auch Idealen daher kommt, die man versucht ohne das Korsett des Angestelltendaseins zu verwirklichen, andererseits ist man jemand, der den alltäglichen Zwängen unterliegt. Man muss sich gegen die normative Kraft des Faktischen, die dem Geld innewohnt, wehren, aber kann sich (leider) nicht den Dingen in ihrer Gesamtheit widersetzen.

Auf der anderen Seite sollte die gerade stattfindende Revolution im Journalismus, in der dessen Funktion als Gatekeeper, also als, böse formuliert, Zensor dessen, was die Menschen so an Informationen via Medien zugemutet werden kann, nicht daran scheitern, dass in Blogs die gleichen Sitten einreißen, wie in den alten Medien. Für mich persönlich bedeutet dieser Gedanke, dass ich offen lege, an welchen Projekten ich zurzeit mitarbeite. Das bedeutet nicht, dass ich jeden Artikel, jedes Interview oder jeden Kontakt hier offen lege. Aber damit Klarheit herrscht, folgt eine Auflistung der Dinge, an denen ich gerade zum Thema "Blogs" oder "Cooperate Blogs" arbeite:

  1. Das ich seit Neustem bei der Welt über all das schreibe, was im weitesten Sinne mit Fernsehen zu tun hat, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Wer sich jetzt darüber aufregt, von wegen Springer und so: a) ich hab schon mehrfach für Springer gearbeitet, vor meiner Blogzeit sogar mal (zusammen übrigens mit Qype Gründer Stephan Uhrenbacher) bei bild.de. Ich war kein Witwenschüttler, sondern hab im Bereich "Paid Content" was entwickelt. b) Es gibt seitens welt.de absolut keine Vorschriften, was man schreiben darf und was nicht. Die Texte werden auch nicht gegengelesen. c) Die "Welt" hat was in der Pipeline, was ich extrem interessant finde, weil es Blogs, Kommentare, Meldungen, Leserbriefe, User Content und Newscommunities bündelt.

  2. Ein Cooperate Blog, das seit einigen Wochen in der Erprobung läuft, aber noch nicht online ist, stammt ebenfalls von mir. Näheres dazu, wenn es online geht.

  3. Und zum Schluss gibt es im Laufe der nächsten Woche(n) noch eine Ankündigung, die sich auf ein schon bestehendes Projekt im Netz bezieht, in das ich einsteigen werde. Thema verrat ich noch nicht.

  4. Ja, ich mache auch bei dieser "adical" Sache mit. Bei der Postingfrequenz in diesem Blog hier eigentlich gerade ein Witz, aber ich probier ja gerne mal was. Allerdings habe ich mich mit der Entscheidung, ob ich bei adical mitmachen soll, auch schwer getan. Zum einen kostet mich dieses Blog hier bei Antville nichts. Es gibt also keinen Grund, hier auch Werbung reinzudonnern. Zum anderen weiß ich selber nicht, was ich davon halten soll. Warum ich es doch mache?

Aus Neugier. Ich finde die Idee und die Form der Partnerschaft außerordentlich reizvoll, weil es zum, durchaus revolutionären, Umkehrprinzip des Internets gehört. Ich kann nun nicht mehr nur mittels Adblocker selber entscheiden, was ich sehen will. Es geht noch einen Schritt weiter: in dem ich, zumindest in diesem bislang kleinem Versuch, auch entscheiden kann, was beworben werden soll, liegt die Möglichkeit, einen Markt mitzubestimmen. Auch dadurch, in dem ich eine Diskussion über Werbung anheize. Stimmt die Theorie, dass die Angebotswaage sich in Zukunft zugunsten der Blogger neigen würde, hätte man durchaus die Möglichkeit, gewisse Firmen zu zeigen, dass ihre Meinungsmacht endlich ist. Die Theorie also, dass man als Blogger ein kleines Stück den Werbemarkt mit beeinflusst (und hoffentlich zum Positiven), finde ich interessant und sie ist mir eine Überprüfung wert. Sollte es Beiträge geben, die im Zusammenhang oder durch die Vermittlung von adcial entstanden sind, werden die dementsprechend klar gekennzeichnet werden. Wie das aussehen wird, weiß ich noch nicht. Vermutlich ein Button und/oder eine farbliche Abgrenzung oder einen Kasten um den Beitrag. adical macht sowas nicht. Die Banner und Textads werden wenn auf der rechten Seite auftauchen und gekennzeichnet werden.