Ich liebe ja diese Löcher, wenn man eine Sache abgeschlossen hat. Dank regelmäßiger monatlicher Abgabetermine, folgt danach für einen kurzen Augenblick so eine angenehme Leere. Man sitzt zu Hause rum, im Hinterkopf noch die Termine und die damit verbundenen Gedanken, dass man dieses und jenes ja unbedingt noch fertig machen muss, aber da ist nichts mehr, was gerade zum Abschluß gebracht werden will. Für einen Moment ist man ganz frei, erledigt Krempel, der in der Zwischenzeit liegen geblieben ist und kommt endlich dazu, endlich all die Musik zu ordnen, die man so gesammelt hat die Musik zu hören, die man bei Loronix gefunden hat. Angenehmer Schwebezustand, vor allem bei einem Wein, und dann mal wieder schreiben. Denn auch wenn das literarische hier in den letzten Monaten etwas gelitten hat, bedeutet das nicht, dass ich nicht weiter schreibe. Ich veröffentliche es nur nicht mehr.

Der Grund dafür ist einfach. Zumindest wenn man mich ein wenig kennt. Ich bin ein Mensch, der sich ständig ändert und auch ändern will. Es gibt wenig, wirklich sehr wenig Fixpunkte in meinem Leben, und ich habe mit fortschreitenden Alter auch nicht unbedingt mehr davon entwickelt. Dieses Blog war in den letzten Jahrzehnten viereinhalb Jahren schon etlichen Metamorphosen unterworfen. Es war mal eine Linksammlung, dann war es ein Medium für Bilder und dazu passende Lyrik, dann war es literarisch und im letzten Jahr ist es immer mehr ein "Blog" in modernen Sinne geworden, weil ich angefangen habe Dinge die mich interessieren in einer gewissen neuen journalistischen Form aufzuarbeiten.

Tatsächlich vermisse ich das literarische selber in diesem Blog, aber auf der anderen Seite muss ich auch zugeben, dass ich mir im letzten Jahr nicht mehr sicher war, ob und in wie weit ich mich in der literarischen Form überhaupt wiederfinden kann. Ich frage mich, ob die klassische Form des Autoren Dasein, also schreiben, einen Verlag finden und von den Veröffentlichungen leben können, in der Zukunft überhaupt noch funktionieren können. Der Schriftsteller war immer Zeuge seiner Zeit, aber das funktioniert ja nicht mehr, weil mehr der Literaturbetrieb nur noch zwischen einer hochgebildeten, unfassbar langeweiligen Leere (die man nur noch in den Momenten nachvollziehen kann, wenn man unfassbar betrunken Bus fährt) und belangslose Geplänkel hin und her pendelt. Auf den großen Roman über ein Deutschlands seit nach der Wiedervereinigung wartet man jedenfalls immer noch. Stattdessen hatten wir Stuckrad Barre und diesen Rechtschreib Menschen, Name fällt mir grad nicht ein.

Das schöne an diesem Blog ist, dass ich selber auch keine Ahnung habe, in welche Richtung es sich entwicklen wird. Vielleicht poste ich demnächst nur noch Kochrezepte mit Bildern. Soll ja eine dolle Einnahmequelle sein, wie ich so hörte.