Theoretisch kann das ja jeder unverheiratete, zum Priester geweihte Katholik Papst werden. Ich zum Beispiel, das mit dem Weihen kann ja im Notfall schnell gehen. Ich bin sogar noch Mitglied in dem Verein und unverheiratet. Sogar ohne uneheliches Kind. Welcher Kardinal kann das schon von sich behaupten. Ich hab eben auch mal auf der Vatikanseite geschaut, ob es vielleicht einen kleinen Link mit "Verfügbarer Arbeitsplatz" gibt, aber nichts dergleichen. Also dachte ich, vielleicht muss man sich über sein Erzbistum bewerben und das habe ich gerade gemacht.

Von: Don Dahlmann An: presse@erzbistumberlin.de Betrifft: Meine Bewerbung zum Papst

Sehr geehrte Eminenz Gerd Kardinal Sterzinsky,

mit großem Bedauern habe auch ich vom Ableben des Papst Johannes Paul II erfahren. Ich habe dass Wesen und Wirken seiner Amtszeit immer mit viel Interesse beobachtet. Vor allem imponierte mir seine Kraft und seine Stärke, mit der er noch im hohen Alter sein Amt ausübte. Aber genau dort, in seinem hohen Alter, sah ich auch die damit verbundenen Probleme. So schnellte mir die Frage durch den Kopf: "Bei den vielen Reisen, Empfängen, Audienzen und Seligsprechungen ist das bestimmt ganz schön anstrengend, ob das ein jüngerer nicht besser könnte?" Natürlich ist das jetzt sicher erstmal, so kurz nach dem Tod von Johannes Paul II, eine vielleicht ungebührliche Frage, aber die Sache mit der Kirche muss ja weiter gehen: Kontinuität wird ja in der Kirche ganz groß geschrieben, das wissen ja alle. Daher meine Überlegung, ob es nicht besser wäre, einfach mal einen Papst zu wählen, der etwas jünger ist. Zum Beispiel mich.

Ich bin gerade mal 38 Jahre alt, relativ gesund und zeitlich sehr flexibel. Wenn man den medizinischen Fortschritt so betrachtet, dann könnte ich sicher noch 50 Jahre leben. 50 Jahre! Stellen Sie sich das bitte mal vor! Ein Papst, der 50 Jahre regiert! Was sie da an Geld sparen! Sind wir doch mal ehrlich. Diese ganzen Beerdigungen alle paar Jahre, wo Sie diese ganzen Kardinäle einfliegen lassen und den Bundeskanzler und den Bush, und die ganzen Absperrungen, von den Blumenornamenten gar nicht zu sprechen, das kostet doch ein Heiden... Entschuldigung, ein ganzen Vermögen kostet das! Und das alle paar Jahre. Da kann man sich doch mal die Frage stellen: Muss das sein? Brauchen wir das Geld nicht auch anderer Stelle? Mal neue Uniformen für die Schweizer Garde vielleicht. Ich meine, wie lange laufen die damit jetzt schon rum? 500 Jahre doch bestimmt. Da wird am falschem Ende gespart, denn wie sollen die Gardisten mit ihren Hellebarden einen dieser irren Islamisten, von denen man in letzter Zeit so viel hört und die immer mit dem Flugzeug direkt vor Ort landen, abwehren. Jetzt sagen Sie, verehrte Eminenz mal selber, so geht das doch nicht.

Jaja, werden sie sagen, aber kennt der auch die Bibel? Also, ich gebe zu, ich hab da ein paar Lücken, gerade im alten Testament. Aber in dem anderen, dings, sie wissen schon, da nicht so sehr. Außerdem ist mir aufgefallen, dass man die Bibel ja gar nicht auswendig kennen muss. Wie ich bei meinem verstorbenen Vorgänger oft sehen konnte, steht bei der Predigt immer einer daneben und blättert auf die richtige Seite. Und vorlesen kann ich, das kann ich ihnen versichern. Ich lese ab und bei der Kaffeesatzlesung in Hamburg und gerade heute auch in Berlin. Leider werden sie ja keine Zeit habe, mal reinzuschauen, aber ich mach ein paar Fotos, die schicke ich Ihnen.

Sie machen sich vielleicht ein wenig Sorgen darüber, wie ich die Kirche führen würde. Das kann ich verstehen. Ich sag mal so: Es wird vieles bleiben, aber manches besser werden. Ich kann sie in der Sache mit den Frauen schon mal beruhigen. Ich würde auch nur ungern Frauen zum Priesteramt zulassen. Das haben die Evangelen, diese rückgratlosen Fahnenflüchtigen, ja probiert, und das Ergebnis war Uta-Ranke Heinemann. Gut, die ist jetzt bei uns, aber seitdem auch viel ruhiger geworden. Aber das geht nicht, das Frauen da als Priester mit machen. Allein wegen der vielen unschönen Wortkombinationen. Da gibt es viele hässliche Sachen. Nehmen wir nur als Beispiel, das eine Frau sagen muss: "Ich trug menstruierend die Monstranz." Sehense, da sind wir uns schon mal einig.

Alle anderen Themen würden jetzt hier den Rahmen meiner Bewerbung sprengen, aber ich hab da noch eine Idee in Sachen Kondome. Ich weiß, dass das nicht ganz unproblematisch ist, von wegen Samen aufhalten und überhaupt vorehelicher Sex, das geht ja nicht so richtig gut mit den Geboten und den ganzen Sachen zusammen. Aber lassen wir doch mal alle sieben Ordensschwestern gerade sein: die machen das ja doch. Dauernd. Immer. Da kann man nix machen und das war auch schon immer so. Der Herr hat uns eben auch das mitgegeben und kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, das ist nicht immer schön, aber Spaß macht es doch. Das ist so wie mit dem... tja wie kann ich das für Sie am besten vergleichen... Also, das ist so wie mit Ihren schönsten Bibelstellen. Die kennen Sie alle auswendig, aber es macht doch immer wieder einen komischen Spaß die noch mal zu lesen. Und das, obwohl man ja genau weiß, wie die Geschichte am Ende ausgeht. Also, ändern kann man das mit dem Sex und den Leuten nicht, aber sterben sollen sie ja auch nicht. Deswegen hier meine Idee: In Zukunft verteilt die Kirche die Kondome selber! Gegen einen kleinen Obulus, versteht sich. Damit das auch funktioniert verdammen wir alle Kondome, die nicht von der Kirche kommen und erstellen ein Dogma, dass ein reiner Katholik nur dann frei von Sünde bleibt, wenn er ein geweihtes Kondom benutzt. Stellen Sie sich diese Einnahmen mal vor! Lassen Sie doch mal jemanden recherchieren, wie viel Umsatz die Kondomhersteller der Welt so machen. Das sind Milliarden! Wir würden drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: erstens hätten wir bei vielen echt einen Stein im Brett, zweitens gäbe es da das schöne Geld (die Schweizer Garde!) und drittens ein tolles PR Instrument. Was man alles machen könnte! Kondome mit Kreuzaufdruck in Noppen. Kondome, die nach Weihrauch schmecken. Und! Und! Und!

Gut, ich bin sicher, ich habe sie überzeugt. Deswegen hier meine förmliche Bewerbung als Papst. Ich bin katholisch, unverheiratet, habe keine Kinder und mal ein Semester Theologie studiert. Bitte teilen Sie mir doch mit, wo ich mich bis zum 18.April in Rom vorstellen muss.

Vergelts Gott Don Dahlmann

P.S. Ein berühmter Zeichner hat das schon mal etwas verdeutlicht, damit Sie vielleicht einen besseren Eindruck haben, wie das aussehen könnte:

Der Herr SvenK mal wieder...

©SvenK und besten Dank!