Mein Hirn ist ein Nudelsieb. Ein sehr altes, verrostetes Nudelsieb mit Rostlöchern vielleicht. Bestenfalls. Ich vergesse nämlich fast alles. Das war schon immer so. Wie oft stand ich in der Schule und hatte meine Hausaufgaben vergessen! Als schönes Beispiel für meine Zerstreutheit, meine totale Unfähigkeit mich gleichzeitig auf eine Sache zu konzentrieren, möchte ich folgendes Bild einfügen. Lachen Sie nicht, es ist ernst:
Eines Morgens erhob ich mich in meiner kleinen Künstlerklause aus meinem Schlafgemach. Es war eine kleine Kemenate, mit einem nicht funktionierenden Ölofen und winddurchlässigen Fenstern. Da ich schon mal dazu neige in der Nacht mit meiner Bettdecke Drachen zu bekämpfen und Frauen aus dem Wald zu retten, war ich mit einem Pyjama zur Nacht gegangen, und weil das nicht reichte (es war tiefer Winter) hatte ich auch Socken an. So Schlafsocken aus harter, unbehandelter Schafswolle, die ich mir heimlich bei Woolworth im Schlussverkauf einer ich alten Frau aus den zitternden Händen gerissen hatte erworben hatte. Also stand ich nach nur einer Stunde reiflicher Überlegung, ob ich da raus in die Kälte gehen sollte, mit jugendlicher Frische aus dem Bett. Mit einem fröhlichen "Guten Morgen Welt" Ich schlurfte ins Badezimmer, ignorierte meinen Spiegel, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Das war sehr herrlich, allerdings meinte ich nach fünf Minuten zu erkennen, dass an diesem Morgen etwas anders mit mir sei. Etwas grundlegendes schien über Nacht mit mir passiert zu sein, genauer gesagt, irgendwas stimmte mit meinen Füssen nicht, denn die waren so schwer an diesem Morgen. Also wandte ich meinen Blick nach unten und selbst mit ohne Brille auf der Nase konnte ich erkennen, dass sich Füße nun mal schwer anfühlen, wenn man mit mit 10 Litern Wasser voll gesogene Schafswollstrümpfe an den Füssen hat.
Solch schlimme Dinge passieren mir selten. Gut, neulich die Sache mit der Mülltüte war auch so eine Sache. Und der Moment, wo ich Karfreitag vor dem Supermarkt stand auch. Aber normalerweise ist es harmloser. Ich vergesse alle Geburtstage. Selbst den meiner Mutter. Das heißt, ich vergesse sie nicht wirklich. Ich denke drei Tage vorher dran, dann denke ich, dass ich ja noch Zeit habe, dann vergesse ich es. 24 Stunden nach dem Termin fällt es mir wieder ein und dann ist das Jammern groß und die Beziehung vorbei. Auch vergesse ich immer, was ich eigentlich schreiben will. Ich habe eine Idee, denke, super Idee, gleich ins Blog. Dann kommt eine Mail und weg ist die Idee.
Ich hab schon eine Menge probiert. Zettel. Völlig sinnlos, weil ich eh dazu neige, alles noch schneller zu vergessen, wenn ich es einmal aufgeschrieben habe, weil ich es mir ja nicht mehr merken muss, wenn ich es aufgeschrieben habe. Zudem neige ich zu einer gewissen Unordnung, was meine Ablage angeht. Auch probiert: Diktiergerät. Nicht weil ich das Ding zu Hause vergessen würde, sondern weil ich die Batterien vergesse zu kaufen, die das Ding braucht. Außerdem sieht schon ein bisschen sehr autistisch aus, wenn man auf der Strasse rum läuft und die ganze Zeit mit seiner Faust spricht. Meine Arbeitstermine habe ich nur deswegen im Griff, weil ich mir einen Zettel mit allen anstehenden Abgabeterminen an die Wand nagel und sie in meinen Terminkalender eintrage und ich Auftraggeber habe, die mich kennen, und deswegen alle Deadlines für mich nach vorne legen, damit sie alles rechtzeitig bekommen. Es hilft alles nichts, ich vergesse ja sogar manchmal Worte, weswegen Sätze so verstümmelt. Eine Bekannte schickte mich, nachdem ich vergessen hatte, dass ich versprochen hatte, ihre Pflanzen zu versorgen, zu einem Arzt, der aber nur meinte, dass alles mit mir in Ordnung sei, ich solle mich gefälligst konzentrieren. Haha. Was ich komischerweise nie vergesse: Tomaten kaufen. Gerade wieder. Jetzt hab ich vier Kilo Tomaten zu Hause, weil ich es am Samstag und am Freitag auch nicht verge