Ungeordnetes VIII

Polarluft.de macht, aus welchen Gründen auch, die wunderschöne tägliche Linkliste dicht. Das finde ich sehr bedauerlich, denn diese Seite ist schon seit langem ein fester Bestandteil meiner täglichen Surfroutine gewesen. Danke an den Betreiber Ulrich, dass er seine Seite die ganze Zeit so regelmäßig und gut mit Links gefüllt hat. Werde es vermissen.

NIEDER MIT DER RESTAURATION

Nie werde ich den Moment vergessen, als ich im Alter von ca. fünf Jahren meine Mutter, die gerade mit dem Hoover Klopfstaubsauger die Teppiche malträtierte, mit der Frage konfrontierte: "Was ist eigentlich Politik?". Sie schüttelte den Kopf und meinte, das würde ich noch lernen, wenn ich groß bin. Ich warte immer noch.

Überhaupt - wenn ich mal groß bin, dann will ich eloquent, schlagfertig, gutaussehend, durchtrainiert, tolle Anzüge tragend, ein schickes Auto fahrend, ein hübsches Haus bewohnend, Urlaub auf Mauritius machend, ein Handicap von 3 habend, zwei lustige Kinder streichelnd, einen super Job machend und eine Frisur auf dem Kopf habend die Abends meine Gattin lachend ordnet, sein. Und Grammatik könnend. Aber wer will schon groß werden.

ICE 4:24

Für S. sein Papa

John Coltrane

Ich räum jetzt meinen Schreibtisch auf, weil ich Sehnsucht habe.

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Klick mich

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Ungeordnetes VII

Derjenige der die Grenzen des Lebens kennt weiss, dass das, was Schmerzen fern hält und das Leben vollkommen macht, leicht zu erreichen ist; so dass keine Notwendigkeit für Taten besteht, die Wettbewerb nötig machen. Genau! Alle Stoiker erschiessen.

42!

Ich sage: schaut mehr Gesichter an. Geht nah ran.

Schwer ist es nicht den Mut zu wahren. Schwer ist es, dass er einen weiter treibt, das er das Adrenalin oben hält und die Gedanken und das sie mäandern, mal in den peinlichen Bereich, mal auf die Seite der Wahrheit, die eingekuschelt auf ihrer Lieblingsdecke liegt und nichts böses ahnt.

Ich hatte mal einen Nachbarn, der onanierte immer zur selben Zeit. Ich konnte ihn dummerweise dabei beobachten, weil er ein Stockwerk unter mir wohnte und ich auf sein Bett schauen durfte. Er machte es sich Montags, Donnerstags und Samstags. Im Frühling auch mal willenlos zwischendurch. So gegen 23.00 Uhr legte er sich in seinem Bademantel ins Bett, holte immer das gleiche Magazin raus und fing an. Nach ein paar Minuten war er dann fertig, räumt alles weg und machte das Licht aus. Er machte dies mit einer Regelmäßigkeit, Präzision und Kaltheit, die mich schaudern ließ. Da lebte also ein Mensch, alleine eingesperrt in seinem Hasenkäfig, macht sich Abends was zu essen, räumt das danach sofort weg und spült es ab, damit er das Messer morgen direkt zum Frühstück nochmal benutzen kann, dann schaut er fern, gegen halb elf auf jeden Fall die Tagesthemen, dann sagt Uli Wickert "Das Wetter für morgen, Freitag" und er denkt sich "Ah, dann muss ich ja gleich mal wieder". Vor solchen Leuten habe ich eine panische Angst, weil ich jeden Moment darauf warte, dass sie explodieren und mit der selben Teilnahmslosigkeit mit der sie sich behandeln, ihrem Nachbarn den Kopf abtrennen.

Wenn man Dean Martins "Gentle on my mind" singt, kann der Frühling nicht mehr weit sein

Erst reden und dann vögeln? Oder umgekehrt?

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