2000 und 3
Im Jahre 2000 und 3 Hat die Erde eisgraue Schläfen Und in den Häfen Sagt kein Mensch mehr good bye
Im Jahr 2000 und 3 Macht der Mond von sich reden Und schickt jeden der sich freiwillig meldet Zur Mondpolizei
Dort wird dann weitergemacht Mond gegen Mars Oder Mars gegen Mond Wohl dem der dann auf dem Jupiter Wohnt
Im Jahr 2000 und 3 verschwinden Wälder und Berge Denn aus der Erde macht man dann Särge Für die Mondpolizei
Im Jahr 2000 und 3 Hat die Erde nichts mehr zu sagen Nur noch vom Monde hört man direkt übertragen Todes- und Hilfegeschrei
Denn dort wird dann weitergemacht Die alte Geschichte vom Turmbau zu Babel Von Habgier und Neid Die alte Geschichte von Kain und Abel
©Hanns Dieter Hüsch 1951
So ein bißchen...
Angst hab ich jetzt schon, irgendwie
Der Bluff mit dem Bluff
Ex-Vodafon, jetzt "Popup-bis-es-schwarz-wird-Weberbank-Online" nimmt sich heute ein Buch vor Ein Buch über Bluffs in der bösen, gemeinen Welt da draussen. Ein Buch das aufschrecken soll. Wach machen, dass einen nachdenklich nickend läßt, weil da sind so Zitate wie dieses drinne: "Längst lassen sich in unserer Gesellschaft deutliche Züge narzisstischer Selbstbespiegelung und Selbstüberschätzung beobachten. Man denke nur an die Stars der New Economy oder die Motivationsgurus mit ihrem kollektiv geschürten Größenwahn, dass jeder alles erreichen kann." Das ist fein beobachtet. Vor drei Jahren hätte ich da auch völlig zugestimmt, aber jetzt ist Rezession, Baby. Keiner hat Geld, alle sind arbeitslos. Da ist das mit dem Narzismus schon ein wenig schwer. Die Autorin weist daraufhin, dass es böse Menschen gibt, die aus diesem Grund ihre Zeugnisse frisieren, fälschen und den Lebenslauf gleich dazu. Weil die: "...Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes um sich greift. Das fördert den Trend zur Selbstvermarktung: In Stellenanzeigen verlangen Arbeitgeber Wundermenschen - hochgradig flexibel und vielseitig einsetzbar. Und so verwerten die Arbeitsuchenden jeden Urlaub, jedes kleine Hobby für den Lebenslauf und strömen in Selbstmanagement-Seminare - jeder eine kleine "Ich-AG". Die Frage, ob ein Wirtschaftssystem, dass davon lebt, Arbeitsplätze zu verknappen, weil es eine Shareholder Value gibt, weil sich Vorstandsvorsitzende als "Global Player" profilieren wollen, nicht eher Schuld daran hat, dass die Menschen anfangen sich zu den Superangestellten zu trimmen, der erwünscht ist, die wird nicht gestellt. Im Gegenteil, denn die Autorin ist guter Hoffnung: "Ja, die Blender schwimmen oben - aber nur kurz, glaubt die Autorin. Auf lange Sicht setze sich Qualität durch. Denn die Schwindeleien erzeugten Stress, Firmen kämen nicht an die guten Leute, die sie suchten. " Schön, dass die Wirtschaft doch noch die Super-Angestellten bekommt, die sie verdient. Sie machen das ja auch vor, Frau Professor. Ein Buch als Bluff über Bluff. Und wenn ich dieses verfickte Wort jetzt noch einmal schreiben muss, dann breche ich mir freiwillig alle Finger.
Die gute alte Zeit
Augstein, Unseld, die Gräfin, Bucerius, Nannen. Die großen Verleger und Journalisten sind nun alle tot. Die Nachfolger sind zumeist BWL geföhnte Manager, die mehr die Zahlen und weniger die Inhalte interessieren. Schade. Man stelle sich nur mal vor, ein junger Journalist würde heutzutage bei einem Verlag zur Tür reinkommen, und sagen: "Ich würde gerne ein investigatives Nachrichtenmagazin machen, dass unabhängig ist und auch mal großen Unternehmen ans Bein pinkelt." Wahrscheinlich würde die Marketing und Werbeabteilung den Spinner lachend rauswerfen. Schade, das heute Blätter nur noch nach einem imaginären Publikum gestrickt werden, und nicht mehr nach interessanten Inhalten. Ich glaube kaum, dass es Deutschland an guten Journalisten mangelt, wohl aber an mutigen Verlegern und mitdenkenden Anzeigenagenturen.
Weit voraus
Die Sofisten sind ihrer Zeit mal wieder voraus. Endlich mal jammern dürfen. Endlich mal Zeter und Mordio schreien. Endlich mal den ganzen Konsumfrust raus lassen.
Auf der anderen Seite sind wir das auch selber schuld. Terror der Ökonomie. Jahrelang sich als willenloser Lohnsklave für irgendwelche Firmen in den von Krankenkassen prognostizierten Herztod schicken lassen, nur damit man eine neue Joghurtmarke im Kühlschrank stehen hat, dessen Gelatine mit Seperatorenfleisch angereichert wurde. Scheiss Gefühl in der Arbeit? Gehn wa halt shoppen und kaufen für 25 Euro eine Flasche von dem Rotwein bei Franco aus der Toskana mit dem obskuren Label, der von albanischen Hilfsarbeiter in einer Weinfabrik aus den Resten der riesigen Plastikfässern zusammen geschüttet wurde, und den Franco für 1, 25 Euro eingekauft hat. Muss ja auch ein toller Wein sein, wenn der so ein Depot hat.
Fein haben wir uns zu Konsumsklaven erziehen lassen. Der Job als die ultimative Selbstbestätigung, mit grösst möglicher Fachidiotie. Die Spezialisierung als Individualisationsmassnahme um die eigene Existenz zu rechtfertigen, da draußen, auf dem harten Arbeitsmarkt. Beschäftigt man sich eben mit Powerpoint-Programmierung, dem Texten von Talkshowmanuskripten mit dem Titel "Hilfe, ich habe meine Tage!" oder dem Design einer neuen Erdnussfliptüte. Und wenn man ehrlich ist, weiß man das auch schon ganz lange das man da irgendeinen Murks fabriziert, dessen Existenz für das eigene Wohlergehen unwichtig ist. Und man wunderte sich auch hier und da, dass so ein Scheiss, denn man da produziert, tatsächlich auch noch bezahlt wird. Wir sind bequem geworden. Faul und Bequem. Altruismus ist was für Weicheier und nach rechts und links schauen ist unbequem. Nur schnell die Leiter hoch, den eigenen Besitzstand waren und um noch einen DVD Player erweitern. Denn wie soll man sonst die Winterwochenenden überleben, in denen man erschöpft von der 60 Stunden Woche alleine auf der IKEA Recramiere liegt und die als Warnschuss des Körpers verkleidete Grippe mit genetisch verbesserter Medikamentation in die Lymphen drückt. Damit man Montag wieder arbeiten kann. Kann man sich ja nicht erlauben. Und wenn dann plötzlich der Arbeitgeber feststellt, dass er seit 5 Jahren Mist gebaut hat und leider, leider, leider nicht auf seinen Porsche, aber auf 5 Mitarbeiter verzichten kann, dann wundert man sich immer noch nicht. Auch nicht, wenn man vor Erschöpfung und psychischer Belastung mal zusammenklappt oder durch die gesunde Ernährung aus abwechselnd Burger King, Cola-Light und Hungerkuren (Jill Sanmder macht eben nicht in Größe 38!) mager- oder fettsüchtig wird. Immer noch nicht, wenn die Geschwüre im Magen eine große Party werfen, die Leber sich, dank der allabendlichen Abtötung durch diverse Alkoholika, mal einen Ruhepause gönnt, die Libido gefesselt und geknebelt auf dem Boden liegt und röchelt oder der Tinitus fröhlich weiter pfeift.
Aber bloß nicht krank werden, denn in den Meetings jeder Marketingabteilung oder der Werbeagenturen wird weiter über virtuelle Zielgruppen geplaudert, und deren Wunsch nach Mango-Papaya-Zimt Schokolade, die "neue Trends" setzt. Und über allem schweben die Trendforscher, und überlegen sich, wie man dem Kunden mit noch einer neuen Schokowaffel die Arterien zermösert und das Geld aus der Tasche zieht. Wenn man auch nur ein Werk dieser Trendforschungsfaschisten liest, muss man eigentlich raus gehen, und eine Revolution starten. Aber dazu ist man im Endeffekt zu erschöpft oder man ist arbeitslos und es fehlt gerade das Geld.