Sonntagnachmittag Musik IX
Nancy Sinatra und der jüngst verstorbene Lee Hazlewood galten in den 60er Jahren als eines der interessten und erfolgreichsten Duos in den USA. Hazlewood war der Songschreiber, Sinatra gab den Namen,ihre durchaus gute Stimme und vor allem ihr gutes Aussehen. Dabei war sie allerdings als Solo-Künstlerin mit den Songs von Hazlewood erfolgreicher. Zwei Stücke als Duo sind aber durchaus bekannt. Zum einen "Summer Wine" zum anderen aber "Jackson". Schön auch, wie man früher Videos machte. Einfach eine Seitenstrasse in Beverly Hills runterlatschen, und schon ist die Sache durch.
Sonntagnachmittagsmusik VII
Barry Ryan - Eloise
Das mit weitem Abstand pathetischste Stück Musik aus den späten 60er Jahren (1968). Was zum einen am Einsatz eines montrösen Orchesters liegt, zum anderen aber am Text, der irgendwo zwischen einer verlorenen Liebe und den Gedanken eines Stalkers kreist. Das Lied kippt den Pathos also schon mal eimerweise aus den Lautsprechern, aber das Video setzt dann tatsächlich noch mal einen drauf. Da ist wirklich fast alles drin, was man reinpacken kann. Frau, Wind, fliegende Haare, Meer, Pferde, Reiten, Selbstmord. Ganz offensichtlich hatte der Regisseur für den Dreh auch extra ein paar neue Filter für die Kamera erworben, die wohl so teuer waren, dass das Makeup dafür wegfallen musste. Von Ryan selber hat man seit damals auch nichts mehr gehört, was irgendwie schade ist, denn singen konnte er offensichtlich. Klassisches "One-Hit-Wonder" der heute in England mit diesem und ein paar anderen, weniger bekannten Songs, in Oldie-Shows auftritt.
Eigentlich müsste man denken, dass das Lied quasi eine Steilvorlage für jede Punk/Speedmetal Band ist. Komischerweise gibt es aber kaum (mir bekannte) Coverversionen. The Damned haben es versucht. (Obacht! Hier ebenfalls schlimme Frisuren und es wird reichlich geknödelt). Dann gibt es da noch die spanische Version von Tino Casal, eine Art...hmmm... Liberace des spanischen Pop, der an der Nummer nicht vorbei gehen konnte. Hier geht es immerhin mit der Stimme, ich würde aber empfehlen sich nicht auf das Stück, sondern auf die Kostüme und Frisuren der Band zu konzentrieren.
Sonntagnachmittags Musik VII
Horace Silver - Senor Blues.
Diese Woche gibt es was passendes zum Wetter. Ein wenig Afro-Latin-Jazz-Hardbop Blues aus dem Jahr 1959. Horace Silver war um diese Zeit ein sehr bekannter Jazz Pianist, der Anfang der 50er von Stan Getz entdeckt wurde, und sich später zusammen mit Art Blakey einen Namen gemacht hatte. Er stammt aus der New Yorker Jazzszene, die in den 50er Jahren wohl der "place to be" war und hat mit allen Größen seiner Zeit gearbeitet, wie ein Blick auf seine Discographie verrät. Sein bekanntester Song dürfte "Song for my father" sein, den man hier in Auszügen bei einem Auftritt in den 90er Jahren hören kann. Mitte der 60er Jahren änderte er seinen Stil ziemlich radikal und ging mehr in die zunächst populäre Free Jazz Ecke, ohne allerdings komplett seine Wurzeln aus Bebop und Hardbop zu vergessen. Wer sich das anhören mag: hier ist ein Beispiel. Ist sicher nicht jedermanns Sache, aber die späten Free Jazz Sachen von Silver haben einen sehr eigenartigen Zauber. Im ersten Moment ist hektisch, unkontrolliert und nicht wirklich hübsch, dann entwickeln sich die Stücke plötzlich und ich denke nach ein paar Minuten "Wowww." Silver ist da aber für mich da eine absolute Ausnahme. Bei mir hört der Jazz normalerweise mit dem Free Jazz auf (und zwar bevor er Koks-bedingt komplett durchdrehte) und startet teilweise dann wieder neu mit den Nu Jazz/Electro Jazz Sachen, wie zum Beispiel mit dem "The Cinematic Orchestra" oder der schwedischen Band "Koop".
Silver lebt in Kalifornien und wird im September 80. Auf der Bühne wird man ihn wohl nicht mehr sehen, er leidet laut Wikipedia an Alzheimer.
Sonntagnachmittag Musik VI
Sergio Mendes & Brasil 66 - Day Tripper
Ein Fest in Strickkleidern. Die meisten werden von der Band das eher bekanntere Mas Que Nada kennen, aber daran hab ich mich einigermaßen überhört und überhaupt finde ich die anderen Coverversionen mittlerweile deutlich gelungener. Empfehlenswert ist das erste bekanntere Album von Sergio Mendes, dass auf dem damals von Herb Alpert relativ frisch gegründeten A&M Label erschien. Und Look Around, das 1968 erschien.
Sonntagnachmittag Musik V
Ich bin ja nicht sooo ein großer Freund von Genesis (auch wenn ich mit denen mal ein sehr witziges und langes Interview bei einem gemeinsamen Frühstück hatte), aber ein paar schöne Sachen haben sie schon gemacht. Darunter dieses Stück, das man eigentlich am besten auf einer großen, fetten Anlage morgens gegen zwei mit zwei bis acht Wodka im Blut sehr laut hören muss. Der Grund, warum ich das Video heute mal genommen habe, ist ganz einfach. Mir fielen beim ansehen und hören des Stücks ein paar Dinge auf. Zum Beispiel, wie sehr sich die Stimmen von Gabriel und Collins früher geähnelt haben. Und wie wenig man noch auf der Bühne mit dem Licht rumspielte. Statt wie heute ganze Laserfabriken zu installieren, gab es ein paar gute Scheinwerfer, und gut wars. Und dann: die Aufnahme ist von 1976, also etwas mehr als 30 Jahre alt. Damals war es mit der Soundtechnik bei Konzerten noch nicht so weit her, der Klang wurde nicht digital verändert und angepasst. Entweder passte das, was man da vorne ablieferte, oder eben nicht. Erstaunlich wie gut das Stück selbst bei You Tube noch klingt. Vielleicht ist das ja eine Marktlücke - DVDs von Konzerten aus den 70er Jahren von Bombastrockbands wie Genesis, Pink Floyd, Led Zeppelin, Alan Parson, ELO und andere. Allein der Haarmode wegen.