Musik! Dystopie! Charts!

Ich war gestern mutig und habe mich durch die Top 20 der deutschen Charts gehört. Das erste Mal seit gefühlt 10 Jahren. Es ist natürlich leicht, gerade wenn man ein kleines winziges bisschen älter ist und lange in der Musikbranche gearbeitet hat, über aktuelle Musik zu lästern. Weil früher ja alles besser war. Das ist natürlich Quatsch. Die Sachen aus den 80er und 90er Jahren, die es in die Charts geschafft haben, waren oft genauso schrottig. Ganz speziell in den 90er Jahren. Von wegen Krimestechno usw. Aufgefallen ist mir allerdings, dass von 20 Stücken vielleicht drei musikalisch etwas anderes machen. Den Rest kann man nicht voneinander unterscheiden.

Natürlich werden Erfolgsrezepte immer kopiert. Natürlich gibt es Phasen, in denen Musiker einen bestimmten Sound produzieren müssen, damit sie in die Charts kommen. Das war schon immer so. Siehe Rock ’n Roll in den 50er, Beatles-Sound in den 60ern, Glam Rock in den 70ern usw. Aber das die Eintönigkeit sich derart verbreitet, ist zumindest mir neu. Auch in den tieferen Position der Charts findet sich eigentlich nichts, was irgendwie dramatisch anders klingen würde. Erstaunlich. Ach ja, ich fand R’nB schon Ende der 90er öde. Nur so zur Info.

1. Olexesh - Magisch Die erste Frage: Wie spricht man den Namen aus? Olegsch? Oh lecksch? Ansonsten: keine Überraschung. Ein Schlager. Also vom Text her. Natürlich nicht von der Musik her. Das ist der übliche 2000er R’n B Müll. Aber Roland Kaiser oder Howard Carpendale hätten daraus einen 1a Schlager gemacht. Und nix gegen Howie, den habe ich mal mit seiner 20köpfigen Band live gesehen. Nicht meine Musik, aber fantastische Show für Zielgruppe. Wo war ich? Ach ja. Olexesh. Ne, dann lieber Howie. Der hatte ein zweistündiges Konzert hingebrettert und seine Fans nass nach Hause geschickt und dann kam er 15 Minuten nach dem Konzert noch mal raus und hat 20 Minuten lang Autogramme geschrieben. Profi.

2. Marshmellow - Friends Netter Rhythmus, die Stimme der Dame ist ebenfalls nicht schlecht. Schöne Anleihen aus den 80ern beim Grundbeat, ein bisschen 90er, ansonsten ein bisschen der übliche 2000er R’n B Müll. Erträglich.

3. Drake - Gods Plan Ja. Ne. Ich kann die zu hochsitzende Unterhose schon sehen wenn ich nur das Stück höre. Nicht mal erträglich nach zwei bis acht Joints. Oder vielleicht dann schon. Keine Ahnung, was der junge Mann da singt. Bad Things erwähnt er. Ansonsten: der übliche 2000er R’n B Müll. Schnell vergessen.

4. Rudimental - These Days Klingt so ein bisschen, als hätte die Kelly Family eine Beatmaschine entdeckt, einen Gospel Chor entführt und das alles auf einem Schiff eingekerkert. Gospel ist ja eigentlich toll, aber hier leider nicht.

5. The Chainsmokers - Sick Boy Soweit ist es also. Wenn man sich einen Bandnamen ausdenkt, mit dem die Kinder zu Hause die Eltern so richtig schocken können, dann nennt man sich „Chainsmokers“. Was war so schlecht an „Peace, Love & Pitbulls“ oder „Eisenpimmel“? Und was kommt dieser Tage als nächstes? „The Gluten Lovers“? Ach so, das Lied. Ja. Klingt eigentlich wie die anderen vier davor. Der übliche 2000er R’n B Müll

6. Ramz - Barking Mir fällt dazu überhaupt nichts ein, so schlecht ist es. Also erwähne ich an der Stelle mal, dass ich wegen Shaun Ryder (Charlatans) in Hamburg aus einer Strip-Bar geflogen bin? Weil Ryder (den ich zu betreuen hatte) quer über den Tisch und die Kellnerin gekotzt hatte.

7. Dua Lipa - IDGAF Oh, da steht „Explicit“ als Warnung dran. Da bin ich mal gespannt. Und ja, der übliche 2000er R’n B Müll. Warte noch auf das explizite. Hah! Da war es. „Don’t give a fuck“ wurde gesungen. Das fasst ziemlich genau meine Einstellung zu diesem Stück zusammen.

8. Post Malone - Psycho Nettes Intro. Für 5 Sekunden. Weckte kurz mein Interesse. Dann: der übliche 2000er R’n B Müll. Kann das sein? Die gesamten Top Ten der übliche 2000er R’n B Müll? Irgendwie entwickelt sich dieses Experiment zu einer schrecklich wahr gewordenen Dystopie.

9. Zedd - The Middle Aha. Mal ein bisschen was anderes. Also natürlich der übliche 2000er R’n B Müll samt Autotune Stimme. Aber irgendwie besser produziert, netter Sound, nette Breaks. Ganz netter Popsong. Kann man machen, auch wenn ich jetzt persönlich nicht mag. Aber verstehe, warum der Song in den Charts ist.

10. Bausa - Was Du Liebe nennst Schlager. Habe ich schon vermisst. Natürlich nennt das heute keiner Schlager. Immerhin wird hier von gemischten Gin Tonic gesprochen. Man trinkt also noch, das ist beruhigend. Und der junge Mann disst im Song Drake (siehe oben). Das macht ihn sympathisch. Der Song ist natürlich der übliche 2000er R’n B Müll. Aber auch hier nachvollziehbar, warum der mit dem Text (Liebe usw.) in den Charts ist.

11. Sean Paul - Mad Love Oha. Ragga. Lange nicht mehr gehört, muss ich sagen. Ich mochte diesen Deep Root Ranga Was das natürlich bei weitem nicht ist. Das ist Ragga wie ihn sich ein Sparkassen Angestellter aus Lüdenscheid vorstellt. Aber brauchbarer Song. Nix neues, hat es alles schon drölfzig mal gegeben. Aber nach dem ich gerade 10 mal den üblichen 2000er R’n B Müll gehört habe, freuen sich meine Ohren über was anderes.

12. Tom Walker - Leave a light on Ein Brite? Ich vermute. Ein Liebeslied, ziemlich sicher. Der junge Mann lässt auf jeden Fall das Licht an. Also im Song. Das ist ja schon mal nett. Ebenso seine Stimme. Bin sogar leicht beeindruckt. Da steckt Potenzial drin. Nicht im dem Song, 08/15 Ware, hört man pro Jahr mindestens einmal. Aber die Stimme halt.

13. David Guetta - Like I do Den kenne ich! Also den Namen. Der erste Künstler, dessen Name ich schon mal gehört habe. Natürlich ist Guetta totaler Schrott. Ein Musik gewordener Kindergeburtstag auf Kokain aus den 90ern.

14. Azet - Kriminell Aha. Jungs aus der Hood. Klinge am Hals der Bitch, und so. Angedeuteter Ragga. Ich weiß nicht, ob mir schlecht ist, oder ob ich lachen soll. Das hat man ja auch selten, dass man gleichzeitig kotzen und lachen muss. Geht das überhaupt? Wenn ich das Ding noch 10 Sekunden weiter höre, könnte ich rausfinden, verzichte aber.

15. Jax Jones - Breathe Ach ja, gar nicht so schlecht. Eingängiger Popsong. Kann man schön zu putzen, nehme ich an. Kann ich nichts schlechtes zu sagen. Einfach ein klassischer Song für die Charts. Guter Sound, nette Hookline.

16. Ed Sheeran & Eminem Kenne ich auch! Beide! Das ist aber ungefähr die unerwarteteste Kombination zweier Künstler, seit dem Freddie Mercury mit Monserrat Caballé zusammen „Barceloooooonaaaaaa“ gesungen hat. Song - naja. Nicht schlecht. Ein bisschen wie ein geschmackloser Tee, den man sofort wieder vergisst, nachdem man ihn getrunken hat.

17. Niki Jam - X Ist das Spanisch? Ich glaube ja. Raggamuffin, again. Auf spanisch. Macht es auch nicht besser. Aber klingt immerhin mal anders. Erinnert mich ganz, ganz am Rande an Manu Chao. Jetzt nicht mal unbedingt schlechter, so von der Stimme her. Vom Song allerdings schon. Klingt so wie eine schlechte Band, die auf Hochzeiten spielt und sich vorgenommen hat jetzt mal was eigenes zu machen.

18. Shawn Mendes - In my blood Oh, eine elektrische Gitarre. Die man hört. Na sowas. Und ganz okayer Song. Baut sich schön auf, netter Refrain. Und halt eine Gitarre. Kann man aushalten. Ist halt Pop. Mir sagte Ian Broudie von Lightning Seeds mal, dass ein guter Popsong vor allem einen guten Refrain braucht. Damit könne mal alles verkaufen. Stimmt offenbar immer noch.

19. Rooz - Immer wieder Musste ich mir das Video anschauen, weil es auf Spotify nicht vorhanden war. Mensch am Swimming Pool. Vermutlich Mallorca. Im Hintergrund sitzen Menschen rum, wobei unklar ist, ob die jetzt dazu gehören, oder einfach nur Staffage sind. Ach ja. Die Musik. Keine Überraschung, wenn ich jetzt "der übliche 2000er R’n B Mül“ schreibe.

20. Justin Timberlake - Say something Den kenne ich natürlich auch. Der hatte sogar mal einen Song, den ich ganz gut fand. Produktion dieses Liedes ist natürlich 1a, kann man nicht meckern. Ansonsten bedient er halt das, was man im Moment offenbar gerne hört. Etwas komplexer, da hat sich einer beim komponieren auch Gedanken gemacht. Nicht zwingend mein Geschmack, aber beleidigt einen auch nicht. Und der einzige Song, der über 4 Minuten ist. Auch selten sowas.

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Mit einem dreifachen Burbon und damit fange ich jetzt mein Wochenende an.

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Bei Einträgen wie dem vorigen kann ich auch nie verstehen, warum keiner kommentiert und sagt:"Ja, ich komme auch!". Was soll ich mehr machen? Mich ausziehen?

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Das Apple ein Kind abmahnen lässt, weil die angeblich eine Mail mit Verbesserungsvorschlägen für den Ipod an Apple gesendet hat, wundert mich ja nicht so, wie der erste Satz des Artikels.

Like any nine-year-old, Shea O'Gorman spends a lot of time listening to her iPod Nano.

Aha. Ist das bei Neunjährigen jetzt so? Ich hatte nur einen Mono-Kassettenrekorder.

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Sorry, dass es hier im Moment etwas ruhiger ist. Aber mein Arbeitsleben schlägt gerade Purzelbäume, was an sich ja nichts schlechtes ist. Anfragen, neue Aufträge, dazu die bestehenden Blogs... mein Leben sieht im Moment so aus, dass ich aufstehe, mit der Zahnbürste im Mund vor dem Rechner sitze und mir eine Übersicht verschaffe, was an Mails rein gekommen ist. Dann sitze ich bis Abends vor dem Bildschirm, rase gerade noch mal in Supermarkt, wo ich mir und meiner Katze was ungesundes zum Essen kaufe. Gegen 20.00 Uhr mache ich mir Abendessen, ab 22.00 Uhr sitze ich wieder vorm Rechner. Und das geht jeden Tag so, auch am Wochenende. Das ist prinzipiell nicht bejammernswert, aber doof, dass dem Finanzamt gerade alle paar Wochen einfällt, dass da ja doch noch was zu zahlen sei. Dann laufe ich hektisch zu meiner Steuerberaterin, die dann viele Briefe schreibt, mir aber sagt, ich solle sicherheitshalber erstmal zahlen, damit kein Unglück passiert. Sollte es zu viel sein, wird man das klären.

Wenn man die ganze Zeit arbeitet, aber am Ende kaum bis gar nichts bleibt, ist das eher unschön. Man könnte auch sagen: "Es kotzt einen an." Dazu kommt: schreiben ist keine Fließbandarbeit. Es gibt Tage, da geht es eben nur schlecht. Manchmal braucht man für einen Text nur 10 Minuten, manchmal 12 Stunden. Damit Kunden, Leser und auch ich selbst zufrieden sind mit dem was ich mache, muss ich fit sein. Ich komme mir im Moment vor, wie ein Hochleitungssportler. Die paar Bier am Dienstagabend in Wien mit Freunden, habe ich am Mittwoch schon wieder bereut, denn am Abend war ich so müde, dass ich fast am Rechner eingeschlafen wäre.

Auch, wenn das sich das Jammern anhört - soll es nicht. Ich bin froh, dass ich gesund bin, dass ich die Arbeit habe und dass ich so schöne Dinge, wie mindestenshaltbar machen kann. Ich freue mich jedesmal, wenn ich dort einen neuen Kommentar sehe oder einfach nur die Seite anschaue. (Lustigerweise gibt es für diesen Auftrag das wenigste Geld.) Und ich freue mich darauf, dass das wunderschöne Mädchen die Tage hier einlaufen wird, da wir zum ersten Mal zusammen einen kleinen Auftrag angenommen haben. Bedeutet zwar noch mehr Arbeit, aber auch, dass ich nicht alleine arbeite, was ich sonst immer mache, da ich in keinen Büro sitze.

Also - nicht wundern, wenn es hier die Tage nur sporadische Updates gibt. Das Leben, das gemeine, ist schuld.

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