Dieser merkwürdige Versuch, festzulegen, ob sich jemand korrekt in seinem Blog verhält ist schon schlimm genug. Aber das soweit zu treiben, dass man diese, in eine dikatorisch gedrehte Form der Überzeugungstäterschaft, auch noch meint auf das Leben eines/r Blogautor/in außerhalb deren Blogs übertragen zu müssen und dem Gedanken zu erliegen, dass man sich das erlauben darf, geht mir zu entschieden zu weit.

Und dann wundert man sich auch noch, warum die deutsche Blogszene so stagniert, warum sie nicht auch so explodiert, wie in Frankreich, Polen, Italien oder sonst wo. Wie denn auch? Jede Neuerung, jede neue Idee, besonders, wenn sie damit zu tun hat, dass man damit Geld verdienen könnte, wird sofort in Grund und Boden geschrieen. Und der Autor hinter der Idee gleich mit. Oft noch bevor überhaupt eine Zeile geschrieben oder ein Projekt aus dem Planungsstadium raus ist.

Dieses manisch reflexhafte Einschlagen auf Personen und/oder irgendwelche neuen Projekte, dieses sofortige Rumgejammere, wie schlimm doch alles wird, dass hier, sofort und jetzt die Blogwelt untergeht, das sowieso alles zum Scheitern verurteilt ist, dass es keinen Wert hat und die Menschen, die sich damit beschäftigen irregeleitete Personen sind, die sich noch umschauen werden, aber man hat es ja immer vorher gewußt und gesagt (Harmagedon!) - erinnert mich im Ton wie in den herauf beschworenen Bildern vom Untergang irgendwie an die Zeugen Jehova. Würde mich nicht wundern, in einem Jahr oder so, ehemalige Blogger an einer U-Bahn Station zu triffen, die mir vor Erregung zitternd ein "Anti-Blog" Heftchen entgegen halten.

Deswegen ist das jetzt hier auch kein Blog mehr. Ich hab angefangen im Internet zu schreiben, weil ich dazu Lust hatte und ich hab auch weiter dazu Lust. Die selbst ernannte Gesinnungspolizei und ihre aufgeregt gackernden Tribunale können deswegen auch gerne machen, was sie wollen. Ich tue es ja ab jetzt auch wieder.

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Das Lyssa nun die WAZ retten soll halte ich ja für eine sehr gute Idee. Man muss der WAZ tatsächlich Lob zollen, denn immerhin waren Sie so klug und haben sich jemanden geholt, die sich mit der Sache (dieses Internetdings und dieses Blogdings) auskennt, anstatt wie Holtzbrinck bei den germanblogs mittels 300 200 Euro Kopfpauschale ein paar gute und sehr viele sehr mittelmäßige Köche einzukaufen, die zusammen leider bisher noch keinen so guten Blogbrei angerichtet haben. Mutig finde ich das von Lyssa. Nicht weil sie zur WAZ geht (naja, das auch, aber sie kommt ja von da aus der Gegend auch wech), sondern dass sie eingewilligt hat, dass die Personalie schon vor dem Launch des Portals ausposaunt wird. Jetzt wird die Bloggerwelt mit Argusaugen schauen was da wohl entwickelt wird. Ich drück ihr die Daumen.

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Die seit heute für alle online geschaltete "Reader Edition" der Netzeitung versucht einen neuen Ansatz im "Bürger Journalismus" zu finden, in dem sie die Leser ihre eigene Zeitung herstellen lässt. Jeder der will, kann sich auf der Seite registrieren und sofort damit anfangen, Inhalte zu erstellen. Allerdings werden diese nicht sofort frei geschaltet, sondern laufen erst durch eine Moderatorenschleife. Dort wird geprüft, ob der Inhalt rechtlich ok ist, ob sich nicht zufällig eine PR Agentur eingeschlichen hat oder ob er noch mal kurz in ein Lektorat muss.

So ganz neu ist das Prinzip nicht. Es gibt in Korea die international erfolgreich arbeitende Community Ohmynews und in Deutschland gibt es seit einiger Zeit die eher weniger erfolgreichen News-Sammelstellen Yigg und die vom "Stern" mit gesponsorte Seite Shortnews. Beide Seiten verstehen sich aber eher als Linkschleuder zu anderen Seiten, denn als Hersteller eigenen Contents. Und genau das will die "Readers Edition" leisten.

Bezahlt wird natürlich nichts. Weder den Autoren, die den Content anliefern, noch den Moderatoren. Der Chefredakteur der "Netzeitung", Michael Meier, meinte dazu heute beim offiziellen Start der Seite gegenüber der Presse, dass man zunächst kein Bezahlmodell geplant habe. Sollte sich die "Readers Edition" allerdings bewähren und sich Sponsoren finden lassen, würde man darüber neu nachdenken müssen. Weiterhin gelte aber, dass interessante Artikel, die den Weg von der Edition in die Netzeitung schaffen, dann auch bezahlt werden. Naja.

Aber offensichtlich will man auch einen Versuchsballon starten, um zu sehen, in weit die Definitionen des herrschenden Journalismus überhaupt noch gültig sind. Chefredakteur Maier schreibt in einem an Presse gereichtem Editorial zum Start der Seite:

Der Journalismus befindet sich mit zwei unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert: Es gibt die professionellen Enthüller, und es gibt Volkes Stimme(n), in Form von Blogs, Foren, Websites, Communities.

Die Foltergefängnisse der Amerikaner in Abu Ghraib wurden von Bloggern entdeckt, die französischen Sozialreformen von Bloggern und Internet-Gemeinden zu Fall gebracht. Es wird mehr in die Tiefe recherchiert und mehr aus der Breite erzählt. Da ist Dynamik, da ist extrem viel Veränderung.

Natürlich macht die "Netzeitung" das alles nicht zum schönen Selbstzweck. Man sucht offenbar neue Wege, an Content ran zu kommen, und eine bessere Leitung in die Blogszene, damit man Stories nicht mehr verpennt. Man bedient sich quasi aus dem Infopool der Blogs, verlinkt aber brav. Immerhin etwas, was andere etablierte Seiten bis heute nicht so richtig hinbekommen. Die Gefahr, dass die "Netzeitung" die kleine Edition als billige Content Schleuder missbraucht und den eh schon an seine finanziellen Grenzen ächzenden freien Journalismus noch mehr unter Druck setzt, ist allerdings durchaus gegeben.

Die Blogger, die auf ihren eigenen Seiten schon journalistisch arbeiten berührt das herzlich wenig. A-List Blogger sind zwar eingeladen mitzumachen, aber man erwartet nicht, dass von deren Seite etwas kommt. Eher setzt man auf die Blogs, die gerne mehr Leser hätten, aber nicht wissen, wie sie das bewerkstelligen sollen und die "Readers Edition" als Werbeplattform nutzen. Auf lange Sicht erwartet man wahrscheinlich eine funktionierende Community, die man vielleicht in Zukunft damit reizt, in dem man einmal pro Woche einen Artikel von der Edition auf die Hauptseite hievt.

Auf der anderen Seite könnte die "Readers Edition" auch für etablierte Blogger interessant sein. Sind sie auf ein interessantes Thema gestoßen, können sie den Artikel zusätzlich auch dort veröffentlichen. Das könnte, voraus gesetzt, die Edition hat vernünftige Zugriffszahlen, dazu führen, dass bestimmte Themen nicht mehr nur in der relativ kleinen Blogsphäre verbleiben, sondern schneller einen Weg an eine breite Öffentlichkeit finden. Interessant ist das Projekt also allemal, auch wenn es schöner wäre, würden die Autoren und Moderatoren ein paar Euro für ihre Mühen erhalten.

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Auch super. Es gibt ca. 10 Stände von TV Sendern und anderen Firmen an denen man allerlei Schriftwerk erhalten kann, aber mindestens gefühlte 20 Stände an denen man Essen und Bier bekommt. Die Branche weiß schon, das bei Journalisten das eigene Wohl der Kuschelfaktor weit vor Information kommt. Auf Grund der meist eher fetten und fleischhaltigen Speisen könnte man allerdings auch die Vermutung haben, dass es bestimmte Kreise auf die Herzkranzgefäße der Branche abgesehen haben.

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Ah - medienforum.nrw. Milliarden und Abermilliarden von Journalisten treffen sich zu Häppchen und Alkohol. Die bekanntesten, besten, schönsten und erfolgreichsten Journalisten plus ein paar andere wichtige Menschen legen hier die Zukunft des Fernsehens und anderer Medien fest. Trillarden von Edelfedern schütteln sich die Hände, schreiten gemessen über den Messeteppich. Und was mache ich? Ich komm am Haupttor des tollsten Journalistentreffens der Welt an und frage: "Wo sind denn hier die Parkplätze für Journalisten?"

Gebe zu. der Witz erschließt sich nicht sofort

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