So. Essen gewesen. Gab lecker Geschnetzeltes mit Reis. Reis mit grüner Einlage. ER redet noch immer. ER redet ganz schön lang. Das Publikum goutiert es und jubelt zwischendurch etwas stärker. Vielleicht habe ich das ja auch falsch verstanden mit diesen Parteitagen, Vielleicht ist es ja gar nicht so, dass derjenige die meiste Zustimmung bekommt, der am tollsten, sondern der, der am längsten redet. War das nicht früher bei Parteitagen im Osten auch so? Wir sind ja hier immerhin in Neukölln, Sonnenallee. Vielleicht weht der Geist von Ullbricht durch die komplett abgesperrten Strassen. Nein, kurz mal ernsthaft. ER versucht weiterhin den Spagat zwischen Staatsmann, Parteimann und Wahlkämpfer, aber so richtig kommt die Stimmung hier nicht zum kochen. Es lahmt weiter und nur wenn Namen wie "Brandt" auftauchen, wird der Beifall herzlicher.

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Auf einem SPD Parteitag die Worte "Stolz wie Oskar" zu hören ist auch eher komisch.

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Nun redet ER. ER redet nicht so laut, wie die anderen vor ihm. ER kann sich das auch erlauben. ER ist ja derjenige, von dem abhängt, wer in drei Wochen sein Büro in Berlin räumen kann und wer bleiben darf. Nur wenn ER gut ist, dann wird es allen in der SPD gut gehen, das ist klar, und deswegen schweigt der Saal, raunt nicht mal, sondern hängt gebannt an seinen Lippen. Niemand bewegt sich, man drängt sich in der Mitte des Saales im Gang, nach vonre getrieben von ein paar Genossen, denn das sieht ja besser aus, wenn da ein paar jubelnde Parteimitglieder stehen. ER redet also, aber so wirklich redet er auch nicht. ER ist offenbar im Sabine-Christiansen-Modus hängen geblieben und versucht einen ruhigen und gelassenen Eindruck zu machen. Kommt das an? Es bleibt ruhig, es kommt höflicher Beifall auf, aber der eben erwähnte Porsche AG Mensch rockte die Halle deutlich mehr mit seinem Sirenengeheul. Aber gut, ER redet, dass muss erstmal reichen. Aber reicht das wirklich, diese zusammen fabulierte Hauptwörter und herbei gestrickten Adjektive, die man seit Monaten und Jahren kennt? Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Keine "Blut, Schweiß und Tränen" Rede, nur Phrasen, nicht mal heisse, sondern nur weiche Luft. ER redet weiter. ER will wiedergewählt werden und die Delegierten klatschen mit, weil sie das auch wollen, Wenigstens für sich selbst.

Vielleicht hat ER aber auch einfach die Manuskriptblätter vertauscht und liest gerade die Rede vom Parteitag 2003 vor.

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Auch eine tolle Idee von mir war, meinen Laptop, alle Kabel, (sogar ein analoges Telefonkabel) und meine Kamera mit zu nehmen. Nicht so tolle Idee - ausgerechnet das winzige USB Kabel für die Kamera zu Hause zu lassen. Deswegen gibt es die Bilder erst heute Abend.

Ich kann das schreiben, weil mich gerade der Betriebsratvorsitzende der Porsche AG vom Podium hysterisch, mit sich überschlagender Stimme, anschreibt. Nicht so toll, SPD Parteitag, ausgerechnet beim Thema "soziale Systeme"einen Mann auf die Bühne zu holen, dessen Stimmfrequenz irgendwo so zwischen Matthias Riechling und einem schwäbischen Schrebergartenbesitzer liegt, der gerade festgetellt hat, dass ihm jemand Borkenkäfer untergejubelt hat. Offenbar scheinen die SPD Parteimitglieder das aber zu brauchen, dieses hochfrequentische Anbrüllen, denn man steht kurz vor einem Klatschorgasmus. Wie soll das erst werden, wenn Gehardt kommt? (Also auf die Bühne, nicht zu den Frauen)

Moderiert wird der ganze Parteitag im übrigen von Klaus Wowereit. (Eben noch auf den Parteitag, gleich schon auf dem "Folsom Europe").

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Wowereit kündigt an "Und jetzt kommen wir zum Punkt: Frauen für Gehardt Schröder" und man fragt sich dann doch, ob der davon nicht schon genug hat. [Erster großer Witz, der auf der Pressetribüne die Runde macht, initiert natürlich von einem Blogger. Mir]

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