Sex in Frankreich (naja...Sex...eher Knutschen)
Schüleraustausch. Was sonst. Bei mir war es Frankreich, genauer gesagt der Norden Frankreichs. Einquartiert war ich bei Jean-Michel, einem langhaarigen, rauchenden, ewig nuschelnden, trinkenden und perfekt Deutsch sprechenden Franzosen. Ich kannte Frankreich so gut wie gar nicht, meine Französischkenntnisse waren rudimentär und ich war vor allem ganz und gar gegen diesen verschissenen Schüleraustausch. Er wohl auch. Er holte mich missmutig ab und sagte ein paar Sätze in perfekten Deutsch, die mich aufatmen ließen. Also trotte ich Jean-Michel hinter her und gelangte so in ein altes Bergarbeiterreihenhaus.
Die Familie empfing mich mit Pastis. Wir tranken und unsere Laune stieg ein wenig, besonders nach dem wir einen einigermaßen deckungsgleichen Musikgeschmack festgestellt hatten. Eine Tatsache, die unter 15jährigen extrem pubertierenden Jungs aber mal sowas von wichtig ist. Ohne gleichen Musikgeschmack geht nichts. Gar nichts. Er zeigte mir sein Zimmer, das er geräumt hatte, und in dem ich schlafen konnte. Sogar seine Stereoanlage durfte ich benutzen. Wenig später raunte er mir zu, dass seine Cousine in der Stadt sein und "ohlálá", die habe es aber faustdick hinter den Ohren. Kicherkicher. Erste Erektionsphantasien über Französinnen. Soweit war man damals auch schon, als dass man wußte das Französinnen natürlich und überhaupt es immer faustdick hinter den Ohren haben und Sachen wissen, von denen die deutschen Mädels ja noch nicht mal gehört haben. Jean bestärkte mich als nationalbewußter Franzose in diesem Glauben, während ich jammernd darauf hinwies, das man es bei deutchen Mädels "vergessen könne", nicht mal unter die Bluse dürfe man. Pah. Jean lachte.
Am nächsten Abend saßen wir im Garten des Bergarbeiterhäuschens, als plötzlich Geraldine vor uns stand. Das sei seine Cousine, erzählte Jean grinsend, während ich zu verbergen suchte, dass mich gerade auf der Stelle verliebt hatte. Sie war [insert hier: Beschreibung eines 15jährigen, hormongesteuerten Teenagers mit bestimmen Vorurteilen über Französinnen der Cousine] Aber ich konnte gucken wie wollte, sie zeigte mir die kalte Schulter. Ich entwickelte mich über die nächsten Tage zu einem derartig grenzdebilen, ewig unsicher grinsenden, mit halboffenen Mund herumstehenden, französische Brocken stammelnden, buhlenden Hormonmonster, dass Jean mich eines Tages angewidert zur Zeit zog. So würde das nichts (mir auch klar), das sei ja nicht zum Ansehen (mir doch egal), ich würde mich ja lächerlich machen (pöh), ich hätte ja wohl keine Ahnung von Frauen (stimmt) er würde mir jetzt mal den Rat geben, sie einfach zu ignorieren (bist du wahnsinnig????), sei ja schließlich seine Cousine (was für ein Grund), er wüßte Bescheid (Du bist seit einem Jahr Single, Jean), und jetzt, zackzack, ignorieren.
Am nächsten Tag fuhren wir an Meer. Ich übte mich im ignorieren. Ich war sehr schlecht. Geraldine ignorierte dafür mich mit grandioser Präzision. Immer erst drei andere fragen, wenn was anbietet usw. So war das nicht geplant. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ignorierte zurück. Beim Grillen in den Dünen gab ich ihr kein Feuer. Jean ermutigte mich zu mehr. Ich wurde im Laufe des Tages so gut, dass ich sie sogar mitten im Satz unterbrach und einfach mit Jean weiterredete. Der war begeistert, sie sauer, ich abends kreuzunglücklich.
Sie ward nicht mehr gesehen. Dies sei ein gutes Zeichen, so Jean, dem ich gerne dafür in die Fresse gehauen hätte. Stattdessen spielten wir Karten, tranken Bier und hörten Musik. Am vorletzten Tag heiratete Jeans Schwester. Es gab eine große Hochzeit in der Kirche, die ich mir aber mit Jean und seinem ebenso kriegsversehrten wie trinkfesten Onkel nicht mit ansah. Stattdessen saßen wir draußen und tranken Pastis. Morgens um 10.00. Und ich spürte, dass dies noch ein sehr heiterer Tag werden würde.
Bis die Trauung in der Kirche abgeschlossen war, war ich betrunken. Als die Tore aufgingen stolperten wir zum glücklichen Brautpaar und ich lief Geraldine in die Arme, die mich freudig begrüßte. "Zynische Kuh," dachte ich, schöpfte aber gleichzeitig Hoffnung. Weiter gings in einem Ladenlokal, das kurzerhand zum Festsaal umgebaut worden war. Das Essen begann um 13.00 Uhr und war 22.00 Uhr beendet. Geraldines Mutter kochte wie eine Göttin, sie half in der Küche und ich trank von 13.00 Uhr bis 22.00 Uhr eine gesunde Mischung aus Martini Rosso, Rotwein und irgendwelchen Schnäpsen. Zwischen den 28 Gängen, plapperte ich mit Geraldine und polierte mein Französisch. Ich knobelte mit Jean neue Sätze aus, er brachte mir neue Wörter bei. Der ebenso kriegsversehrte wie mittlerweile betrunkene Onkel lallte mir Anzüglichkeiten ins Ohr und drückte mir seinen Autoschlüssel augenzwinkernd in die Hand. Es war klar - wenn ich heute nicht Geraldine....wann dann? Um 23.00 Uhr hatte ich dann die Schnauze voll. Ich war betrunken. Ich wollte nichts mehr Essen. Ich wollte nicht mehr Reden. Ich wollte Geraldine knutschen. Die stand draußen und bewachte die drei bis zehnjährigen. Ich also raus. Ich hatte das Gefühl gleichzeitig Steve McQueen, John Wayne und Sean Connery zu sein. Ich kann alles. Also stehe ich sehr, sehr entschlossen und leicht schwankend vor ihr, habe aber auf dem Weg leider vergessen was ich sagen wollte. Sie hat die Situation dann gerettet und meine Hand genommen.
Irgendwie sind wir dann aber doch noch auf Rücksitz des Autos gelandet. Es entwickelte sich eine heftige Knutscherei, ein gegenseitiges Ausziehen und ein Moment starren Erschreckens, als sie ihren BH selber auszog und sämtliche abgespeicherten Dinge über Französinnen sich zu bewahrheiten schienen. Während wir also nachschauten, ob die französische Anatomie mit der germanischen Anatomie passgenau zusammen zu führen war, muss der Onkel wohl das Bedürfnis gehabt haben, mit seinem Auto nach Hause zu fahren. Jedenfalls ging plötzlich die Fahrertür auf, während meine Hand gerade tief in der noch nicht geöffneten Hose steckte. Geraldine erschrak, setzte sich kerzengerade hin, was dazu führte, dass ich meine Hand erst recht nicht aus der Hose bekam. Der Onkel fror in seiner Einsteigsbewegung ein, schaute sich das verknotete Schauspiel zehn Sekunden lang glasig an, und murmelte dann "Ok, einen Rotwein noch, dann ist Schluß". Wir sind dann lieber ausgestiegen und zu Jean gefahren.