Nun redet ER. ER redet nicht so laut, wie die anderen vor ihm. ER kann sich das auch erlauben. ER ist ja derjenige, von dem abhängt, wer in drei Wochen sein Büro in Berlin räumen kann und wer bleiben darf. Nur wenn ER gut ist, dann wird es allen in der SPD gut gehen, das ist klar, und deswegen schweigt der Saal, raunt nicht mal, sondern hängt gebannt an seinen Lippen. Niemand bewegt sich, man drängt sich in der Mitte des Saales im Gang, nach vonre getrieben von ein paar Genossen, denn das sieht ja besser aus, wenn da ein paar jubelnde Parteimitglieder stehen. ER redet also, aber so wirklich redet er auch nicht. ER ist offenbar im Sabine-Christiansen-Modus hängen geblieben und versucht einen ruhigen und gelassenen Eindruck zu machen. Kommt das an? Es bleibt ruhig, es kommt höflicher Beifall auf, aber der eben erwähnte Porsche AG Mensch rockte die Halle deutlich mehr mit seinem Sirenengeheul. Aber gut, ER redet, dass muss erstmal reichen. Aber reicht das wirklich, diese zusammen fabulierte Hauptwörter und herbei gestrickten Adjektive, die man seit Monaten und Jahren kennt? Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Keine "Blut, Schweiß und Tränen" Rede, nur Phrasen, nicht mal heisse, sondern nur weiche Luft. ER redet weiter. ER will wiedergewählt werden und die Delegierten klatschen mit, weil sie das auch wollen, Wenigstens für sich selbst.
Vielleicht hat ER aber auch einfach die Manuskriptblätter vertauscht und liest gerade die Rede vom Parteitag 2003 vor.