Donnerstag, 4. Januar 2007

Also, das war so: erst schreibt der Außenpolitik-Chef der Süddeutschen Zeitung, Stefan Kornelius, einen Kommentar, in dem er folgendes schreibt:

Die Seuche Internet garantiert, dass die Bilder auf immer abrufbar sein und - so weit der Begriff in diesem Zusammenhang erlaubt ist - kulthaften Status annehmen werden.

Das hat Stefan Niggemeier gelesen, der daraufhin Herrn Kornelius unter anderem gestern Mittag in einer Mail antwortete:

Würden Sie im Zusammenhang mit CDs mit rechtsextremen Texten, die Neonazis vor Schulen verteilen, auch von der „Seuche Musik“ sprechen? Muss man angesichts der antisemitischen Fernsehserien u.a. auf den Hisbollah-Sendern von der „Seuche Fernsehen“ reden?

Daraufhin hat sich Herr Kornelius nach Redaktionsschluss kurz noch Zeit genommen, und Herrn Niggemeier geantwortet:

Oder wollen Sie es etwa als Errungenschaft der Menschheit bezeichnen, dass ich eine Hinrichtung weltweit anschauen kann? Halten Sie es für einen moralischen Gewinn, dass mit Lynch-Bilder Politik gemacht wird? Ist es für Sie ethisch zwingend, dass all dies nun für Kinder zugänglich ist?

Natürlich ist das Internet dafür verantwortlich, dass sich Dinge, wie das Video von der Exekution eines ehemaligen Diktators, schnell verbreiten. Viel schneller als alle arabischen und vermutlich auch westlichen Server auf denen das Video wie durch Zauberhand knapp 48 Stunden nach der Exekution auftauchten, waren aber die Zeitungen, wie zum Beispiel die "Bild", die körnige Photos des ganzen Schauspiels gleich auf die erste Seite packten. Sich darüber aufzuregen, dass das Internet Schuld an der Verbreitung dieser Bilder sei, ist allenfalls überflüssig. (Ah, ich sehe gerade, Mercedes Bunz hat da noch mehr Informationen).

Wer es denn nun war, der die Bilder zu erst hatte - diese Diskussion finde ich nicht nur etwas langweilig, sie ist auch schäbig, weil sie ein wenig danach klingt, dass da jemand, in diesem Fall etliche Journalisten, beleidigt darüber sind, dass sie nicht mehr gefragt werden, was mit Informationen geschieht. Wenn selbst ein Mann wie Stefan Kornelius, der über jede Menge Erfahrung verfügt, beleidigt kommentiert, dass bestehende Regeln unterlaufen werden, dann scheint der Frust groß zu sein. Treffender, aber vermutlich ungewollt hat das Birand Bingül in den "Tagesthemen" gesagt, als er sich über das Internet erregte, dass die Bilder preis gab.

"Vorbei an uns Journalisten, an unserem Ethos die Grenzen von Anstand und Voyeurismus zu bedenken. Vorbei an uns Journalisten, die erklären, einordnen, die Bilder auch nicht senden"

Und genau darum geht es bei den ganzen nervösen Sticheleien quer durch alle Medien: die Meinungshoheit, bzw. wer sie hat, bzw. wer sie behalten darf. Viele Journalisten sehen das offenbar so: Nur wer eine journalistische Ausbildung hat, in einer Redaktion sitzt oder mal gesessen hat, der ist moralisch dazu befähigt ein Urteil darüber zu fällen, was der Bürger sehen darf. Der Journalist fühlt sich verantwortlich dafür, welche Informationen ein Bürger empfängt, welche Bilder er sehen darf. Eine Einstellung aus der Steinzeit des öffentlich-rechtlichen Bildungsfunk. Also jener Zeit, in der der Bayrische Rundfunk sich auch mal gerne aus dem Gemeinschaftsprogramm der ARD ausblendete, weil irgendjemanden eine Episode der Kabarettsendung Scheibenwischer nicht passte. Die Journalisten als Abgeordnete der Bürger in den Medien. Nur hat ihn keiner gewählt. Er hat sich nur selbst ernannt. Und so ist er unsichtbarer Zensor und Repräsentant dessen, was in der Welt so passiert, und steht am Ende einer Ereigniskette wo er entscheidet, was man sehen darf, und was man nicht sehen darf. Der Journalist sorgt dafür, dass es uns allen gut geht. Und besonders auch, wie Herr Kornelius ja in seiner Mail hervorhebt, den Kindern. Weil Kinder, das wissen wir ja, den ganzen Tag am Rechner sitzen, "saddam tot video" bei Google eingeben und Killerspiele spielen.

Die "Seuche Internet" sorgt jetzt dafür, dass diese Meinungshoheit bröckelt, da aus dem "Zuschauer" ein "Bediener" geworden ist. Da sitzt keiner mehr, der einfach nur zuschaut, was die Journalisten zulassen, sondern da wählt jemand aus, was er sehen will. Die Verantwortung, welche Informationen jemand lesen oder sehen möchte, liegt immer mehr bei jedem einzelnen. Das kann man unschön finden, weil es genügend Idioten gibt, die meinen mit einem Video auf der Webseite ein paar Klicks zu bekommen, ändern kann man das aber nicht. Die Vertriebswege der Nachrichten haben sich nun mal verändert und damit auch die Verantwortung. Genauso wie jene, ob man seine Kinder einfach vor den PC sitzen lässt, oder ob man per Software steuert, was sie sehen dürfen, und was nicht. Man würde seine Kinder ja schließlich auch nicht in einen DVD Verleih mitnehmen, und sie sich in Ruhe in der Pornoabteilung umsehen lassen.

Das Video des Exekution von Saddam Hussein ist widerlich, man muss es nicht sehen. Die ARD hat dass im Tagesschau-Blog treffend analysiert. Tatsächlich ohne "das Internet" dafür verantwortlich zu machen. Es wäre langsam wirklich mal an der Zeit, wenn Journalisten lernen würden, das Internet nicht als natürlichen Feind, sondern als Verbündeten im Kampf um Bürgerrechte, Demokratie, Meinungsfreiheit und Machtkontrolle zu sehen.

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Mittwoch, 3. Januar 2007

Bin ich eigentlich der einzige Mensch auf der Welt, dem Firefox gerade schwer auf die Nerven geht? Seit der Installation der 2.0 Version, legt der Browser ein Verhalten an den Tag, dass ich eigentlich nur noch aus seligen IE 4.x Zeiten kenne. Also jenen Tagen, an denen der IE mehrfach täglich Windows 98 mittels Blue Screen in den Abgrund riss.

Im Moment macht FF was ähnliches. Alle paar Tage, manchmal auch einmal pro Tag, stürzt er ab und nimmt dabei gleich den ganzen, ansonsten völlig problemlos und stabil laufenden Rechner mit. Und zwar so, als ob man Rechner den Resetknopf gedrückt hat. Das ist insbesondere dann super, wenn man gerade in anderen Programmen arbeitet, und die Daten dann natürlich weg sind. Dazu kommt, dass FF sich so lange RAM saugt, bis er bei mir (1 GB RAM) bis zu 400 MB belegt. Gleichzeitig belegt der Browser dann 99% der CPU Belastung, wie ich schon mehrfach erstaunt festgestellt habe. Interessant auch das Verhalten nach dem Absturz: FF tut so, als würde er das erste Mal starten, hat diverse Einstellungen wie Startseite, benutzter Skin usw. vergessen. Manchmal auch ein paar gespeicherte Login Daten, aber komischerweise nicht alle. Auch die Bookmarks sind alle da.

Auf meinem Laptop stürzt er zwar nicht dauernd ab, dafür legt er alles andere lahm, weil er auch hier zuviel CPU braucht. Nicht mal tippen kann man teilweise.

Ehrlich gesagt nervt mich FF schon etwas länger, und die momentanen Abstürze helfen da nicht gerade. Ich frage mich auch, warum man andauernd eine neue Version rausbringt, die sich vom Vorgänger nur noch dadurch unterscheidet, dass sie noch mehr Fehler hat. Wer zum Beispiel gerade die neue deutsche 2.0.0.1 Version selbst runter geladen und installiert hat, wird sich darüber freuen, dass der Profilordner plötzlich mit einem Schreibschutz versehen ist.

Bis zur Version 1.5 war FF wirklich ein guter Browser, mit kleinen Macken zwar, aber dafür gab es nette Hilfeseiten im Netz. Seit dem Erscheinen der 2.0 Version ist FF nur noch Flickwerk. Ich bin kurz davor Opera wieder zum Standard auf meinem Rechner zu machen.

Nachtrag: Ich spiel gerade mal mit Opera 9.10 nebenbei rum. Klappt alles ganz gut, es fehlen mir nur ein paar Plugins, für die man bei Opera blöde, nicht ins Opera Fenster integriebare Widgets installieren muss (gmail zb). Wichtigstes Argument fürs den Nichtwechsel war bisher die Bookmarkverwaltung names Foxmarks, mit der ich beim FF beide Rechner auf den gleichen Stand halten konnte.. Geht aber jetzt auch mit Opsync. Ist allerdings nur bei Windows leicht zu installieren.

Außerdem: warum auch immer, zeigt Opera die Schrift in meinem Blog 2pt kleiner an, als auf allen anderen Seiten. Wirklich keine Ahnung warum. Mit Verdana geht es.

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Dienstag, 2. Januar 2007

Dinge, die ich 2007 schon jetzt nicht mehr hören kann:

  • Handy TV
  • Terrorabwehr
  • der Weblog
  • "Deutschland sucht...."
  • Reformstau
  • Gas / Öl / Benzinpreis
  • Rendite
  • Saubillig
  • Web 2.0
  • Abmahnung
  • Prekariat
  • Gesundheitsbonus
  • Kopfpauschale
  • Überwachung
  • Europas härteste Filmredaktion
  • Schäuble

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Samstag, 30. Dezember 2006

06

Beste Entscheidung: Vier Wochen Urlaub in den USA Schlechteste Entscheidung: Diesssse Flaaasssssche Wein mach isch noch auf

Beste Anschaffung: Der kleine Daihatsu Cuore für 400 Euro, der brav seine Arbeit verrichtet und alle drei Monate betankt wird. Dämlichste Anschaffung: Komischerweise dieses Jahr keine dämliche, weil teuer und nutzlose, Anschaffung gemacht. Vermutlich, weil ich das Geld für den Urlaub gespart habe.

Schönster Absturz: Alle mit dem wunderschönen Mädchen Schlimmster Absturz: Alle, an die ich mich noch erinnern kann. Die, an die ich mich nicht erinnern kann sind mir egal.

Bestes Getränk: Ein alter Calvados nach einem sehr üppigen Abendessen unter Freunden Ekelerregendes Getränk: Warmes Dr. Pepper

Bestes Essen: Das Toastbrot mit Frischkäse, dass ich nach vier Tagen Zwangshungern endlich essen durfte Schlimmstes Essen: Erstaunlicherweise nicht in den USA, sondern eine wirklich widerliche Bratwurst in Düsseldorf

Beste Musik: Mat Kearney, Alan Jackson, Schlimmstes Gejaule: Alle WM Songs. Wirklich alle, inkl. des unfassbar dummen, dreisten, langweiligen "Werden wir Weltmeister sein" Gejammere. Ekeleregend bis zum Fremdschämen.

Eigene, schönste musikalische Wiederentdeckung: Bossa Nova aus den 60ern über die Seite Loronix, die nur nur Alben digitalisiert, die seit Jahren nicht mehr aufgelegt werden. Peinlichster musikalischer Faux-Pas: Den Paris Hilton Song nicht wirklich schlecht zu finden.

Beste Idee/Frage: "Lass uns das Cabrio nehmen" Dämlichste Idee/Frage: "Das ist bestimmt keine Katzenscheisse"

Beste Lektüre: Walter Serner Langweiligste Lektüre: "Endlich Nichtraucher".

Bester, dreckigster, geilster Sex: Mit jemand anderem Langweiligster Sex: Mit mir alleine

02, 03, 04 05

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Freitag, 29. Dezember 2006

Da hatte der Herr Paulsen aber eine schöne Idee, die ich gerne aufgreife. Getränke nach Musik gruppieren. Oder auch anderes herum, wie man gerade eben Lust hat. Und das Stöckchen reiche ich weiter an Maike, Martina Kink und Lobo von dem ich schon immer mal wissen wollte, was der so hört. Da es sich bei seinem Blog nur um Kommentarblog handelt, kann er seinen Eintrag gerne hier reinstellen, damit er es ihn in seinem Blog posten kann.

Schwer in Ordnung wäre ja jetzt eine Party. bei der man all diese Getränke in der Reihenfolge zu den jeweiligen Stücken trinken würde. Also mal ein wirklich ernsthaftes Besäufnis, anstatt diese Lust-Trinkerei. Es wird sowieso viel zu viel aus Spaß getrunken.

Champagner: Frank Sinatra | I' ve got you under my skin Sekt auf Eis: Micki Krause | 10 nackte Friseusen Weißwein: George Harrison | My sweet lord Rotwein: Grant Green | Sookie Sookie Martini: Burt Bacharach | This girl's in love with you Whiskey: Leonard Cohen | Hey, that's no way to say goodbye Averna: Les Negresses Vertes | La valse Anisette: Serge Gainsbourg | New York (Remix vom "I love Serge..." Album) Cachaça: Sergio Mendes & Brasil '66 | With a little help from my friends Bombay Saphire: Roxy Music | The thrill of it all Wodka: Rammstein | Stripped Tequila: Calexico | Fade Raki: Rachid Taha | Ya Rayah Absinth: Pink Floyd | Meddle Grappa: Vasco Rossi | Vita della Steve McQueen Kubanischer Rum: Art Blackey | No hay problemas Jamaican Rum: Fats Domino | Jambalaya Bier: Swell | Going up (to Portland) Jägermeister: Megaherz | Herzblut Doppelkorn: Die Kassierer | Du willst mich fisten

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