Freitag, 11. Januar 2008

Es ist ja gerade eine Mode mit dem Rauchen aufzuhören. Soweit ich das mitbekommen habe, hört gerade die halbe Blogszene mit dem Rauchen auf. Na gut, ist auch Januar, das nivelliert sich vermutlich im Laufe des Jahres wieder. Ich hab viel gelesen, über das Rauchen und komme, als Genussmensch, nicht umhin, ein paar Worte zu schreiben. Das ich mir im Eintrag dauernd selbst widerspreche ist völlig geplant.

Aber Leben erschöpft sich nicht im Streben nach Gesundheit und makelloser Lebensführung, wir würden alle an der Langeweile sterben. Wir sind, arme Sünder, im Imperfekten zuhause, in der Unvernunft, in Widersprüchen, und das gilt besonders für Essen, Trinken, Ernährung. Es geht um Lust dabei, es geht ans Eingemachte und manchmal darum, über die Stränge zu schlagen, einfach so, ohne Aufsicht, gedankenlos, und das hätte auch weiterhin gelten sollen, wenn sich jemand eine Zigarette ansteckt, obwohl es falsch ist. Vorbei. Wir werden jetzt gesund. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,528027,00.html

Ich höre ja seit Monaten, ach was sag ich, seit Jahren, permanent auf zu rauchen. Und scheitere mit großer Lust. Aber: Rauchen geht mir auf den Senkel. Nicht nur, weil ich nach 20 plus x Jahren Rauchen merke, dass es in Sachen Gesundheitsförderung nicht so richtig auf den vordersten Plätzen zu finden ist, sondern auch, weil es mir auf den Saque geht abhängig zu sein. Und dooferweise ist man das ja, und das nicht zu knapp. Hört man auf, ertappt man sich dauernd dabei zu denken, "Ach, diese eine." Man windet sich, macht sich Vorwürfe, hat ein schlechtes Gewissen, irrationale Sehnsüchte und Husten. Dabei gibt es eigentlich überhaupt keinen Grund, sich dieses Dings zwischen die Lippen zu schieben. Nikotinabhängigkeit ist keinen Deut besser Alkoholismus. Wer würde auf die Idee kommen, wenn man nicht abhängig ist, sich morgens sofort nach dem Aufstehen einen Korn hinter die Binde zu kippen? Oder pro Tag eine Flasche Wodka zu trinken? Menschen, die diesen Habitus ihr eigen nennen, gehen früher oder später freiwillig in eine Entzugsklinik.

Im Prinzip freue ich mich über das Rauchverbot in der Gastronomie, weil es einem die Entscheidung erleichert, auf eine Zigarette zu verzichten. Ich habe komischerweise in den USA auch keine Probleme auf das Rauchen zu verzichten. Dort ist man mittlerweile, zumindest in Beverly Hills, dazu übergangen, dass Rauchen auch im Umkreis von 10 Meter um Terrassen von Restaurant und Bistros zu verbieten. Wer rauchen will, muss sich wortwörtlich in eine Seitenstrasse stellen. So macht das Rauchen natürlich keinen Spaß und das ist eigentlich auch gut so.

Denn das Rauchen ist schon lange nicht mehr das, was es vielleich einmal war. Ein Genussmittel, dass man in Maßen geniesst. Die Zigarettenindustrie hat spätestens nach dem zweiten Weltkrieg das Rauchen von einem Stilmittel zu einer Sucht gemacht. Während man sich früher ab und an in einem Rauchsalon getroffen hat, hat man das Rauchen in die Wohnzimmer geschleppt. Die Zigaretten bekamen Filter, der Tabak wurde mit unendlich vielen Zusatzstoffen versetzt, damit das Kratzen im Hals verschwindet. Die Industrie hat aus quasi aus einem schweren, nicht leicht verdaulichen Rotwein, ein chemisch bearbeiteten Wein gemacht, der wie Wasser aussieht und nur dank der Zusatzstoffe nach Rotwein schmeckt. Um dann zu leugnen, dass all die Zusatzstoffe die zu einem erhöhten Rauchverhalten führen, irgendeine gesundheitliche Auswirkung haben. Was natürlich Quatsch ist und an die Lebensmittelindustrie erinnert, die behauptet, dass all der Mikrowellenfraß genauso gesund sei, wie frisches Gemüse.

Rauchen ist nicht gesund. Es bringt Krankheiten hervor, die das Leben in Schmerzen und Siechtum beenden. Man kann vom Rauchen in einer Weise sterben, die man kaum seinem schlimmsten Feind wünscht. Dazu kommt auch, dass man andere Menschen mitschädigt. Man kann sich nicht darüber streiten, dass Passivrauchen schädlich ist und das Rauchen in öffentlichen Räumen zwingt andere Menschen dazu etwas zu tun, was sie nicht wollen. Man würde sich auch aufregen, wenn man in eine Kneipe geht und dort zum Saufen gezwungen wird. Noch ein Grund, warum das Rauchverbot völlig in Ordnung geht.

Aber dann gibt es da noch dieses Argument.

"Wenn die Allzuvernünftigen allzu vernünftig und grausam überlegen lächelnd ihre Vernünftigkeitsvorstellungen über den, von ihnen gleich einzurichtenden Vernunftzustand der Welt darzulegen anfangen, fangen die allergrellsten Alarmglocken zu schrillen an, das ist der Kern meines Einwandes gegen eine Figur wie Ursula von der Leyen. Vernunft macht den Einzelnen auch verrückt, weil sie eine Zwangsgewalt ist, die vorgibt, wozu zuzustimmen ist, weil ja einzusehen ist, dass es vernünftig ist. Wenn der Exorzismus der Unvernunft allzu maßlos wird, kommt die Stabilität des gesamten Systems, das seine Ordnung einer Vernunftherrschaft unterstellt hat, in Gefahr." http://www.vanityfair.de/extras/rainaldgoetz/?p=418

Das kann ich nur dreimal unterschreiben. Vernunft ist etwas, was unseren Alltag regiert. Wir müssen Regeln einhalten. Manche sind gut, denn ohne sie würde die Gesellschaft zerbröseln, manche sind merkwürdig, denn wir verstehen sie nicht. Das fängt bei merkwürdigen Parkverbotsschildern an, die zwischen 11-13 Uhr und 15-17 Uhr das Parken an einer Stelle verbieten. Für das Verbot gibt es keinen Grund, ausser vielleicht, dass um die Zeit die Drachen die Damen vom Ordnungsamt vorbei kommen. Wir müssen uns hier fügen, und dort anpassen. Wir müssen an dieser Stelle auf Dinge verzichten und an einer anderen sollten wir den Mund halten. Mit dem Wort Vernunft begründet man heute fast alles. Die Vorratsdatenspeicherung, weil sie angeblich die Terroristen abhält böse Dinge zu tun, das Einfrieren der Renten und Löhne, weil es der Wirtschaft gut tut und was weiß ich noch. Vernunft grenzt unser Leben tagtäglich ein. Manchmal zu unserem Besten, manchmal wird sie auch als Argument benutzt, Unfug zu treiben.

Rauchen ist nicht schlimm. Viel Rauchen ist schlimm. Das angestrengte, dauernd rauchen wollen ist schlimm. Die Abhängigkeit von den Zigaretten ist schlimm. Und eine Schande. Weil es das Rauchen zu einer Sucht statt zu einem Genuss macht. Und ich finde, dass das Rauchen durchaus ein Genuss sein kann. Genau wie ein guter Rotwein. Oder ein Lammbraten. Mann trinkt nicht jeden Tag einen Flasche Barolo, und man kauft auch nicht jeden Tag einen Lappen Rinderfilet. Aber einmal die Woche geht so etwas schon. Natürlich ist der Genuss einer ganzen Flasche Wein nicht sonderlich gesund, aber ab und an? Wenn ich ein- oder zweimal die Woche ein paar Zigaretten oder eine Zigarre rauche, schädigt mich das vermutlich auch nicht mehr, als ein Abendspaziergang in einer großen Stadt bei normaler Feinstaubbelastung.

Ich würde gerne mich und das Rauchen aus dem Ghetto der Sucht befreien, ohne darauf völlig verzichten zu müssen. Ich möchte unabhängig vom Nikotin sein, mich aber ab und an genauso darauf freuen, wie auch ein paar Whiskey, eine Flasche Wein oder ein Stück Kobe-Rind. Dafür muss ich lernen, auf die bequemen Industrie Zigaretten zu verzichten. Dafür muss ich lernen, meine Sucht wieder in Genuss umzuwandeln. Die Rauchverbote helfen mir dabei ein gutes Stück, weil sie es mir klar machen, was Sucht ist und weil sie mir dabei helfen, das Rauchen zu dem zu machen, was es sein kann: ein Stück Genuss. Das ist nicht leicht, aber ein Versuch ist es wert, da ich nicht auf der Seite der Pharisäer landen möchte, was ich müsste, würde ich sagen, dass ich das Rauchen in seiner Gesamtheit verabscheue.

Es ist ganz leicht, sich das Rauchen abzugewöhnen; ich habe es schon hundert Mal geschafft." Mark Twain

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Donnerstag, 10. Januar 2008

Viel neues hat die Podiumsdiskussion des djv (siehe einen Eintrag weiter unten) nicht gebracht, die Standpunkte waren doch leider vorher schon zu klar. Die Streitigkeiten war vorhersehbar und leider ließ es der Moderator nicht zu, dass sich die Diskussionteilnehmer etwas mehr verzahnten. Immer wenn es spannend wurde, unterbrach er.

Jörges, Konken und dieser Prof. Densbach warfen ein, dass auch im Internet doch Qualitätsstandards herrschen müsse, auf die man sich verlassen kann. Natürlich ist Qualität etwas, was man gerne hätte, aber der Ruf danach kommt aus einer Branche, die es selber auch nicht sehr genau damit nimmt. Ein Blick an den Kiosk sollte da Klarheit verschaffen und ich glaube kaum, dass das "Neue Blatt" die "Gala" oder andere Blätter im Verdacht stehen, unter dem eingeforderten Qualitätsjournalismus zu leiden.

Was mir bei der Diskussion richtig klar geworden ist: Man darf nicht mehr den Fehler machen zu glauben, Zeitungen und Magazine seien im Sinne des klassischen Bürgers geschrieben oder gar dazu da, die freiheitlichen Grundrechte zu bewachen. Dass Blogs selbst in Deutschland in einem bescheidenen Umfang erfolgreich sind, hat auch etwas damit zu tun, weil sie genau diese Ecke besetzen. Weil die Autoren gesellschaftliche Veränderungen, die sie am eigenen Leib spüren, ungefiltert weitergeben können.

Nur ein Beispiel: Woher kam denn der enorme Widerstand gegen die Vorratsdatenspeicherung? Woher kam die Organisation von Petitionen und anderen Dingen? Woher kamen die Artikel und die Recherche? Und wer hat das Thema so lange hoch gekocht, bis die klassischen Medien es dann auch mal wahrgenommen haben? Warum hat denn keine Tageszeitung, bis auf den "Donaukurier" eindeutig Position bezogen? Warum hat die "SZ", der "Stern" oder wer auch immer nicht das Thema demenstprechend angefasst, obwohl man als Redaktion wie als Journalist unter der Vorratsdatenspeicherung noch mehr leidet, als der normale Bürger? Warum hat man sich nicht offiziell an die Proteste angeschlossen? Vielleicht weil man Angst hatte, dass man keine Internviews in Berlin bekommt?

Das ist vielleicht der größte Unterschied zwischen der Zeitungslandschaft heute und den Blogs. Die Blogautoren haben keine Angst solchen Themen anzugehen und eine Entscheidung für oder gegen etwas zu treffen. Blogs besetzen keine Themen, sie nehmen nur den Platz ein, die der deutsche Journalismus vor längerer Zeit aufgegeben hat. Sie leisten da Widerstand gegen den Abbau der Bürgerrechte wo es nötig ist, und wo die Zeitungen und Verlage offenbar aufgegeben haben.

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Auf einer Podiumsdiskussion des DJV Berlin diskutieren gerade Hans-Ulrich Jörges vom Stern, Don Alphonso, Michael Konken vom DJV und Thomas Knüwer vom Handelsblatt über das Thema "Blogger und Journalismus". Der DJV hat vollmundig angekündigt, die Diskussion live ins Netz zu übertragen. Zu sehen bekommt bekam man aber lange nur das.

Besser kann man das Verständnis des klassischen Journalismus zu Blogs usw. eigentlich nicht darstellen. Das sagt ja eigentlich schon alles.

Abwesenheitsentschuldigung: Als man sich für die Diskussion als Zuschauer anmelden konnte, dachte ich, dass ich nicht in Berlin bin. Als klar war, dass ich hier bin, gab es keine Plätze mehr. Aber auch typisch, dass man sich anmelden muss, um hingehen zu können.

Update: Jetzt gehts es grade: www.djv.de

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Sehe ich ja auch gerade erst, dass Peter Garrett, Sänger meiner ehemaligen Lieblingsband "Midnight Oil" (die frühen Sachen von denen), heute Umwelt und Kulturminister von Australien ist. Muss ich doch mal wieder in den Keller gehen um "Head Injuries" und "Places without a postcard" zu entstauben. Dabei erinnere ich mich gerade daran, dass ich "Places..." bei einem winzigen Plattenhändler in der Bonner Innenstadt bestellen musste, der die CD dann aus Australien besorgte. Zwei Monate habe ich warten müssen, knapp 50 Mark bezahlt. Damals war man noch echt leidensfähig, wenn es um Musik ging. Dafür konnte ich dann auf jeder Party mit dem "Made in Australia" Aufdruck auf der CD angeben. Hat mir aber nichts gebracht, außer dem Ruf, etwas kauzig zu sein.

Nachtrag: Mit 15 hatte man noch Zeit.

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Mittwoch, 9. Januar 2008

Das wunderschöne Mädchen beschenkte mich zu Weihnachten mit einem Ipod Touch. Grandioses Gerät. Nicht nur wegen der hübschen Sache, wie man Albumcover durchsuchen kann, sondern auch und vor allem wegen des eingebauten WLANs, mit dem man immer und überall surfen kann. Und zwar im "richtigen" Internet und dank der großes Displays und der genialen Kipp- und Darstellungsfunktionen macht das auch richtig Spaß.

Leider wie üblich bei Apple extrem nervig: die Bindung an Itunes, was ein pain in the ass ist, und die Zwangsbindung an den Safari Browser, der gerne grundlos mal abstürzt und kein Flash beherrscht. Kann man auch nicht nach installieren, da muss man dann warten, bis Apple irgendwann mal mittels Softwareupdate das nachreguliert. Opera Mini oder Firefox kann man auch nicht installieren, dass war ja klar. Filme kann man mit dem Ipod auch schauen, aber nur im mp4 Format. Warum Apple nicht zumindest eine .avi Unterstützung mitbringt? Vermutlich aus Copyrightschutzgründen. Muss ich halt meine brav erworbenen "Frasier" DVDs per Hand umcodieren, was ich aber eh hätte machen müssen. Völlig verwirrend ist allerdings die Funktion des Kalenders. Normalerweise würde ich so vor mich hindenken, dass der Ipod Touch halt Daten im ical Format verarbeitet. Also flugs Sunbird runtergeladen, aber Itunes weigert sich Sunbird zu erkennen. Denn hat man den Touch an einem Windows Rechner, dann synct der Ipod nur mit Outlook (nicht Outlook Express). Und mit nichts anderem. Dooferweise kann Outlook kein ical, sondern nur .csv/.pst Daten lesen und so geht der Spaß dann weiter, denn um Outlook zu installieren, muss man das gesamte Office Paket von Microsoft haben und auf dem Rechner installieren. Leider wird der Ipod Touch auch nicht wie die anderen Ipods als Wechseldatenträger von Windows erkannt. Aber wie ich gerade gelesen habe, hätte es auch nichts gebracht die Ical Daten per Hand in die Eingeweise zu implantieren, denn der Touch kann kein ical sondern nur irgendeine sql Kacque, Itunes formatiert das wohl beim Import automatisch um.

Schön, dass ich heute die gesamten wichtigen Motorsporttermine diesen Jahres zusammengeschrieben habe, aber leider weder auf den Ipod noch auf mein Nokia N70 bekomme. Für das N70 gibt es wohl einen workaround, wenn man bei Yahoo einen Kalender anlegt und dies mit "Yahoo Go" für Nokia dann synchronisiert. Womit ich wieder bei dem Punkt angelangt wäre, dass ich wieder Yahoo nutzen müsste, was ich nicht will, aber wohl muss, Geht auch nicht, man kann bei Yahoo keine externen Kalenderdaten importieren - lächerlich. ...denn knapp 300 Termine per Hand einzutippen ist kein Spaß (hab ich letztes Jahr gemacht). Wenn Apple doch einen Tick offener wäre. Oder Windows. Oder beide. Jedenfalls muss sich weder Nokia noch Apple noch Microsoft wundern, wenn Google demnächst mit einem offenen Handy/Blackberry/sonstwas Standart, das dreißig fastrilliarden Applikationen hat, weil es einen offenes Betriebssystem ist, die Kunden reihenweise abwirbt.

Im Endergebnis werde ich die Tage wohl meine Office 2003 CD aus den Untiefen meiner Schubladen fischen, Office installieren und den ganzen Tag erstmal Patches nachladen, was viel Spaß macht, denn nach jedem Patch muss man den Rechner neustarten.

Achja, Musik gehört hab ich bis dato kaum und klasse ist das Ding trotzdem.

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