Bei Spreeblick gibt es einen Link zu archive.org, wo die gesamte Liveberichterstattung aller großen US-Senden des gesamten 11.September 2001 als Stream zur Verfügung steht.
Ich hab damals im Krankenhaus gelegen und hatte andere Sorgen, konnte aber die Aufregung der Krankenschwestern und Ärzte spüren. Meine Eltern waren da und haben mir erzählt, was passiert ist. Abends war ich wieder fit genug um Radio zu hören und habe den einzigen Sender gehört, den es über das Hospitalradio gab (NDR2). Selbst Stunden danach war das Chaos und der Schock noch immenent. Das merkte man allein daran, dass die Moderatoren im Studio die Journalisten vor Ort immer wieder nach den gleichen Dingen befragten und die Sendung stundenlang nur für die Nachrichten unterbrochen wurde. Die Live-Berichte nun von allen Sendern noch einmal zu sehen ist immer noch unglaublich. Nicht nur wegen des Ereignisses, sondern auch wegen der fassungslosen Reaktion aller Journalisten auf allen Sendern. Ich hab mir die ersten zwei Stunden der US Sender in den letzten Stunden neben der Arbeit angeschaut und es erstaunlich, wie ruhig die Moderatoren und Anchors die Sache angegangen sind. Vermutlich, weil man im Moment des Ereignis die ungeheure Tragweite gar nicht erfassen konnte. Das meine ich nicht in einem politischen Sinne, sondern rein aus der Perspektive der Opfer.
Passend dazu hat Stefan Niggemeier heute einen einen Bericht zu einer Dokumentation gepostet, die versucht darzulegen, wie die US-Regierung die Anschläge genutzt hat, den Krieg im Irak zu rechtfertigen.
Ein Punkt, der mich und andere Menschen damals verwundert hat, war schon die Tatsache, dass die Amerikaner sich viel Zeit gelassen haben, um auf die Anschläge zu reagieren. Im ersten Moment hatte man vielleicht damit gerechnet, dass die USA innerhalb von ein oder zwei Tagen wild um sich schlagen würden, aber das taten sie bekanntlich nicht. Es dauerte bis zum Oktober des Jahres, bis eine offizielle Reaktion mit dem Einmarsch in Afghanistan folgte. Erst am 20.03.2003 folgte dann der Beginn des Irak-Kriegs. "Leading to war" beschreibt die Zusammenhänge mit Bildern, etwas umfangreicher ist das sehr lesenswerte Buch von Frank Rich "The greatest Story ever sold" das leider nie auf Deutsch erschienen ist, aber die Geschichte und Hintergründe zum Irak-Krieg minutiös darlegt.
Test, zwo, drei.... checkcheckcheck...bbrrrzzzzz.... Hallo Antville 1.2.
Neuer Versuch fürs Antville Update startete irgendwann heute Nachmittag. Also soll dann vermutlich irgendwie wahrscheinlich. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich Antville 1.2 anfühlen wird.
Danke mal an dieser Stelle an Tobi, der das Projekt Antville am Leben hält.
Eben diese Rentendiskussion da in der ARD gesehen, aber auch nur, weil alle vorher darauf hingewiesen haben, dass Sascha Lobo da sitzen würde. Hat der Diskussion leider auch nicht auch nicht geholfen, das war aber vorher klar und sicher nicht natürlich die Schuld von Sascha.
Rente, Rente, Rente. Ich hab keine. Ich hab gut die Hälfte meines Lebens hinter mir, und die Rente interessiert mich überhaupt nicht. Meine Rente beträgt im Moment 148 Euro und wenn ich weiter so schlapp in die KSK einzahle, dann werden es irgendwann mal 380 Euro sein. Ich mache mir da keine Gedanken drum. Was vielleicht daran liegt, dass ich aus einer Familie komme, in der schon immer alle Selbstständig waren. Jedenfalls auf der väterlichen Seite. Mein Vater ist auch Alleinunterhalter in Sachen Verdienst. Er wird dieses Jahr 66 und er arbeitet jeden Tag und oft auch am Wochenende. Er arbeitet weniger als noch vor zehn oder zwanzig Jahren, er schläft morgens etwas länger, geht erst mit Hund raus, und kümmert sich dann um die Arbeit. Manchmal sitzt er auch zu mal zu Hause, aber wenn man ihm die Arbeit wegnehmen würde, er wäre unglücklich. Warum soll man auch als Selbstständiger, als einer, der Spaß an seiner Arbeit hat, plötzlich aufhören. Ich vermute, das mein Vater seine Arbeit in den nächsten Jahren vielleicht reduzieren wird, aber aufhören?
Nun gibt es Arbeit und Arbeit. Wer selbstständig ist, der hat sich seinen Beruf selbst ausgesucht und das gemacht, weil er damit glücklich ist. Mein Großvater war Arzt und er war es bis zu seinem Tod. Mein Vater verkauft Häuser und das wird er so lange machen wie kann. Ich schreibe und auch das werde ich wohl so lange tun, bis ich umfalle. Aber wer bei Lidl an der überwachten Kasse sitzt, wer in einer Fabrik im Akkord irgendwas sortiert, der will das sicher nicht machen bis er tot umfällt. Was verständlich ist. Weil der Job beschissen bezahlt ist, weil er kaum Perspektiven hat, weil er weiß, dass sein Arbeitsplatz von einer für ihn undurchsichtigen Entscheidung eines Fondsmanager in London, New York oder Peking abhängt. Das ist frustrierend, weil man sich dagegen wehren kann und am Ende auf jeden Fall der Verlierer ist. Weil man sich entweder tot gearbeitet hat, oder arbeitslos ist. Oder beides. Und ich wundere mich jeden Tag ein wenig mehr, das die Menschen nicht einfach aufhören, auf die Strasse gehen und/oder sagen: "Ohne mich - keine Dividende."
Es wird in Deutschland immer soviel davon geredet, dass man schneller in den Beruf kommen müsse. Zu lange Schulzeiten, zu langes Studium oder Ausbildung. Ich halte das für Quatsch. Ich hab nach meinem Abi zehn Jahre gebraucht um festzustellen, was ich eigentlich will. Ich kenne viele, die mit Anfang 30 plötzlich die "Quarterlife Crisis" bekommen haben und danach endlich das gemacht haben, was sie immer machen wollten. Woher will man auch mit 20 wissen, was einen mit 40 noch interessiert? Ich weiß nicht mal heute, was ich in zwei Jahren machen werde. Ich weiß nicht mal, wo ich dann wohnen werde und ich finde das sehr beruhigend, denn nichts erschreckt mich mehr, als eine klare, gerade Zukunft ohne Überraschungen.
Das Buch von Lobo/Friebe über die "Digital Bohème" verkündet nicht wirklich was revolutionäres, sondern nur dass, was in den 70er Jahren in anti-autoritären Kindertagesstätten gepredigt wurde: "Mach halt das was DU willst." Das mag man mit fünf Jahren nicht entscheiden können, aber mit 25 schon. Was man eigentlich ab der fünften Klasse jedem Schüler eintrichtern müsste ist: "Schau dich um. Probier was aus. Scheiß auf den geraden Lebenslauf ohne Lücken. Wenn Du willst sei Müllmann, Wal-Schubser, Hacker, Banker, Lyriker, Chauffeur, Lingiust und Kellner. Du findest Deinen Weg, so oder so. Du findest ihn, wenn Du Dich loskoppelst von dem Gedanken, dass man mit 20 schon an die Rente denken muss. Du findest ihn, wenn Dir klar wird, dass viele Firmen Dich sowieso nur als ersetzbare "Human Ressource" sehen, Du findest Ihn, wenn Dir klar wird, dass, egal was Du machst, Du am Ende eh für Dich und Dein Leben selber gerade stehen musst, und all die Versprechungen der Politik nach einem besseren Leben ab 67 sowieso nur Blödsinn sind, weil die Chance, dass Du in Deinem erlernten Beruf mit 50 auf der Strasse stehst, größer sind, als ein Autounfall. Aber wenn Du vorher gelernt hast, dass nichts sicher ist, dass Du selber klar kommen musst, und Du dafür frei entscheiden kannst, was Du mit Deinem Leben anstellen willst, wie Du Deine Gesundheit und Dein Leben einsetzen möchtest um das verdammte Geld zu verdienen, dann bist Du wenigstens ein Stückchen frei. Und dann interessiert Dich die Rente auch nicht mehr, die eh nur eine Chimäre und die letztlich nur eine virtuelle Abhängigkeit ist."
Rente, Rente, Rente. Ist eine Erfindung des Turbo-Kapitalismus des späten 19. Jahrhunderts, die in der durch Ludwig Erhardt angepassten Weise gerade mal 30 Jahre gut funktioniert hat. Und vielleicht auch noch funktionieren würde, wenn wir alle noch in dem ehrenhaften kaufmänischen Geist früherer Jahre leben würden. Aber wir leben heute, wo Spekulanten die Pensionsfonds darauf verwetten, dass die Getreidepreise steigen, und diejenigen, die da ihre schmale Rente in den Fonds reingeben, das Brot kaum noch zahlen können. Wer glaubt in Mitten dieses Irrsins noch daran, dass man als ehrlicher Angestellter, nicht irgendwann wegrationalisiert wird, weil die kleine Firma auch Teil der Globalisierung geworden ist? Da sollte man den Schülern von heute doch lieber sagen, dass sie einfach dass machen sollen, worauf sie Spaß haben anstatt ihnen vorzulügen, dass sie mit ihrer Berufsentscheidung als Zwanzigjährige sicher bis in die Rente durchkommen. Vor 20 Jahren war die Welt noch in Ost/West geteilt, es gab kein Internet, da war die "Rende sischer". Wer weiß schon, was in weiteren 20 Jahren sein wird. Vielleicht ist die Welt untergegangen, vielleicht stehen wir dann kurz vor einer Revolution, weil 90% der Bevölkerung 10% einer Oberschicht ernähren, vielleicht ist das Geld abgeschafft worden, weil eh alle auf Pump leben. Rente gibt es aber sicher keine und Ruhestand ist etwas für die, die ihr Leben lang Jobs machen mussten, die sie im Grunde gehasst haben.
"Unbelievable,'' said Laura Martin, an analyst at New York- based Soleil Securities Corp. "This is management putting its employees and its job security ahead of current Yahoo shareholders' interest.''
Genau. Unglaublich. Wie kann man nur die Interessen der Angestellten so hoch bewerten. Wo kommen wir denn da hin? Kommunismus!
Manchmal, wenn ich einen Blick über meinen schmalen Tellerrand werfe und versuche, mich in das Denken mancher Manager einzudingsen, bekomme ich schon ein wenig Angst. Man könnte ja jetzt sagen: "Ach, ist doch hübsch. Die werden an ihrer eigenen Gier schon zugrunde gehen, da hol' ich mir jetzt was Popcorn und schaue zu." Dummerweise ist man, ob man es nun will oder nicht, ja Teil des Systems, aus dem man sich nicht lösen kann. Nicht mal als Schafhirte in Neuseeland. Wie merkwürdig verzweigt das Wirtschaftssystem mittlerweile ist, sieht man an der Lebensmittelkrise, die weiter vor sich hin gärt, ohne das jemand da wirklich verstehen würde, was genau da vor sich geht. In der letzten "Zeit" gab es einen Artikel zum Thema, in der die Warenterminkontrakte verantwortlich gemacht wurden. Es ist wohl so, dass eine Seite auf einen höheren Preis spekukliert und den Kontrakt mit Gewinn dann weiterverkauft an jemanden, der auf einen noch höheren Preis geht. Das erinnert fatal an das Dominospiel bei den Krediten in den USA, nur dass hier die gesamte Welt dranhängt. Der Zynismus ist halt, dass die, die da auf höhere Preise wetten, auch die sind, denen es meist egal ist, was die Milch oder der Reis kostet. Genauso wie es den Angestellten der Banken wurscht war, ob da einer sein Haus überbewertet oder nicht. Da muss man sich am Ende über Sätze wie den da oben auch nicht wundern. Und das die Moral im Geschäft völlig hinüber ist. Die Welt ist eine Mischung aus den Albträumen von Foucault, Orwell und Postman.
Nächste Seite