Mittwoch, 14. Mai 2008

Komischerweise ist man viel weniger erschöpft, wenn man die Arbeit einfach den ganzen Tag vor sich her schiebt, obwohl das ja eigentlich schon anstrengender klingt, als einfach zu arbeiten.

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Dienstag, 13. Mai 2008

Irgendwie stehen die Technik und ich dieses Jahr auf Kriegsfuss. Erst verreckt der Volvo und hinterlässt ein mächtiges Loch im Budget, weil ich mir aus dem Stand einen neuen Gebrauchtwagen kaufen musste, und dann ist da noch die Sache mit der Waschmaschine.

Meine Alte habe ich bei meinem Umzug nach Berlin erworben. Irgendso ein 150 Euro Teil, das durch das Bad wanderte, wenn sie schleuderte. An Gespräche war auch nicht zu denken, wenn man nicht alle Türen geschlossen hatte. Immerhin - das Ding hielt knapp sechs Jahre durch. Im letzten Winter roch sie plötzlich etwas streng und sprengte alle paar Minuten den Sicherungskasten. Also entschloss ich mich eine neue Gebrauchte zu kaufen. Um die Ecke hatte so ein Laden aufgemacht, also rein, eine gekauft, wieder raus. Sie sollte zwei Tage später geliefert werden. Am vierten Tag rief ich an und die überraschte Dame meinte: "Ach ja, die ist ja kaputt." Die grundsätzlich nicht unvorteilhafte Idee, mich mal zwischendurch zu informieren hatte sie nicht. Aber Ersatz hätte sie, leider 50 Euro teurer. Dafür eine AEG, gar nicht alt. Gekauft. Das war Mitte Januar.

Zwei weitere Tage später stand sie in meinem Bad und machte das, was Waschmaschinen halt so den ganzen Tag machen. Rumstehen und ab und an was waschen. Nach der dritten Wäsche wollte sie aber nicht mehr. Vielleicht ein Anflug von Heimweh, vielleicht hatte ich sie nicht freudlich genug begrüßt - wer weiß das schon bei diesen komplizierten Dingen. Immerhin sprang sie nach guten Zureden wieder an. Und so ging das die nächsten acht Wochen. Mal wusch sie erfreut im ersten Anlauf, ließ sich aber geschlagene 180 Minuten für das Kurzprogramm Zeit. Mal wollte sie eben nicht. Je länger wir diskutierten, desto mehr wurde mir klar, dass ich offenbar eine Waschmaschine erwischt haben musste, deren Elektrogehirn unter Alzheimer litt. Sie wollte bestimmt waschen, aber ihr fiel halt nicht mehr ein, wie das genau geht. Da man bekanntlich im Internet alles findet, stolperte ich über eine Hauselektrikforum, in dem man mir komplizierte Anleitungen gab, wie man dem Elektrohirn einen Stromstoss verpassen konnte. ("Drehen Sie, während sie gleichzeitig die Knöpfe A,B,C gedrückt halten, zwei Einstellungen nach links, drücken sie dann A,C,B,A,B,B,C,A hintereinander innerhalb von 23.2 Sekunden, drehen sie dann langsam dort hin, öffnen sie schnell die Tür, verlassen sie den Raum, kommen sie wieder und drehen den Schalter D auf Null. Dann erscheint ein Servicecode.") Damit ging es dann eine Weile und ich redete mir den langen Waschgang damit schön, dass die Maschine halt eine buddhistische Einstellung zum Waschen hat und die Kleidung deswegen danach mit besonders viel lässiger Energie erfüllt sei. Sauber war sie zu dem auch.

Mitte März ging dann allerdings gar nichts mehr. Beim Einschalten erblinkte ein hässlicher Fehlercode. Was solls, hab ja Garantie. Den Laden angerufen, aber da ging keiner dran. Auch am zweiten Tag nicht. Ein Fax gesendet. Zwei Tage später hatte die die Verkäuferin am Ohr, die nur meinte: "Ich bin pleite." Das wäre der richtige Moment gewesen aufzulegen. Ich hörte aber zu, denn sie meinte, ich müsse mir keine Sorgen machen. Die Waschmaschinenreparaturfirma ihres Schwippschwagers 4. Grades würde einspringen und er würde sofort herbeieilen. In der Tat - nur vier Tage später kam ein Mensch mit schlechten Zähnen, schaute in die Maschine rein, rülpste verstohlen und meinte "Muss ich ausbauen." Er meinte das Elektrohirn. Und dann meinte er noch "Eine Woche." Und ging. Das war so gegen 25.03.

Zehn Tage später hab ich dann mal nachgehakt. "Ach ja. Da musste ich das Ding neubestellen. Eine Woche." Zehn Tage später hab ich dann mal nachgehakt. "Ach ja. Da muss ich mal sehen. Dienstag." Zehn Tage später hab ich dann mal nachgehakt. "Ach ja. Die haben mir das falsche Ersatzteil geschickt. Eine Woche." Zehn Tage später hab ich dann mal nachgehakt. "Ach ja. Dass dauert noch was. Montag." Zehn Tage später hab ich dann mal nachgehakt. "Ach ja. Da musste ich das Ding neubestellen. Donnerstag bin ich da."

Nicht dass der Mensch einmal angerufen hätte um seine Termine abzusagen. Er war seit Wochen mit dem Ersatzteil einfach verschwunden. Vor einer Woche platzte mir dann der Kragen. Und es hieß. "Ich komm dann Freitag."

Tatsächlich kam er am letzten Freitag mit einem Ersatzteil, dass er dann in die Maschine reinfummelte. Das neue Hirn würde nun alles besser machen, die Alzheimerzeiten seien vorbei. Ich und mein überquellender Wäschekorb freuten sich sehr. Leider zu früh gefreut. Das neue Hirn mochte den neuen Körper nicht und wurde abgestossen. Anders ausgedrückt - es tat sich nichts. "Ach," sagte der Mensch, während sich diese Mischung aus Hysterie, Zynismus und Fassungslosigkeit in mir breit machte. Noch mal sechs Wochen Wartezeit?

"Nein, nein. Ich bring Ihnen Dienstag eine andere Maschine vorbei. Was gleichwertiges. Können Sie sich überlegen, ob sie behalten wollen, oder sie bekommen die alte wieder, wenn sie wieder geht."

"Dienstag?" "Ja" "Bestimmt" "Ganz sicher" "Wirklich??!!!?" "Ja. wirklich".

Und nun ratet mal, wer heute nicht da war.

Also: Herr Budde, vom WM&TV Service in Berlin. Sie sind ein mieses, dreckiges . Dazu sind Sie ein verdammter , ein schlecht ge Warzen und es mögen ihnen alle Zähne ausfallen, bis auf einen und der soll ewig eitern. Ihre verfickte Waschmaschine können sie sich quer in und das verschissene Elektrohirn gleich dazu.

Dooferweise bin ich einer Woche auch erstmal längere Zeit weg, und bei den Reaktionszeiten dieser Firma muss ich wohl noch mindestens bis Ende Juni ohne Waschmaschine leben.

Update, 15.05.08: Mittlerweile hat er zwei weitere "Ich komm ganz sicher" Termine ohne Nennung von Gründen einfach verstreichen lassen. Immerhin konnte ich ihn gerade 3 Minuten lang am Telefon anbrüllen. Das hat schon mal gut getan. Mir egal, ob er nun heute kommt, oder nicht.

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Samstag, 10. Mai 2008

"Es gibt keine Freiheit, wenn sie niemand schützt", betonte der Minister. Dafür seien manchmal Eingriffe in die Freiheitsrechte des Einzelnen "aufgrund von genauen gesetzlichen Regelungen" nötig. Wolfgang Schäuble

"Those who would give up Essential Liberty to purchase a little Temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety" Benjamin Franklin

In diesem Sinne: Frohe Pfingsten.

Nachtrag 15.05.08 edkrebs.com

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Freitag, 9. Mai 2008

Ich bin ja nicht der allergrößte Fan von Joachim Lottmann, aber das hier ein sehr großartiger Text.

Das Deutschlandradio Kultur behauptet zu recht, Jelinek laufe zu einer Hochform auf wie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Voller Inbrunst und Begeisterung stürze sie sich auf diesen Fall. Ich selber sehe im Fernsehen nur diese Nachbarn, diese entsetzlichen, aufgeschwemmten, häßlichen, dummen Dorf-Österreicher, diese Proleten, und ich bin sofort bereit, Frau Jelinek zuzustimmen. Ja, dieser Fall zeigt erneut den Nationalcharakter dieses Alpenlandes. Ja, man muß sich ekeln. Ja, der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem Hitler kroch. Nach außen ehrpusselig und spießig, und im Keller wird weiter gefoltert, vergewaltigt, ein monströser Größenwahn gelebt. Sogar die Kampusch sagt es schon: die unterdrückte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hat diese Bevölkerung bis heute geprägt.

Unbedingt weiterlesen

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Bei Spreeblick gibt es einen Link zu archive.org, wo die gesamte Liveberichterstattung aller großen US-Senden des gesamten 11.September 2001 als Stream zur Verfügung steht.

Ich hab damals im Krankenhaus gelegen und hatte andere Sorgen, konnte aber die Aufregung der Krankenschwestern und Ärzte spüren. Meine Eltern waren da und haben mir erzählt, was passiert ist. Abends war ich wieder fit genug um Radio zu hören und habe den einzigen Sender gehört, den es über das Hospitalradio gab (NDR2). Selbst Stunden danach war das Chaos und der Schock noch immenent. Das merkte man allein daran, dass die Moderatoren im Studio die Journalisten vor Ort immer wieder nach den gleichen Dingen befragten und die Sendung stundenlang nur für die Nachrichten unterbrochen wurde. Die Live-Berichte nun von allen Sendern noch einmal zu sehen ist immer noch unglaublich. Nicht nur wegen des Ereignisses, sondern auch wegen der fassungslosen Reaktion aller Journalisten auf allen Sendern. Ich hab mir die ersten zwei Stunden der US Sender in den letzten Stunden neben der Arbeit angeschaut und es erstaunlich, wie ruhig die Moderatoren und Anchors die Sache angegangen sind. Vermutlich, weil man im Moment des Ereignis die ungeheure Tragweite gar nicht erfassen konnte. Das meine ich nicht in einem politischen Sinne, sondern rein aus der Perspektive der Opfer.

Passend dazu hat Stefan Niggemeier heute einen einen Bericht zu einer Dokumentation gepostet, die versucht darzulegen, wie die US-Regierung die Anschläge genutzt hat, den Krieg im Irak zu rechtfertigen.

Ein Punkt, der mich und andere Menschen damals verwundert hat, war schon die Tatsache, dass die Amerikaner sich viel Zeit gelassen haben, um auf die Anschläge zu reagieren. Im ersten Moment hatte man vielleicht damit gerechnet, dass die USA innerhalb von ein oder zwei Tagen wild um sich schlagen würden, aber das taten sie bekanntlich nicht. Es dauerte bis zum Oktober des Jahres, bis eine offizielle Reaktion mit dem Einmarsch in Afghanistan folgte. Erst am 20.03.2003 folgte dann der Beginn des Irak-Kriegs. "Leading to war" beschreibt die Zusammenhänge mit Bildern, etwas umfangreicher ist das sehr lesenswerte Buch von Frank Rich "The greatest Story ever sold" das leider nie auf Deutsch erschienen ist, aber die Geschichte und Hintergründe zum Irak-Krieg minutiös darlegt.

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