Ungeordnetes V
Matrix Trilogie zum ersten Mal hintereinander zusammenhängend gesehen. Festgestellt, dass sie gar nicht so schlecht ist. Selbst der dritte Teil nicht. Angefangen in Matrix Foren nach philosophischen Diskussionen zu suchen, ob Neo nun selbst ein Programm ist, ob Agent Smith nicht am Ende sogar das Gute ist. Plötzliche Erkenntnis darüber, was ich gerade tue. Sehr, sehr müde geworden und wieder zum Fernseher gegangen um Golf zu schauen. (Filed unter "Vergreisung")
Meine Karriere als linker Autonomer ist an genau zwei Dingen gescheitert. Unrasierte Achseln und Patschuli.
Apropos Vergreisung: Ich fange an, Bedienungsanleitungen zu lesen
Worüber ich mich wundere: Wie hat es die nette, irgendwo aus Asien stammende, kein Wort Deutsch verstehende Familie geschafft, all die Formulare von Ordnungs-,Hygiene-, Gewerbe- und Finanzamt auszufüllen, damit sie ihren Laden aufmachen konnten?
Schon wieder die Akkreditierung für die Berlinale versemmelt. Jedes Jahr im November bekomme ich die Unterlagen, jedes Jahr im Februar fällt mir auf, dass ich ich es vergessen habe.
Überhaupt Kino. Ich vermisse die Abende, an denen man erst ins Kino gegangen ist, einen Schwarz-Weiß Film gesehen hat, dann ins Bett um danach rauchend mit angezogenen Knien an die Wand gelehnt Wein trinkend den Film zu diskutieren. (Filed unter kitschige Momente in Gold)
Ein entfernter Onkel, vormals dekorierter Nazi, gab den bemerkenswerten Spruch von sich "Was soll das alles, was brauch ich einen Personalausweis. Ich weiß wie ich heiße, und wenn der Staat das wissen will, dann kann ja fragen." Der mir damals einzig bekannte Mensch mit einer eigenen Adresse meinte: "Wenn ich den Fragebogen bekomme, dann zerreis ich den und schmeiß ihn in den Müll." Das war sehr mutig, wie ich fand, drohte der Staat doch mit Zwangsgeldern und Haft, sollte man nicht antworten. Es ging um die Volkszählung 1983 und die Angst, dass der "Staat" dem "Bürger" hinterher schnüffelt, dass es ihn ausspioniert und am Ende die erfassten Daten in großen Computern sammelt und vielleicht dazu nutzt, seinen Bürger besser kontrollieren zu können.
Nun unterstellt man diesem Staat ja nicht unbedingt, dass er wild geworden ist. Wie schnell ein Staat, bzw. ein Staatsapparat, aber aus Angst um das eigene Überleben, sich gegen seine Bürger stellen kann, ist hinlänglich bekannt. Die ehemalige DDR ist da nur das jüngste Beispiel. Also muss man sich keine Sorgen machen, wenn man im Moment, die Erstellung von DNS Datenbanken, Pässen mit biometrischen Dateninhalten und RFID Chips seitens des Staates überdenkt? Vielleicht nicht, auch wenn mir manchmal die Frage im Kopf rumhuscht, wo eigentlich der Unterschied zwischen den "Geruchsproben" im Archiv der Stasi und einer genetischen Datenbank des BKA sein soll. Die Krankenversicherungen haben auch so ihr Interesse an diesen Datenbanken. Das jemand mit einer genetischen Disposition für eine Herzerkrankung in Zukunft mehr zahlen muss, ist keine Utopie. Und hintenrum arbeiten vor allem private Biodatenbanken in Zusammenarbeit mit etlichen Krankenhäusern schon seit Jahrzehnten an der Zusammenfassung solcher Daten [Quelle] Aber das nur nebenbei.
Was mich stört, ist diese schleichende Veränderung, die ein Staatsgebilde durch macht. Immer mehr wird der Eindruck erweckt, der Staat habe sich vor seinen Bürgern zu schützen. Der Staat ist immer rein und im Recht, und es sind die Elemente von aussen, die ihn bedrohen. Ich hab den (diesen) Staat immer als ein Gebilde betrachtet, der aus der Mitte seiner Bürger erwächst, der versucht ein System zu etablieren, in dem möglichst alle bequem leben können, der sich, dank Wahlen, regulieren lässt. Manchmal keimt in mir der Gedanke auf, dass der Staat sich verselbstständigt hat, dass es er lieber die Bürger reguliert, als dass er sich regulieren lässt. Er schafft sich unter dem Vorwand, immer mehr Kontrolle für immer mehr Sicherheit des einzelnen zu schaffen, eine Distanz zum Bürger, den er unter den Generalverdacht stellt, weil ja jeder einzelne vielleicht mal etwas tun könnte das ein Gefahrpotential einschließen würde. Ich höre wohl Worte wie "Prävention" und "Gefahrenabwehr", aber ich weiß nicht, wovor sich der Staat mit oben genannten Mitteln eigentlich schützen muss? Man wird keinen Kindermörder von seinem Tun abhalten können und einen islamitischen Terroristen, der hier in Deutschland einen Anschlag plant, wird man mit den erwähnten und geplanten Datenbanken und vernetzten Ausweisen auch nicht stoppen können. Man wird ihn noch nicht mal finden, denn der hat keinen deutschen Pass.
Die Volkszählung 1983 wurde ja Ende gekippt vom Bundesverfassungsgericht und Ernst Benda, damals einer der Richter, begründete dies in einem Interview wie folgt:
Mit dem Recht auf informelle Selbstbestimmung wären eine Gesellschaftsordnung und eine diese ermöglichende Rechtsordnung nicht vereinbar, in der der Bürger nicht mehr wissen könnte, wer, was, wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß. Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen. Wer damit rechnet, dass etwa die Teilnahme an einer Versammlung oder einer Bürgerinitiative behördlich registriert wird, und dass ihm dadurch Risiken entstehen können, wird möglicherweise auf eine Ausübung seiner entsprechenden Grundrechte verzichten.
[Quelle]
Das mit den Studiengebühren ist schon eine super Idee. Endlich all die faulen Idioten weg, die eh nur mit Mühe das Abitur geschafft haben, deren Eltern schon nix im Leben erreicht haben und von der Gesellschaft durch gefüttert wurden. Warum soll man das mit noch einer Generation machen? Es ist volkswirtschaftlich sowieso viel besser, wenn es mehr Menschen gibt, die nach dem Abitur direkt arbeiten und in die Sozialkassen einzahlen, damit es dem Renten- und Krankenversicherungssystem mal wieder besser geht. Was braucht man auch eine viertel Millionen Romanistikstudentinnen in Deutschland, die nach dem Studium fünf Praktika machen und dann doch schwanger werden? Ich meine, nix gegen das schwanger werden, Deutschland braucht ja jedes Kind, aber wenn die statt des Studiums einfach vorher ehrlich gearbeitet hätte, als was auch immer, da gibt es ja viele Möglichkeiten für junge Mädchen, dann hätten sie wenigstens die Geburtskosten erwirtschaftet. Vielleicht sollte man bei der Gelegenheit auch die Geisteswissenschaften an die VHS verlagern. Ich meine, wer braucht schon einen Historiker? Oder Philosophen? Oder Alt-Philologen? Tragen die auch nur irgendwas dazu bei, dass es Deutschland besser geht? Und Germanisten. Jetzt mal ehrlich, wozu braucht man die denn? Es reicht doch wohl lange, wenn man den Kindern in der Schule etwas strenger die Rechtschreibung beibringt. Das reicht doch fürs Leben. Ansonsten haben wir ja noch Elke Heidenreich, die sagt uns schon was gut ist. Also alle Geisteswissenschaften weg von der Uni. Was das allein an Geld sparen würde, da macht man sich ja gar kein Bild von.
Besser ist es wahrscheinlich noch, wenn man ein Studium von einem DNS Test abhängig macht. Was bringt es denn, wenn die Gesellschaft da eine teure BWL Ausbildung finanziert, und der Mensch dann mit Ende Dreißig Krebs bekommt? Also: erst der DNS Test, ob sich das überhaupt lohnt, dann die Bescheinigung fürs Studium. Und jedes Jahr eine neue. Kann ja sein, dass da einer anfängt zu rauchen, und schwupps sind zwei Chromosomen hinüber, die ihn dann auch mit 40 ins Grab bringen. Das sollte sowieso mal überdacht werden. Wenn einer schlechte Gene hat, oder durchs Rauchen und Saufen sich schlechte gemacht hat - da sollte man wirklich mal überlegen, ob der oder die sich noch einfach so auf Kosten der anderen fortpflanzen sollten. Man sollte das wie bei den Zähnen machen. Wenn man immer ordentlich zum Zahnarzt geht, dann zahlt die Kasse ein bisschen mehr zu. Andersrum könnte man das bei Leuten machen, die trotz schlechter DNS Kinder bekommen, die dann am Ende blöd sind, oder gewalttätig. Wenn einer der beiden Partner geraucht hat - zack müssen die 20% bei den Geburtskosten selber tragen. Das ist doch fair gegenüber den anderen, die nie geraucht habe und gesunde Kinder bekommen. Und vielleicht gibt es dann nicht mehr so viele Unterschichtenkinder, die ja den ganzen Tag nichts anderes machen als Fernsehen, schöne U-Bahnmauern mit ihren Grafittis verschmieren und die dann wieder neue Kinder in die Welt setzen und dann am Ende auch noch studieren wollen. Nein, das ist schon ein schöner Anfang mit den Studiengebühren. Aber da sollte man noch viel mehr machen. Zum Beispiel auch Gentest für Kinder, deren Eltern mal straffällig waren. Oder Zuzahlung zur Geburt, wenn ein Elternteil mal Sozialhilfe bezogen hat. Wer Geld für Kinder hat, der kann auch wieder was zurück zahlen. Ach, es ließe sich soviel machen.

Liebe ist Krieg. Hört man oft und gerne, wenn es um Probleme geht oder als Rat, welchen Weg man einschlagen sollte, wenn man nicht mehr alleine sein möchte. Ich frag mich dann immer: Gegen sich selber, oder andere? Und wer sagt mir, wann es Zeit ist, Frieden zu schliessen?
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