Donnerstag, 4. August 2005

Dreiviertel des Tages damit zugebracht, mein zusammenklappendes System (xp, doo) zu retten. War nix. Gerade noch geschafft, alle Daten zu sichern. Dann XP neu installiert. Dann brav Updates gezogen. Danach hieß es, ich solle mich neu "aktivieren". Dabei war ich doch schon nervlich ziemlich aktiv. Aber seit heute will XP von mir aktiviert werden. Gut, dachte ich, wenn Software heutzutage so lahm ist, das man sie erst per Knopfdruck aktivieren muss, dann ist das eben so. Wer bin ich, dass ich mich dem Fortschritt in dem Weg stelle! Da geh ich doch mit! Da halte ich doch Schritt! Ich bin doch noch jung!

Das glaubte aber Microsoft nicht und verweigerte mir jegliche Aktivierung. Selbst, nachdem ich per Telefon einen 300stelligen Zahlencode, der in 8 Punktschrift auf meinem Monitor zu lesen war, in mein Telefon getippt hatte. Das ist demütigend. Immer, wenn man soviele Zahlen hintereinander eingeben muss, wächst die Panik, sich zu vertippen und den ganzen Schmu nochmal eingeben zu müssen. Und dann kommt dann auch noch die Stimme, die einem sagt, dass der Aktivierungscode nicht angenommen worden ist. Weswegen? Weil man zu blöd war, die hunderttausend Zahlen einzutippen? Weil man zu alt ist? Weil man nicht würdig ist?

Aber irgendwann kommt dann ein (angeblich) lebendiger Mensch an der, immerhin, kostenlosen Hotline und bestätigt, dass man nicht würdig ist. Weil man ein gewissenloses Drecksdiebschwein Mensch ist, der einen Fehler gemacht hat und Windows XP verzeiht keine Fehler. Und schon gar nicht den, wenn man denkt, dass man ein drei Jahre altes XP, das mal mit einem anderen Rechner kam, auf einen halbwegs neuen Rechner zu installieren, der nicht den gleichen Namen des alten Rechners hat. Treudoof sagte ich: Ja, aaaaber, damals ging das und bekam zur Antwort, dass das heute nicht mehr geht, damit Menschen wie ich, das nicht mehr tun können und sich unwürdig, ertappt, schlecht, gemein und dumm fühlen.

Danach rennt man durch die Stadt, weil man bei Ebay gesehen hat, dass es XP Systeme dort für 80 Euro gibt und steht bei Saturn erstaunt vor einem Paket, auf dem 230 Euro steht. Also geht man wieder nach Hause und bestellt bei Ebay. Und lebt jetzt damit, dass der Rechner einen bei jedem Neustart mit einem erhobenen Zeigefinder begrüßt, einem "Nanananana, Du Software Schlingel" um sich dann schmollend fünf Minuten zurück zu ziehen und gar nichts mehr zu sagen, außer "Du hast noch 30 Tage. Wenn Du in 30 Tagen immer noch nichts gemacht habe, dann zieh ich Dir die Hosen aus."

Na fein, ich hab ja auch gerade nichts zu tun. Überhaupt nichts. Wie gut, dass ich noch einen Laptop habe. Der nächste Rechner ist ein Mac.

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Hui, erst die Herrn Broder und de Winter, jetzt der Herr Schönbohm der im Tagesspiegel sagt:

[...]Die ländlich strukturierten Räume Ostdeutschlands sind stärker verproletarisiert als ein eher städtisch geprägtes Land wie Sachsen, wo ein Teil des Bürgertums die SED-Diktatur überlebt hat.[...] [...]Mit der Kollektivierung der Landwirtschaft durch die SED in den 50er Jahren ging der Verlust von Verantwortung für Eigentum einher, für das Schaffen von Werten.[...]

Und der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, dem vielleicht ein paar Wilthener Goldkrone quer im Kopf hängen geblieben sind, haut in die gleiche Kerbe:

Das muss man der DDR anlasten. Die ganze Wahrheit über das Regime oder über Andersdenkende war tabuisiert oder bei Strafe verboten. Von daher ist die Verleugnung auch eine gesellschaftlich unterstützte und eingeübte Abwehr.
Quelle: Franzi, die es aus der FAZ abgeschrieben hat.

Aber eben dieser hat auch mal über Angela Merkel gesagt:

Sie fällt durch ein misstrauisches, vorsichtiges Sozialverhalten auf, das in der DDR überlebensnotwendig war.

Fassen wir die letzten Tage mal zusammen. Proletarische Fundamentalisten aus dem Dunkel-Osten killen unsere Babys, weil sie uns ausrotten wollen. Schuld daran ist die SED PDS Oskar Lafontaine Linkspartei die mit ihrer jahrzehntelangen Repression dafür gesorgt hat, das jahrmillionen alte Instinkte ausgelöscht worden sind, weswegen der proletarische, fundamentalistische Ossi seit dem Verlust seines FDJ Hemdchens ab morgens sechs Uhr mit 2 Promille im Schädel durch die Gegend wankt und sich von im Untergrund arbeitenden arabischen Gemüsehändler zum Selbstmordattentäter ausbilden läßt.

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Dienstag, 2. August 2005

Beim Spiegel ist (schnell lesen bevor es im kostenpflichtigen Archiv verschwindet) ein Interview mit Leon de Winter zu lesen. Dieser ist, neben seiner Tätigkeit als Autor, vor allem nach dem Mord an Theo van Gogh im letzten Jahr mit der Warnung an die Öffentlichkeit getreten, dass der Fundamentalismus die demokratischen Grundfesten des westlichen Zivilisation zerstört. Damit hat der Mann nicht so ganz Unrecht, wenn man sich anschaut, welche Maßnahmen verschiedene Regierungen seit dem 11.9.2001 getroffen haben, um die Bürger „zu schützen“, aber ich glaube, der meint das anders. Denn im Interview gibt es neben einer Menge Quatsch auch etliches hanebüchenes über die Todesstrafe und untergehende Zivilisationen zu lesen. Wirklich überrascht hat mich der letzte Satz, den der Interviewer Henryk M. Broder wahrscheinlich nicht ohne Grund da hingestellt hat. Leon de Winter sagt „Nach dem linken Faschismus der Sowjets, nach dem rechten Faschismus der Nazis, ist der Islamismus der Faschismus des 21. Jahrhunderts.“

Man kann jetzt darüber streiten, ob de Winters Verständnis der Geschichte korrekt ist, oder sein philosophischen Wissen über den Faschismus. Vielleicht sollte man de Winter mal erklären, dass der Faschismus eine Herrschaftsform ist, auch wenn der Begriff in den 60er und 70er Jahren auf alles erweitert wurde, was in seiner Grundhaltung antidemokratisch ist. Ob der Begriff aber so anwendbar ist, darüber streiten sich die Gelehrten noch heute. Auf gar keinen Fall kann man den Faschismus aber mit dem islamischen Fundamentalismus in einen Topf werfen, weswegen es bisher auch noch kein Historiker, Philosoph, Theologe oder Politikwissenschaftler gemacht hat. Aber ich habe das Gefühl, dass sowohl Leon de Winter, als auch sein erstaunlich kritikfreier Interviewer das ganz gut wissen. Offenbar geht es um was anderes.

Da wird eine scheußliche Assoziationskette aus Erinnerungen aufgebaut. In etwa: Faschismus war böse, böse, böse, brachte Leute um und man wusste gar so recht nicht wieso. Dann Krieg und alles noch schlimmer. Und jetzt geht alles wieder von vorne los, wir haben es nur noch nicht gemerkt, denn die Fundamentalisten bringen Leute um, und man weiß gar nicht so recht wieso. Zusätzlich geben sie diesmal nicht mit zackigen Uniformen zu erkennen, sondern sie sind im geheimen unter uns. Quasi: der freundliche arabische Gemüsemensch, der mir täglich die Paprika eintütet plant heimlich, mich mit einer Nagelbombe in die Luft zu jagen. Und alle arabischen Gemüsehändler sind organisiert und warten nur darauf, ihren Fundamentalismus in unserem schönen Europa zu installieren.

Was Broder und de Winter da betreiben, ist simple Panikmache. Und wenn ich mich dann in diesem Zusammenhang dann auch mal so weit aus dem Fenster lehnen darf, faschistische Panikmache. Wir sollten Terroristen die Todesstrafe aussprechen, damit sie wissen, dass mit uns nicht gut Kirschen essen? (Hat die Todesstrafe in den USA auch nur einen davon abgehalten, einen Mord zu begehen?) Wir sollen dem arabischen Gemüsehändler grundsätzlich misstrauen, weil er einer „von denen“ sein könnte? Wir sollen einen kooperativen Staat erbauen, in dem sich alles der Terrorismusvermeidung unterordnet? Wir brauchen einen starken Staat, der die Grundrechte der Demokratie aushebelt, damit nicht die islamischen Fundamentalisten kommen, um die Grundrechte der Demokratie auszuhebeln?

Ich mach da nicht mit. Ich werde weiterhin nicht denken, dass jeder Anhänger des Islam ein potentieller Bombenleger ist. Ich werde weiterhin die zunehmenden Überwachungssysteme ablehnen. Wenn eine U-Bahn in Berlin in die Luft gejagt wird, werde ich das machen, was die Briten am nächsten Tag gemacht haben: erst recht U-Bahn fahren. Ich werde weiterhin gerne mit dem Problem leben, dass unser Rechtssystem keinen Unterschied zwischen einem Mörder und einem Terroristen macht, der Menschen umgebracht hat, weil ich glaube, dass nicht um den Terroristen, sondern um die Ermordeten geht und des weiteren nicht auch noch so blöd sein will, mir eine Ladung Märtyrer selber zu schaffen, in dem ich einen Fundamentalisten vor die Wand stelle, was der ja erwartet. Lieber lasse ich einen Terroristen der mit der europäischen Lebensweise ein Problem hat, im Gefängnis unter der europäischen Lebensweise sein Leben verbringen. Ich werde weiter daran glauben, dass man galoppierenden Irrsinn, wie Bomben legen oder solche Interviews geben nur mit einer Sache bekämpfen ist: in dem ich das Leben lebe, dass mir wichtig ist, und mich weder einschüchtern noch per Populismus manipulieren lasse. Herr de Winter und Herr Broder sollen ruhig weiter vom Kulturkampf und neuen Kreuzzügen träumen. Vielleicht schlafen sie dabei sanft ein und halten endlich den Mund.

P.S.: Ach ja, Herr de Winter und Herr Broder

SPIEGEL ONLINE: Vor ein paar Jahren hofften wir auf ein "Ende der Geschichte", wie es uns Francis Fukuyama versprochen hatte, jetzt erleben wird, dass die Geschichte eine Wundertüte voll hässlicher Überraschungen ist.

De Winter: Es war ein Traum, ein wunderbarer Traum. Er dauerte vom Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa bis zum Einsturz der Twin Towers. Es waren zwölf herrliche Jahre, die besten des 20. Jahrhunderts.

Lesen Sie diese Passage doch mal ein paar Leuten aus dem ehemaligen Jugoslawien vor. Die werden sich freuen. Vielleicht sollten Sie beide doch noch mal ihren Wahrnehmungshorizont neu justieren.

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Montag, 1. August 2005

Na gut, wenn es schon in der Blogbar steht, dann kann ich es ja auch hier bekanntgeben, obwohl ich eigentlich noch ein paar Wochen warten wollte, bis etwas mehr Texte auf der Seite sind, das Design sich einem finalen Zustand nähert, ich die blogg.de Software verstanden habe und wir genau wissen, was wir da eigentlich schreiben wollen. Felix und ich haben uns überlegt, dass man aus einem Hobby ein Blog machen kann.

Also versuchen wir das mal.

Natürlich ist das Endziel, dass wir bei allen Rennen umsonst eingeflogen, unfassbar reich werden und die Weltherrschaft erlangen.

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Partys sind ja was tolles. Man freut sich auf die Menschen, die alle kommen werden und mit denen man zusammen viel Spaß haben wird. Den man dann auch hat, inkl. des formidablen Katers, den man nächsten Morgen vorfindet. Der Kater an sich ist ja schon schlimm, aber noch viel schlimmer ist der Zustand der Wohnung am folgenden Tag. Bei der Einweihungsparty meiner ersten Berliner Wohnung war es zum Beispiel so, das am Ende sehr viele, sehr betrunkene Menschen meine Wohnung wieder verliessen und unter Ausnutzung der gesamten Breite einer vierspurigen Ausfallstrasse mit dem Fahrrad nach Hause eierten. Am nächsten Morgen hatte ich einen neuen Geruch in den Zimmern. Roch es vorher noch ein ganz, ganz kleines bißchen nach der verstorbenen Vormieterin, deren Ableben man offenbar nicht sofort bemerkt hatte, machte sich nach der Party ein Geruch breit, als hätte man zwei Kästen Bier in den Teppich einmassiert. Aber das war noch lange nichts gegen den Zustand der Wohnung jener netten Bloggerin, welche am Samstag in ihre unverschämt gut gelegene (Spreeblick) und schöne Wohnung eingeladen hatte. Als ich dann morgens irgendwann die Party verliess, musste man sich auf dem Dielenboden mit großem Kraftaufwand bewegen, weil man, egal wo man stand, auf einer zentimeter dicken Mischung aus Bier, Sekt, Wein, Asche und Schweiß festklebte. Das Bad sah aus, als wäre eine Ladung britischer Hooligans auf eine Ladung französischer Hooligans getroffen, die gerade eine Ladung italienischer Hooligans fertig machen wollten. Mein Beileid an die Spreepiratin, das war sicher ein eher schwieriger Sonntag.

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