Dienstag, 22. Juli 2008
Ich habe das durchgerechnet: man bekommt 14 x 3 = 42 Dinkelbrötchen. Das macht 95,43 Euro pro Dinkelbrötchen. Mit wieviel ich die beiden Darmspülungen, bei denen man alten Kaffee in den Arsch geschossen bekommt, ansetzen soll, weiss ich gar nicht. Wahrscheinlich unbezahlbar.

Rome

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Montag, 21. Juli 2008

Es ist ja kein grosses Geheimnis, dass es ein paar Antville User gibt, die mit dem technischen Zustand der Plattform nicht wirklich glücklich sind. Man kann jetzt viel schimpfen, sich aufregen usw., was aber alles nichts bringt. Tatsache ist, dass die gute, alte Antville Software in die Jahre gekommen ist. Mit dem letzten Sicherheitsupdate sind zu dem noch weitere, für die Kommunikation mit anderen, sehr wichtige Funktionen verschwunden, wie die Referrer. Gerade letzteres schmerzt, denn da Antville Trackbacks nie unterstützt hat, war dies die einzige Möglichkeit verfolgen zu können, wer gerade zurück verlinkt. Laut Aussage vom Antville Admin tobi mussten die Referrer abgestellt werden, weil sie das System zu sehr belastet haben.

Im letzten Jahr hat die Antville Gemeinde für den "Summer of code" gespendet, aber offenbar reicht das nicht aus. Mir fehlen weiterhin etliche Dinge, die das Leben hier mittlerweile schwer machen.

  • Eine eigene Backup Funktion für jedes Blog
  • Referrer
  • OpenID oder vergleichbare Login Funktionen für Kommentatoren
  • Layout Preview
  • Posting per Mail/Twitter/Mobiltelefon

Mir ist klar, dass Antville von tobi alleine gepflegt und er auch nur begrenzte Ressourcen hat. Der oben verlinkte Eintrag bei SvenK zeigt, dass sich bei einigen Usern ein ziemlicher Frust breit macht, der weniger etwas mit tobi zu tun hat, sondern mehr damit, dass sich hier nichts bewegt. tobi ist halt derjenige, der es abbekommt, weil er auch die komplette Verantwortung trägt. Es ist mir aber (technisch) unverständlich, warum Antville unter Performance Problemen leidet, wie zum Beispiel die Referrer, oder die morgendliche downtime. Auch wäre es schön, wenn man wieder neue Blogs zulassen würde. Es bräuchte dringend neues "Blut" hier bei Antville.

Mein Gefühl ist (und bitte, es ist nur ein Gefühl), dass das Hosting und die Betreuung von Antville auf schwachen Beinen stehen. Nicht weil tobi keinen Einsatz zeigen würde. Aber ein Hoster, der mehr oder weniger umsonst hostet, einer, der sich mehr oder weniger alleine um die Programmierung und das komplette Communitymanagement kümmert. Das ist für so eine Plattform einfach ein wenig dünn.

Es müsste meiner Meinung nach etwas passieren, was deutlich über die bisherige Arbeit hinaus geht um Antville wenigstens im Jahr 2008 ankommen zu lassen. Also muss man sich die Frage stellen, wie man Antville unterstützen und tobi entlasten kann. Das geht nicht über Spenden oder monatliche Beiträge. Ich denke mal, da müssten einfach ein paar Leute mit ein wenig Geld mal unterstützend eingreifen.

Da wären also folgende Fragen:

  • Wie kann man eine vernünftige Finanzierung von Antville dauerhaft sicher stellen?
  • Was würde ein Hosting von Antville auf einem dezidierten Server kosten, der auch die Referrer aushält und dem man ein paar zusätzliche Funktionen zutraut?
  • Wie könnte man die Programmierung und das Communitymanagement auf mehrere Leute verteilen?
  • Wer würde Geld reinstecken?
  • Ist das alles überhaupt erwünscht?

Antville ist seit sechs Jahren meine Heimat und ich würde hier ungern weg. Aber ganz ehrlich - es muss was passieren. Die vielen Flicken, workarounds usw. machen das Leben hier nicht besser, das Internetz also solches bleibt ja auch nicht stehen.

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Donnerstag, 17. Juli 2008

Das kann ja nicht unerwähnt hier bleiben, dass meine Lieblingsband "Swell" (Wikipedia) ein neues Album raus gebracht hat, dass man auf der Webseite der Band (inkl. des Backkatalogs) erwerben kann. Swell habe ich irgendwann Mitte der 90er entdeckt, als ich das Album "41" zugeschickt bekam. Ich steckte damals in der Vollbemusterung einiger Labels, was bedeutete, dass ich pro Monat so um die 100 CDs zugeschickt bekam. Konnte man unmöglich alles richtig hören, aber ich gab jeder CD mindestens einen Durchlauf. Man bekommt dann eine gewisse Routine beim Hören, vor allem, wenn man nebenbei noch arbeitet. Es gab eigentlich nur vier Kategorien:

  1. Nervt, weg damit
  2. Nett. Stört nicht, was war das?
  3. Nervt oder passt gerade nicht, aber angenehm, muss ich noch mal in Ruhe anhören
  4. Oh!

Swell fiel nach drei Tracks in die letzte Kategorie und irgendwie hab ich mich in die Band mehr und mehr verliebt. Und festgestellt, dass es wirklich stimmt. Wenn man sich, warum auch immer, mal bei einer Band festgebissen hat, also so richtig, weil, sie einen durch Jahre immer wieder begleitet hat, dann geht man mit ihr auch mal durch schlechtere Zeiten, wenn die Gruppe kreative Durchhänger hat. Darunter litt die Band zur Jahrtausendwende. Nach den großartigen "41" und dem Nachfolger "For all the beautiful people" kam 2000 "Feed" und 2001 "Everybody wants to know" die irgendwie die Kurve nicht bekamen. Als 2003 dann mit "Bastards and Rarities 89-94" eine Art B-Seiten "Best of..." rauskam, hab ich dann auch gedacht, dass es das war. Und dann gebe ich neulich mal bei Last.fm aus Nostalgie "Swell" ein und stelle fest, dass die Band gerade ein neues Album rausgebracht hat. "South of the rain and snow" heißt es und ist genau da angesiedelt, wo sie mich mit "41" und "For all the beautiful people" gepackt haben.

Der Sound von Swell - wie soll man den beschreiben. Minimal? Zerbrechlich? Alternative? Folk-Noir? Meist bestehen die Songs aus einer Gitarre, Drums, selten Bass, manchmal ein Keyboard. Sie haben einen ganz besonderen, sehr unverwechselbaren Sound, den ich so auch von keiner anderen Band kenne. Vieleicht kann man sie noch am ehesten mit dem ersten Album von "I am Kloot" vergleichen. Ich hab in einer alten Kritik zum "For all..." Album mal geschrieben, dass Swell zu den wenigen Gruppen gehört, die man im Sommer hören kann, weil sie einen froh durch die Strassen gehen lassen und im Winter, weil sie so perfekt zu einem Dezember Regen passen. Gilt auch wieder für das neue Album. Und wo ich so das neue Album und die alten Sache höre, frage ich mich mal wieder, warum die es eigentlich nie geschafft haben. Einmal bei "CSI", "House" oder "Grey's Anatomy"...

Kaufen kann man das Album in Deutschland wohl nur über die Webseite (Merchandising), allerdings wird "South of the rain and snow" auch über Itunes angeboten. Da weiß ich aber nicht, ob das Album auch über den deutschen Shop zu bekommen ist. Anhören kann man sich ein paar Stücke auf der MySpace Seite. "Trouble loves you" ist ein netter Einstieg.

Auf Tour kommen sie auch. Leider nicht nach Deutschland, weswegen ich mir jetzt überlegen muss, ob ich im Herbst nach Brüssel oder nach Zürich fahre.

Offensichtlich kommen sie doch nach Deutschland und auch nach Berlin! Am 05.11.08 im Lido. Restliche Tourdaten:

16.Okt.2008 20:00 Jet Lag Show Some Where 17.Okt.2008 20:00 LA MAROQUINERIE Paris 18.Okt.2008 20:00 La Carene BREST, France 21.Okt.2008 20:00 L’ Olympic NANTES, France 23.Okt.2008 20:00 Krakatoa BORDEAUX, France 24.Okt.2008 20:00 La Coopérative de Mai CLERMONT FD 25.Okt.2008 20:00 Le Ciel GRENOBLE, France 26.Okt.2008 20:00 Le Sonic LYON, France 29.Okt.2008 20:00 A/B BRUSSELS, belgium 30.Okt.2008 20:00 HET PAARD DEN HAAG, holland 31.Okt.2008 20:00 013 TILBURG , holland 01.Nov.2008 20:00 FACTORY FESTIVAL NIVELLES, belgium 02.Nov.2008 20:00 CACTUS BRUGGE, belgium 05.Nov.2008 20:00 Lido BERLIN, germany 06.Nov.2008 20:00 Star Club DRESDEN, germany 07.Nov.2008 20:00 Cafe Central WEINHEIM, germany 08.Nov.2008 20:00 Spitalkelle OFFENBURG, germany 09.Nov.2008 20:00 t.b.c. INNSBRUCK, austria 10.Nov.2008 20:00 EL LOKAL ZURICH, switzerland 11.Nov.2008 20:00 PALACE ST. GALLEN, switzerland

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Montag, 14. Juli 2008

Warum Blogs in Deutschland (noch) nicht funktionieren

Kurze Fassung. (nur fünf Punkte)

  1. Ich halte die momentane Schwäche der deutschen Blogszene für eine temporäre Erscheinung. Der Konsolidierungsprozess der Verlage/Zeitungen hat noch nicht mal richtig eingesetzt, wir sehen nur die ersten Risse im Fundament (Montogomory, Berliner Zeitung, Auflagen- und Anzeigenschwund). Die daraus resultierenden Probleme führen zu Punkt 2.

  2. Die zunehmende Verdichtung und Vereinheitlichung der Nachrichtenindustrie spielt Blogs in die Hände. Viele freie Journalisten werden/sollten Blogs als Medium entdecken und somit auch die Qualität der Blogs anheben. Auch die Leser werden Alternativen suchen.

  3. Um in die Lücke springen zu können, braucht es mehr gute Autoren und Teile der Blogszene müssen sich professionalisieren und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Das gilt auch für die Autoren.

  4. Blogs und Blogger müssen konzentrierter zusammenarbeiten um ein gezielteres Agendasetting zu betreiben. Das alte Lied vom Blogportal.

  5. Die Diskussionskultur und Medienkompetenz muss angeschoben werden.

Sehr lange Langfassung (dafür viel mehr Punkte! Plus Remix!)

  1. Zu wenig Blogger

Man kann sich schon wundern, wenn man sich die Zahlen so anschaut. Es gibt, zumindest wenn man Technorati glaubt, rund 115 Millionen Blogs weltweit. Davon sind rund 1% deutschsprachig. Schaut man beim blogcensus rein, sieht man, dass ca. 204.500 Blogs in den letzten sechs Monaten aktualisert worden sind (Stand 02/08). In den letzten acht Wochen neue Einträge erhielten lag bei 132.500. Wenn man es auf eine Woche runterbricht, dann landet man vermutlich bei einer Zahl von schätzungsweise 20.000. Dabei muss man sich auch noch fragen, wie viele dieser Blogs tatsächlich unter den klassischen Blogbegriff fallen (privat geführt, keine Agentur- oder Firmenblogs usw.) Das dürften noch ein paar weniger sein. Dabei sind von den rund 82 Millionen Deutschen laut ARD/ZDF Onlinestudie 2007 65.8% der Erwachsenen online. Macht also 42,7 Millionen. 204.500 führen regelmäßig ein Blog. Die Zahlen reichen um festzustellen, dass die Begeisterung für Blogs sich in sehr engen Grenzen hält. Das sieht man auch an den insgesamt sinkenden Verlinkungszahlen der Top 100 Blogs, die aber nichts über die Gesamtzugriffe aussagt. Wie sich die Leserzahl entwickelt hat, ist leider nicht bekannt, da die nicht gemeinsam erfasst werden. Von verschiedenen Seiten ist die Vermutung ausgesprochen worden, dass die Leserzahlen insgesamt gestiegen sind, auch wenn viele Top 100 Blogs verloren haben, da die Zahl der aktiven Blogs insgesamt zumindest nach den letzten bekannten Zahlen zugenommen hat. Die Leser sind also nicht weg, sondern nur zu anderen Angeboten gewandert. Das berührt aber am Ende nicht das Argument, dass es (noch) zu wenig Blogger gibt.

  1. Zu wenig gemeinsame Anstrengungen

Wenn es wenige Blogs gibt, dann müssten sich die wenigen doch eigentlich enger zusammenschließen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Es gibt seltenen Kooperationen in inhaltlichen Dingen, noch seltener kommt es vor, dass zwei Blogger gemeinsam eine/n Geschichte/Story/Artikel schreiben oder sich die Recherche teilen. Es gibt Blogs, die von einigen Autoren betrieben werden, die auch eine Art redaktionelles System durchlaufen (spreeblick.de). Meist ist es so, dass jeder vor sich hinschreibt und eine gegenseitige Unterstützung nur über Kommentare oder Trackbacks stattfindet. Jeder kocht sein Süppchen und will oft dabei auch nicht gestört werden. Es gibt dabei aber doch einige positive Erlebnisse, wie bei der gemeinsamen Anstrengung in Sachen "Vorratsdatenspeicherung" im letzten Jahr. Es ginge also. Das so wenig gemeinsam passiert, hat auch etwas mit der Unübersichtlichkeit der Blogszene zu tun. Selbst alten Hasen und RSS-Fanatikern fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Robert Basic stellte (u.a.) in seinem Artikel über die schwindenden Linkzahlen der deutschen Blogszene die These auf, dass Twitter auch eine Mitschuld tragen würde. Ich sehe das Problem eher in den Versuchen, Blogs zu monetarisieren. Wer viel Werbung auf seiner Seite, der will auch viel Besucher und mag die nicht über Links wegschicken. Einige Blogs haben da sicherlich in Sachen Verlinkung nachgelassen. Tatsache scheint mir, dass die Blogszene sich untereinander von einander weg entwickelt, statt aufeinander zuzugehen.

  1. Zu wenig Beachtung durch die Medien / Einseitige Berichtersstattung

Blog werden in vielen anderen Ländern ernst genommen. Nicht nur von irgendwelchen heavy usern, sondern durchaus auch von den Medien. In vielen Bereichen der Medienlandschaft in den USA, sind Blogs von den Medien nicht als Konkurrenz wahrgenommen, sondern als Bereicherung begrüßt worden. Gastkommentare etablierter Medienstars in Blogs sind nicht üblich, kommen aber vor. Blogs werden zitiert, es wird zu ihnen verlinkt, die Autoren werden zu Gastkommentaren eingeladen, oder ganz aufgekauft. Man redet miteinander und es soll zum Beispiel im Fall von Dan Rather (dem CBS Moderator wurde von Bloggern eine fehlerhafte Berichterstattung nachgewiesen, die dann zu seiner Ablösung führten) so gewesen sein, dass der Tipp nebst etlicher Informationen von einem anderen Journalisten kam, der selber aber nicht drüber schreiben konnte/wollte. Blogs haben sich den neben den klassischen Medien etabliert (Interessanter Text zum Thema) Wie die Situation hier ist, sollte bekannt sein. Blogs werden hier entweder als "Schmutz" bezeichnet, die meiste Zeit jedoch einfach ignoriert. Mitunter schauen Journalisten mal bei Blogs nach, was es so für neue Themen gibt, aber Hinweise oder gar eine Verlinkung auf den Themengeber oder Ideenfinder gibt es selten. Auch der Informations-Austausch ist praktisch nicht vorhanden, da der Graben zwischen Bloggern und Redakteuren weiterhin sehr groß ist, wie man auf jeder beliebigen Diskussionsveranstaltung sehen kann. Tatsächlich ist es so, dass sich beide Seiten sehr ablehnend gegenüber stehen. Die Blogger misstrauen (oft zu Recht) dem herrschenden redaktionellen Systemen, die Redakteure sehen Blogger (oft zu Recht) als Belanglosigkeiten verbreitende Internet User. Mögliche Synergien werden von Redaktionen wie Bloggern nicht erkannt. Theorethisch wäre es denkbar, dass zum Beispiel ein Blogger die Teile einer Geschichte veröffentlicht, die ein Journalist in seinem redaktionellen Umfeld nicht veröffentlichen will/kann/darf.

Auf Grund der komplexen und neuen (technischen wie inhaltlichen) Struktur von Blogs sind die aber auch darauf angewiesen, dass die klassischen Medien über sie berichten. Um es klar zu sagen: Die "alten" Medien brauchen die Blogs nicht besonders dringend, wohl aber die Blogs die Medien als Zugriffsaggregatoren. Zumindest im Moment. Blogs, jedenfalls jene, die sich mit Politik, gesellschaftlichen Veränderungen und Zuständen oder sonstigen aktuellen Dingen beschäftigen, die in Konkurrenz zu den klassischen Medien stehen, ziehen ihre Besucher entweder aus der Verlinkung eines anderen Blogs oder aus einem Google-Treffer. Das hat zwar den Vorteil, dass man tatsächlich Leser hat, die sich für das Thema interessieren, aber auch den Nachteil, dass das Wachstumspotential eines Blogs schnell einigermaßen erschöpft ist. Wer nicht gezielt sucht, der wird bestimmte Blogs auch nicht finden. Tatsächlich brauchen Blogs aber mehr Leser, wenn sie als Alternative zu den klassischen Medien ernst genommen werden wollen.

  1. Schlechte Diskussionskultur

Mal ehrlich - wenn man mal sehr, sehr viel Zeit hat und sich die Kommentare unter den Artikel der "SZ" oder der "Welt" anschaut, kann man schon das Grausen bekommen. Ein nicht unbekannter, erfolgreicher Blogger meinte mal in einem Gespräch, dass er nicht nur einmal darüber nachgedacht hat, die Kommentare zu schließen, wenn er sich so die "Qualität" der Kommentatoren anschaut. Kurz gesagt: es fehlt den Deutschen an Diskussionskultur. Aber wo soll sie auch her kommen? Als Deutscher lernt man ja nur meist widerspruchlos aufzunehmen. In der Schule, in der Ausbildung, in der Universität. Diskussionsrunden im Fernsehen werden so zusammen gestellt, dass sich die Teilnehmer gegenseitig ihre PR-Mitteilungen vorlesen, und wenn im Netz zu kritische Töne auftauchen, greifen Personen oder Firmen schnell zur Abmahnkeule. Auch wenn es langweilig ist, lohnt hier ein Blick in die USA. Debattierklubs gibt es wie Sand am Meer, in vielen Highschools gibt es einen Speech & Debate Kurs und ganze Vorwahlen werden einfach ausdiskutiert, statt dass man einen Wahlzettel ausfüllt. In einer Diskussion geht es ums Zuhören, es geht um den Austausch und das Abwägen der Argumente. In Deutschland geht es darum Recht zu haben. Viele Kommentatoren kotzen ihre Meinung einfach irgendwo rein. Es geht ihnen nicht um die Diskussion, sondern nur darum etwas zu schreiben. Sie lesen weder die anderen Kommentare, noch setzen sie sich damit auseinander. Wer gegenteiliger Meinung ist, wird nieder gebrüllt. Aber woher soll die Kultur auch kommmen? Denn neben den erwähnten Mängeln in der Jugend, haben auch die Medien in Deutschland nie den Austausch mit den Lesern gesucht, sieht man mal von den Leserbriefseiten ab. Auch in Parteien sind Diskussionen ja eher unerwünscht. Wahllisten werden selten nach persönlichen Fähigkeiten zusammengestellt und wenn eine Partei mal auf einem Parteitag lange und hart diskutiert, quittieren die Medien das mit Worten wie "chaotisch", "uneinig" oder sonstigen negativen Begriffen. Freie Meinungsäußerung ist etwas, was am Stammtisch unter Freunden stattfindet, nicht aber in der Öffentlichkeit. Was die erstaunlich hohe Zahl von anonymen Kommentaren vielleicht teiweise erklärt. Seine Meinung öffentlich äußern, dafür mit seinem Namen gerade zu stehen und sie den Mitteln einer Diskussionskultur zu verteidigen gehört nicht gerade zu den Stärken der deutschen Kultur, was die Entwicklung von Blogs fürderhin schwächt.

  1. Fehlender politischer und sozialer Druck

Blogs entwicklen sich in den Ländern gut, die entweder über eine historisch gewachsene Diskussionskultur verfügen, oder in denen Blogs die einzigen Vermittler neben den meist staatlich kontrollierten Medien sind. In einem repressiven Umfeld haben Blogs einen besseren Nährboden, als in einer, zumindest nach Außen hin, Kultur der freien Meinungsäußerung. Das Blogs in den USA so gut laufen, hat sicher auch etwas mit den Eigenarten des poltischen Systems zu tun und der Tatsache, dass das Land politisch, religiös und wirtschaftlich eher zweigeteilt ist. Hier gibt es also eine relativ große Reibungsfläche und es werden alle Kanäle zur Informationsverteilung auch genutzt. Das fehlt in Deutschland, zumindest vordergründig. Denn obwohl die letzten Jahre dank Hartz IV, Vorratsdatenspeicherung, Beschneidung der Bürgerrechte, Stromkartelle etc. schon genug an Themen zur Verfügung hatte, hat das nicht dazu geführt, dass sich dementsprechend die Blogszene entwickelt hätte. Das liegt aber auch am mangelnden Angebot, womit man ein wenig vor dem Henne/Ei Problem steht.

  1. Zu wenig qualitativ gute Blogger

Schon ein Blick in die deutschen Blogcharts offenbart, dass die viele Blogs der Top 100 von Leuten gemacht werden, die entweder selber als Journalist sind oder aber aus einem Medienumfeld kommen. Das beste Beispiel, dass sich sich Qualität auch in Blogs durchsetzt, ist das Blog von Stefan Niggemeier, der als "late adopter" 2006 dazu gestossen ist, sich aber schnell in den Top 5 etabliert hat. Es fehlt in Deutschland nicht an guten Journalisten, aber die wenigsten nutzen Blogs als eine publizistische Möglichkeit, weil Blogs in den meisten Redaktionen einen schlechten Ruf haben. Unterhält man sich mit Kollegen über Blogs, kommt als erstes Argument immer wieder "Aber warum soll ich etwas umsonst ins Netz stellen, dass ich auch verkaufen könnte?". Es ist schwer gegen dieses Argument vorzugehen. Wenn man sagt, dass man am Ende vielleicht mehr verdient, wenn man in Blogs veröffentlicht und man aufgrund seiner Storys dann andere und mehr Anfragen bekommt, wird dies meist mit einem skeptischen Blick beantwortet. Um die guten Journalisten ins Netz zu bekommen, müssen wohl erst die finanziellen Anreize da sein. Oder die Entlassungswelle noch größer werden.

  1. Keine Vermarktungsplattform / Kein Interesse der Werbewirtschaft

Die Agenturen interessieren sich nicht für Blogs. Sei es, weil sie sie nicht verstehen, sei es, weil ihnen der Aufwand für ein paar Klicks zu groß erscheint, sei es, weil sie sie einfach nicht kennen. Robert Basic berichtete auf der letzten re:publica, dass er seine Werbepartner selber ansprechen würde. Und das auch müsste, weil es sonst keiner machen würde. Johnny Häusler und Sascha Lobo versuchen mit Adnation eine Verwertungsplattform aufzubauen, mussten aber auch schon feststellen, dass es a) schwierig ist und b) sehr viel Zeit und Überzeugungsarbeit kostet. Ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, aber es ist klar, dass die Agenturen eher zu den großen sozialen Netzwerken schielen, als zu Blogs. Die Arbeit, die man in ein gut geschriebenes und gut geführtes Blog stecken kann, ist aber endlich. Irgendwann klopft halt der Vermieter an die Tür. Allerdings - ich sage auch immer, dass das bloggen nie allein dazu benutzt werden sollte, um Geld zu verdienen. Bei den meisten Blogger, die ich kenne, und die damit ein wenig Geld verdienen, passiert das über den Umweg, dass jemand das Blog liest und den dahinter steckenden Autor verpflichten möchte. Tatsächlich sind Blogs das erste Instrument, das zeigt, dass man mit Open Source Geld verdienen kann. Das ändert aber nichts an dem Problem, dass man irgendwie Geld verdienen muss. Die Sitution wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen, vor allem für freie Journalisten, denn die Verlage werden die schrumpfenden Gewinne vor allem mit Einsparungen beim Personal und bei den gezahlten Honoraren aufpäppeln. Da muss man auch nicht lange warten, die WamS hat das schon gemacht.

Zusammengefasst:

Blogs haben weiterhin ein ungeheures Entwicklungspotenzial. Es reicht aber auch nicht, wenn sich jetzt 40 Blogger zusammenschließen und ein Blogportal gründen, wenn es nicht genügend qualifizierte Blogger gibt, die auch die Themen beackern können, die entweder von den Medien zur kurz oder gar nicht angefasst werden. So gibt es zum Beispiel kein mir bekanntes Blog über die Energiewirtschaft. Weder über Öl (da muss man schon zum Oil Drum) noch im Bereich der Stromwirtschaft. Das liegt auch daran, dass hierfür einfach keine Autoren gibt, die ein Blog als vertiefendes Medium nutzen. Doch die sich zuspitzende Lage in Sachen Auflage und Anzeigenschwund bei den Zeitungen/Zeitschriften wird in Zukunft einiges ändern. Es scheint mir im Moment, als sei der Druck in der Zeitungs- und Journalistenbranche noch nicht hoch genug, während es aber auf der anderen Seite ein Vermittlungsproblem der Blogszene gibt. Aus meinen Schulungen habe die Erfahrung mit genommen, dass man Blogs wohl registriert hat, aber dass die wenigsten Lust dazu hatten, sich mit dem unübersichtlichen Wirrwarr zu beschäftigen. Gibt man aber Einstiegshilfen, ändert sich die Sichtweise schnell. Die sich im Anfangstadium befindliche Krise der Zeitungen wird ihren Teil dazu beitragen, das Blogs als alternative Informationsquelle wichtiger werden.

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Freitag, 11. Juli 2008

Apple will, dass ich für das Firmware Upgrade auf 2.0 für den Ipod Touch 9,99 Euro (in den USA 9,99 Dollar) bezahle, den ich vor ein paar Monaten gekauft habe und dies, nachdem ich schon mal 15 Euro für ein Upgrade im Frühjahr geblecht habe, damit ich Addons erhalte, nur damit ich jetzt Addons aussuchen und runterladen kann, die ich aber dieses Mal teilweise bezahlen muss.

Ich mag die Sachen die Apple macht. Nicht die Rechner, schon gar nicht, seitdem sie das wunderschöne kleine 12 Zoll Powerbook abgeschafft haben, da bleibe ich bei zum Beispiel lieber bei meinem HP, dass seit vier Jahren fröhlich vor sich hin läuft und außer einem Speicherupgrade auf 1GB nie weiter Geld gekostet hat. Meine Freundin hat in der Zeit drei Apple Notebooks verschließen. Aber trotzdem mag ich Apple, weil sie in Sachen Design und Usability immer mal wieder neue Messlatten legen. Die Computer sehen schick aus, der Ipod war und ist eines der am besten zu bedienden Geräte, dass Iphone hat dem vor sich hinschnarchenden Handymarkt in den Hintern getreten. Seit Jahrzehnten hatte sich am Bedienkonzept bei Mobiltelefonen nichts getan und keine einzige Firma hatte den Mut, und vor allem das dazugehörige Können, mal etwas Neues zu versuchen. Selbst knapp ein Jahr nachdem das Iphone auf dem Markt erschienen ist, gibt es von den anderen Anbietern allenfalls ein paar Vorführgeräte, von denen es auch nur Fotos gibt.

Apple hat mit dem Ipod und dem Iphone zwei fabelhafte Geräte entwickelt, aber für zwei Updates, die teilweise auch Sicherheitslöcher beheben, innerhalb weniger Monate Geld zu verlangen, ist schon sehr arg. Ich hab ehrlich gesagt noch nie für ein Firmware Upgrade Geld zahlen müssen, auch nicht bei meinen Kameras, die teilweise durch ein Upgrade komplett neue Funktionen bekommen haben. Warum Apple, deren Geräte ja jetzt weder den Ruf haben besonders günstig und besonders fehlerunanfällig zu sein, das anders macht, ist mir ein Rätsel. Ich weiß schon, warum ich mir kein Iphone kaufen werden, sondern warte, was Nokia (Schlafmützen) so macht. Es ist ja gar nicht mal so, dass ich nicht gewillt bin, für Upgrades Geld auszugeben, aber zweimal in einem Jahr? Und möchte man nicht, dass Ipod Touch User aufs Iphone upgraden, damit Apple auch auch schön bei den Telefoneinnahmen mitverdient? Im Moment habe ich das Gefühl, dass Apple vor lauter Arroganz nicht geradeaus gehen kann und das auch jeden wissen lässt.

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