[Kryptik an]
Hat zufälligerweise jemand eine Einladung für Orkut.de übrig die er mir freundlicherweise zur Verfügung stellen könnte? Bitte an dondahlmann gmail com
Danke!
[Kryptik aus]
Huhu, Herr Steinbrück,
im aktuellen "Stern" sagen Sie
"Die "Verunglimpfung der politischen Klasse" durch Medien und Interessenvertreter, ihre Darstellung als "Versager, Lügner und Betrüger ... löst antidemokratische Reflexe aus"
Weiter sagen Sie
"die Politik habe "zu lange den Eindruck vermittelt, als ob sie alle Probleme lösen könnte, und sie hat sich gelegentlich auch mit Unterhaltung verwechselt." Dadurch hätten sich die Politiker "in das Glaubwürdigkeitsloch auch selbst manövriert".[Quelle]
Merken Sie etwas? Nein? Dachte ich mir. Natürlich sind es "die da draussen", die die schöne Politik der letzten Jahre kaputt reden und die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als sich Gedanken darüber zu machen, wie man "den da oben" einen reinwürgen kann. Gerade Journalisten gehören zu denen, die unreflektiert Kritik äußern und die alles schlecht machen, weil sie einfach nicht einsehen, wie toll und schön die Politik ist, die da gerade gemacht wird.
Da müsste man doch was ändern können, oder? Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn man mal wieder eine politische Zensur einführen würde. Jeder Redaktion bekommt ein Parteimitglied reingesetzt, dass die Texte danach überprüft, ob der Text wirklich ausgewogen ist und die politische Führung nicht verunglimpft wird. Die Redaktionen können dann auch wieder Sitzredakteure einführen. Ein Euro Jobber gibt es ja auch unter Journalisten genug.
Vielleicht wollen Sie auch einfach nur Herrn Schily gedenken, der ja nun leider nicht mehr Innenminister ist, und dafür sorgen kann, dass Journalisten, die Schlampereien in den Geheimdiensten aufdecken, ordentlich durchsucht und eingeschüchtert werden. Auf jeden Fall machen Sie eins von Anfang an klar: Wenn demnächst was schief gehen sollte (Gesetzgebung, Parteifinanzierung, Staatshaushalt), dann sind es auf jeden Fall die Schuld, die anderer Meinung sind, als Sie. Vielleicht muss man das ja auch so machen, wenn man erfolgreich sein will. Ich werde diesen Standpunkt evtl. in Zukunft auch in meinem Berufsleben einführen, und behaupten, dass meine Texte immer toll sind, nur die Leser würden dies durch ihre permanent schlechte Haltung zu mir, dem Sadomasochismus und der Welt einfach nicht merken.
Danke für den Tipp Don Dahlmann
Warum nimmt die SPD eigentlich immer abgehalfterte Ex-Ministerpräsidenten, die schon in ihrem Bundesland keine Mehrheit mehr gefunden haben, als Finanzminister?
Naja, wenn Herr Flebbe im Spiegel meint, man müsse die Atmosphäre der 80er Jahre Schachtelkinos wieder einführen, damit sich die Menschen in Kinos wieder wohl fühlen, dann liegt er glaube ich, ziemlich daneben. Mir ist das eigentlich völlig wurscht, wie Kinos aussehen. Hauptsache, ich hab Platz. Hauptsache der Vollpfosten hinter mir, redet nicht die ganze Zeit. Hauptsache, er stemmt seine Füße nicht in meine Rückenlehne. Hauptsache, er frisst nicht die ganze Zeit Tacos mit einer Soße, die vermutlich in ihrem früheren Leben ein biologisches Kampfmittel der US Army war. Aber das ich nicht mehr ins Kino gehe, hat mit der wachsenden Menge an Schwachköpfen die da rumkaspern und dort mit meiner wachsenden Intoleranz was schlechtes Benehmen angeht kollidieren, nichts zu tun. Es ist schlicht und ergreifend so:
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Es ist zu teuer: 7,50 Euro. Manchmal auch mehr. Meine Fresse, für 20 Euro bekomme ich selbst in Berlin einigermaßen vernünftige Theaterkarten, wo echte Menschen sich einen Abend den Hals wund reden. Mit nackten Frauen! Und ich habe mindestens einen Blogeintrag (zumindest bei Besuchen der Schaubühne und/oder Volksbühne). Hey, ja, ich weiß, gleich kommt der Einwand, dass der Film eben so teuer sei, wegen der Special Effects und dem Star. Aber wegen mir muss der Star keine 20 Millionen Dollar bekommen. Wenn man nett mit ihm spricht, dann reichen vielleicht auch 10 oder 5. Vielleicht wird es am Ende dann auch im Kino was billiger.
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Es ist zu unfreundlich: Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich in einem Kino das letzte Mal so freundlich behandelt wurde, dass ich mich daran erinnern würde. Ich glaube, das war 1986 oder 87, als im Metropol Kino in Bonn noch die 60jährige Dame an der Kasse arbeitete.
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Werbung Geht nicht mehr. Wer nach sechs Minuten "H&M" Werbung immer noch Lust auf den Film hat, der kann auch gut schlafen, wenn neben ihm einer mit dem Laubstaubsauger arbeitet. 30 Minuten Werbung vor einem Film ist einfach nicht zu ertragen.
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Beschimpfungen Wenn man heute in ein Kino geht, 15 Euro Eintritt gezahlt hat, vielleicht noch 3 Euro für irgendwas zu trinken aus einer Flasche, wenn man dann auch noch brav eine halbe Stunde Werbung geschaut hat, und man denkt, es ginge jetzt los, dann wird man erstmal beschimpft und verdächtigt. Weil die Verleiher sagen, dass man ein Raubkopierer ist. Ein gar böser und gemeiner Raubkopierer, weswegen das Kino von seinem Hausrecht Gebrauch machen könnte, und den Inhalt meiner Tasche sehen möchte. Ne, echt nicht. Ich geh ins Kino, nicht in einen Hochsicherheitsknast. Ich will nicht abgetastet und befummelt werden. Ich will nicht, dass meine Sachen von irgendwelchen Securityidioten durchwühlt werden. Ich will nicht das Gefühl bekommen, das ich im Grunde ein Verbrecher bin, den man nur gerade mal nicht erwischt hat.
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Die DVDs kommen zu schnell Darunter leiden aber nicht die Blockbuster. Filme wie "Star Wars" sollte man schon im Kino und nicht auf der Tchibo DVD Heimkinoanlage sehen, wenn einem denn so was gefällt. Aber mir fiel das neulich auf, als ich in "Broken Flowers" gehen wollte, und es mal wieder verpennt hatte. Macht nix, dachte ich, den schau ich eh lieber auf DVD, kommt ja sicher im Frühjahr und dann mit Extras und ohne, dass ich beschimpft werde.
Daraus ergibt sich dann: Wenn die Kinos billiger, freundlicher und entspannter würden, wenn man nicht dauernd beschimpft, abgetastet und schief angesehen würde dann würde ich vielleicht auch wieder häufiger ins Kino gehen. Vielleicht.
Das ist auch so einer, bei dem ich nie weiß, ob er mich völlig wahnsinnig macht, oder ob man ihn für seine Recherchearbeit loben soll. Wahrscheinlich erwartet der das, denn er sieht am Ende seiner Sendungen immer so in die Kamera, als habe er gerade eine große Fleißarbeit vollbracht für welche es das ganz große Lob zu geben hat.
Die Rede ist von Prof. Dr. Guido Knopp, der Mann, der uns via ZDF in den letzten Jahren Serien wie "Hitlers Helfer", "Hitlers Generäle", "Hitlers Frauen" oder ""Hitlers Badewasser", "Hitlers Hunde" "Hitlers Kinder" gebracht hat.
Rein vom historischen Standpunkt ist dem Mann selten was vorzuwerfen. Natürlich verkürzt er, aber Fernsehen kann nun mal kein Studium ersetzen, und verglichen mit dem, was Stefan "Ich wäre so gern bei der RAF gewesen, musste aber gerade auf die Kinder von Ulrike Meinhoff aufpassen" Aust bei Spiegel TV manchmal los lässt, sind die Knoppschen Verfilmungen geradezu pures Gold. Es ist sowieso schon erstaunlich genug, dass das ZDF für solche, teilweise höchst aufwendig produzierten Serien Geld ausgibt und sie zudem auch nicht im Nachtprogramm versteckt. Dem Vorwurf, er würde sich mit seinen "Hitlers sonst was" Serien ein wenig sehr einseitig bewegen, sei entgegnet, dass das 3. Reich eben heutzutage vor allem eins macht: Quote. Und ohne die geht nun mal nichts. Zudem ist die Quellenlage recht gut, was man bei anderen Themen nicht behaupten kann. Es leben (noch) viele Zeitzeugen, die sich zu dem Thema auch freimütig äußern können und es werden immer mehr Akten aus der Geheimhaltung freigegeben. Das Sammeln dieser Aussagen ist sicher ein großes Verdienst des Recherche Teams.
Was mich an seinen Dokus immer wieder stört, ist die Sicht des Historikers von oben herab. Ein unter Historikern verbreitetes Phänomen. Man verlässt sich auf die gut dokumentierten und in Film festgehaltenen Aussagen der Führungselite, was die politische Anatomie eines Staates sicher gut darstellt, aber nicht deren Arbeitsweise. Und schon gar nicht festgehalten wird das Lebensgefühl der Bevölkerung. Was Oma Maria so dachte, oder Hans Müller, wenn er in seiner Bäckerei keine Juden mehr bedienen durfte. Da musste erst Walter Kempowski kommen, der mit seiner sehr lesenwerten "Echolot" Buchreihe Tagebucheinträge aus allen Bevölkerungsschichten zusammengetragen hat. Das zu lesen ist spannender und bietet mehr Einblick, als alle Knoopschen Dokumentationen zusammen.
Ärgerlich wird es, wenn Prof. Knopp hingeht, und olle Kamellen als seine Rechercheleistung hinstellt. So geschehen gestern, in seiner Sendung "History" in der er auf den U-Boot Zwischenfälle im kalten Krieg einging. Unter anderem auf den Untergang des sowjetischen U-Boots K-129, das 1974 vor Hawaii sank. Die US Regierung entwickelte einen Plan, der laut Knopp bis heute superstreng geheim ist.
Sagen wir mal so, der Plan ist heute so geheim, dass es sogar einen deutschen Wikipedia Eintrag dazu gibt. Und seit 1978 gibt es ein Buch zu der Sache. Die Schlussfolgerung des ZDF Teams, die CIA könne evtl. gelogen haben, als sie sagten, man habe das ganze Boot nicht heben können, ist dann auch nicht mehr sensationell, dafür aber extrem ärgerlich.
Aber genau mit solchen "Sensation" wartet die Sendung "History" ebenso auf, wie die "Hitler" Serie. Irgendwann kann man einfach nicht mehr erkennen, was eigentlich die eigene Rechercheleistung ausmacht, und was schlicht und ergreifend allgemeine Wissenslage ist, die da vermittelt wird. Also schwanke ich immer, wenn ich den Knopp im Dreireiher mit diesem freundlichen Lehrerton erblicke. Ob ich mich ärgern soll, oder Mann dafür dankbar sein muss, dass er es immerhin schafft, Geschichte zu vermitteln, ohne die Leute zum einschlafen zu bringen.
P.S.: Zur Serie "Hitlers Kinder" hatte ich mit dem Mann mal ein Interview gemacht. Wurde nie gedruckt, weil die Redaktionen meinten, der Mann sei schon langweilig genug, dass müsse man nicht auch noch zeigen. Fand ich im persönlichen Gespräch mit ihm überhaupt nicht. Ein sehr engagierter, freundlicher Mensch, mit dem dringenden Anliegen, Geschichte unters Volk zu bringen, auf dass es nicht verblöde. Interview in den Kommentaren.
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