Dienstag, 11. Juli 2006

Die früheste Erinnerung, die ich an Rudi Carell habe, stammt natürlich aus seiner Sendung "Am laufenden Band". Ich erinnere mich gut, wie er einen Kandidaten hinter die Bühne aus Pappmaché setzt und auf dem Band in atemberaubender Geschwindigkeit irgendwelche Gegenstände wie ein Globus, ein Schwimmreifen oder das berühmte Fragezeichen vorbei rauschten. Meine Eltern saßen neben mir, und sagten immer "Der Globus, der ist wichtig, das ist bestimmt eine Flugreise." Aber Rudi Carell, der den Ablauf der Sendung von der ersten bis zur letzten Sekunde kontrollierte war manchmal auch ein bisschen gemein, und der immer wieder auftauchende Globus, der eine Fernreise versprach, war manchmal auch einfach nur ein Globus, den man mit nach Hause nehmen konnte. Aber das war eben Rudi Carell und sein manchmal böser Humor.

Was an Rudi Carell so besonders war: Er irgendwie immer da. Er gehörte zu meiner Jugend wie Wim Thoelke, dessen Sendung ich in der Kindheit immer nur bis zum Auftritt von "Wum & Wendelin" sehen durfte oder Hans Rosenthal mit seinem "Dalli, Dalli", die ich auch schon mal ganz sehen durfte. Nach seinen großartigen Samstagabend Shows gab es die "Tagesshow". Damals war die Sendung respektlos und ging an die Grenzen des Humors, was ihm ja auch bekanntermaßen einigen Ärger mit der iranischen Regierung einbrachte, als er in einem Sketch zeigte, wie Ajatollah Khomeini mit BHs beworfen wurde. Ich fand den Gag damals gut und das er sich dafür in der nächsten Sendung entschuldigen musste - das war irgendwie ungerecht.

Carell gehörte immer zu den wirklich großen in der deutschen Unterhaltungsbranche. Frankenfeld, Rosenthal, Thoelke, Kulenkampff, Carell. Das waren die Stars und wenn man ihre Sendungen heute noch mal in den Nachtübertragungen eines Senders sieht, dann versteht man auch, warum sie so groß waren. Frankenfeld, das war der witzige, der mit den Dialekten, der, der das Gesicht in alle Himmelsrichtungen schieben konnte. Rosenthal, der nette, liebe Onkel, dem man abnahm, dass er sich für jeden Kandidaten, der irgendeine Kleinigkeit gewonnen hatte, diebisch freute. Thoelke, der immer etwas steife, über aus korrekte, aber immer faire Showmaster. Kulenkampff, ein Showmaster, der meiner Meinung nach niemals mehr übertroffen wurde, oder übertroffen werden kann. Der seine Gäste mit einem leichten Zucken einer Augenbraue subtil bis auf die Knochen beleidigen konnte, was man ihm aber nie übel nahm, weil er so ein perfekter Gentleman war. Und dann Carell. Der lag irgendwo zwischen all diesen Größen. Er konnte ein wenig Rosenthal, ein wenig Kulenkampff, aber auch der lustige Frankenfeld oder der steife Thoelke sein. Aber eins war er nie: langweilig. Er hat mich durch meine Samstagabend Unterhaltung, als es nur zwei Sender gab, lange begleitet. Nach seiner großen Zeit musste ich ihm dann viel verzeihen. Auch "Sieben Tage, Sieben Köpfe", was nicht immer leicht war.

Und einmal hab ich ihn getroffen. Das war in irgendeinem Studio in Köln. Ich weiß nicht mehr warum er da war, ich weiß nicht mehr warum ich da war. Ich weiß nur noch, dass ich ihm die Hand gegeben habe. Ich habe sie nicht nebenbei geschüttelt, wie man das bei einem Empfang ebenso macht. Ich habe ihm meine Hand gegeben. Weil ich mich bedanken wollte, für die unzähligen Stunden, an guter und spannender Unterhaltung, die er mir in meinem Leben beschert hat. Ich hab erst nichts gesagt, dann ein "Schön sie kennen zu lernen" und er hat fest zugegriffen, "Freut mich auch" gemurmelt und mit der anderen Hand hat nach seinem Kölschglas gegriffen. War ihm nicht auch nicht mehr böse, sondern nur froh ihm einmal begrüßt haben zu können.

Jetzt ist der letzte große deutsche Showmaster tot. Er hinterlässt uns den schwätzenden Gottschalk, den langweiligen Kai Pflaume, den jeden Gefühlsnerv tötenden Oliver Geißen. Alles Leute, die noch nicht mal einen großen Showmaster darstellen können, sondern nur wie geduldete Verwalter einer austauschbaren Sendung wirken. Vorbei die Zeit, als man einen Kulenkampff auf Knien angebettelt hat, doch bitte zum hundertsten Mal den Rücktritt vom Rücktritt zu erklären. Vorbei die Zeit, in der man mit Spannung darauf wartete, mit welch außergewöhnlicher Idee Rudi Carell nun schon wieder auf den Bildschirm zurückkehren würde.

Jetzt sind die Großen irgendwo da oben zusammen und hecken hoffentlich gemeinsam neue Ideen aus. Ich hab heute einen Moment Tränen in den Augen gehabt, weil jetzt der letzte große deutsche Showmaster und ein Stück meines medialen Erwachsenwerdens gestorben ist.

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Montag, 10. Juli 2006

Suchmaschinen sind doof. Nie steht das, was man gerade sucht, aber nicht weiß, wie man es umschreiben soll, auf der ersten Seite. Immer steht da was anderes und nie merken die blöden Suchmaschinen, dass man sich doch ganz was anderes gedacht hat. Idealerweise gäbe es eine neuronale Verbindung des Kopfes direkt mit dem Internet oder eine, Suchmaschinen Interface, dass einen wenigstens versteht.

Das habe ich mir schon immer gewünscht. Sogar vor Google. Vor Google gab es nur Altavista und die damals noch eigenständige Seite "alltheweb". Die beide nicht so wirklich funktionierten. Yahoo zum Beispiel war gar keine Suchmaschine, sondern ein Katalog. Wollte man da rein, musste man sich bewerben und die Seite wurde geprüft, ob sie den "strengen" Voraussetzungen der Yahookatkalogprüfungsredakteure auch entsprach. Gefunden hat man da nix. Dann kam Google und alles wurde gut. In letzter Zeit geht mir Google allerdings fürchterlich auf die Nerven. Seit sie die zwangweise Umleitung auf das Land eingeührt haben, aus dem Fragende gerade kommt, findet man nur noch die Hälfte bis gar nichts. Sucht man gar einen US Begriff, wird es extrem schwer. Entkommen kann man der Google Bevormundung aber hier

Dazu kommt auch, dass Monopole ja immer böse und pfui sind. Google hätte den gemeinen Redirect nie eingeführt, wenn es noch andere Suchmaschinen geben würde, die vernünftig arbeiten. Gibt es aber nicht. Weder die blöde MSN Suche, noch die alten Haudegen von altavista liefern vernünftiges ab. Einzig Yahoo hat eine einigermaßen brauchbare Suchmaschine, die mittlerweile sogar funktioniert. Und dann ist da noch diese Sache mit China, bei der sich weder Yahoo noch Google mit Ruhm bekleckern.

Da kommt eine neue Suchmaschine im Moment gerade Recht. Ask.com will gerne auf den deutschen Markt und ruft daher das Netzvolk auf, die Suche bei einem Test zu prüfen. Nun kann man geteilter Meinung darüber sein, ob es Sinn macht, die Frage eines Suchmaschinenanbieters zu beantworten, der die Antwort auf die von ihm gstellte Frage in seiner eigenen Suchmaschine versteckt hat. Aber Spaß hat es mir trotzdem gemacht.

Und wer steckt hinter ask.com? Eigentlich ein Mathematiker namens Apostolos Gerasoulis. Der hat vor Jahren die Suchmaschine "Teoma" gegründet, die dann von "Ask Jeeves" aufgekauft wurde. Die wurden wiederum letztes Jahr vom Konzern IAC für schmale 2,3 Milliarden Dollar geschluckt. Ganz so winzig ist "ask" gegenüber Google also nicht, zumal die Suchmaschine in den USA auf Platz vier liegt. Ein Artikel aus der Zeit bringt da noch etwas Licht ins dunkle.

Na, mal sehen, ob sie was taugt. Ein bißchen Abwechslund und Konkurrenz täte Google auf jeden Fall gut.

Disclaimer: Ask.com hat mich per Mail auf den Betatest hingewiesen. Nutze deren "Bloglines" Service.

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Sonntag, 9. Juli 2006

Auch so eine Sache, die ich nie verstanden habe: Der Autokorso. Warum macht man das? Warum setzt man sich in sein Auto, hupt und fährt zielgerichtet genau dahin, wo alle anderen auch hinfahren. Ein Autokorso war in den 80er Jahren allenfalls ein mit dem hübschen deutschen Wort "Sternfahrt" umschriebener Ausflug von älteren Herren in noch älteren Automobilien zu einem gemeinsamen Ausflugsziel im Sauerland (Bergische Schlachtplatte).

Heute ist ein Autokorso in aller erster Linie offenbar ein Stau, in den vor allem jugendliche Chauffeure ihre tiefergelegte Freundinnen mit ihren tiefergelegten Fahrzeugen gerne hinein fahren. Durch einen solche habe ich so eben Frau Julie nach Hause chauffiert habe, nachdem wir gemeinsam in der Brause WG hektisch mit einer weiteren freundlichen Dame auf dem Dach geraucht hatten, um ja nicht irgendeins der viele Tore zu verpassen. Als wir so im Stau standen, dachte ich einen Moment darüber nach, ob ich Frau Julie darum bitten sollte, doch schnell mal aussteigen um ihr neues Bedrohungsszenario auszuprobieren. Frau Julie leckt seit neustem ihre Kinder ab, damit mal Ruhe ist. Vielleicht, so mein Gedanke, würde sich der Stau, der zum gestauten Autokorso auf dem weit entfernten Kudamm gehörte, dann auflösen, würde Frau Julie kurz aussteigen, und alle vor uns stehenden Autofahrer ablecken. Hab mich aber nicht getraut zu fragen. Wußte auch nicht, ob ich Frau Julies Speichelproduktion mit meiner Idee überlaste und sie am Ende zu Hause nichts mehr hat, mit dem sie drohen kann.

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Donnerstag, 6. Juli 2006

Dieser merkwürdige Versuch, festzulegen, ob sich jemand korrekt in seinem Blog verhält ist schon schlimm genug. Aber das soweit zu treiben, dass man diese, in eine dikatorisch gedrehte Form der Überzeugungstäterschaft, auch noch meint auf das Leben eines/r Blogautor/in außerhalb deren Blogs übertragen zu müssen und dem Gedanken zu erliegen, dass man sich das erlauben darf, geht mir zu entschieden zu weit.

Und dann wundert man sich auch noch, warum die deutsche Blogszene so stagniert, warum sie nicht auch so explodiert, wie in Frankreich, Polen, Italien oder sonst wo. Wie denn auch? Jede Neuerung, jede neue Idee, besonders, wenn sie damit zu tun hat, dass man damit Geld verdienen könnte, wird sofort in Grund und Boden geschrieen. Und der Autor hinter der Idee gleich mit. Oft noch bevor überhaupt eine Zeile geschrieben oder ein Projekt aus dem Planungsstadium raus ist.

Dieses manisch reflexhafte Einschlagen auf Personen und/oder irgendwelche neuen Projekte, dieses sofortige Rumgejammere, wie schlimm doch alles wird, dass hier, sofort und jetzt die Blogwelt untergeht, das sowieso alles zum Scheitern verurteilt ist, dass es keinen Wert hat und die Menschen, die sich damit beschäftigen irregeleitete Personen sind, die sich noch umschauen werden, aber man hat es ja immer vorher gewußt und gesagt (Harmagedon!) - erinnert mich im Ton wie in den herauf beschworenen Bildern vom Untergang irgendwie an die Zeugen Jehova. Würde mich nicht wundern, in einem Jahr oder so, ehemalige Blogger an einer U-Bahn Station zu triffen, die mir vor Erregung zitternd ein "Anti-Blog" Heftchen entgegen halten.

Deswegen ist das jetzt hier auch kein Blog mehr. Ich hab angefangen im Internet zu schreiben, weil ich dazu Lust hatte und ich hab auch weiter dazu Lust. Die selbst ernannte Gesinnungspolizei und ihre aufgeregt gackernden Tribunale können deswegen auch gerne machen, was sie wollen. Ich tue es ja ab jetzt auch wieder.

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Mittwoch, 5. Juli 2006

Tja, Fußball. Das bei dem Ergebnis nichts gutes bei rum kommen würde, hätten vor allem die Blogger aber auch vorher wissen können. Wird ja überall vor dieser 2.0 Scheisse gewarnt.

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