Dienstag, 26. März 2019

Nie wieder CDU? Ich habe meine Zweifel

Die Aufregung ist groß in Sachen EU-LSR und Uploadfilter und ich lese viel zum Hashtag #NiemehrCDU Allein mir fehlt ein bisschen der Glaube. So groß die Aufregung jetzt auch sein mag, ich bezweifle, dass sie lange anhält. Zur Not sagt Jens Spahn wieder was dämliches und alle regen sich dann darüber auf.

Dazu kommt - eigentlich hat sich im Wahlverhalten in den letzten Jahrzehnten wenig verändert. Schon Ende der 60er Jahre dachte man, dass jetzt eine Jugend heranwächst, die so gar nichts mit der CDU zu tun hat. Das waren dann genau die Leute, die in den 80ern dann immer wieder Kohl gewählt haben. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass so ziemlich niemand in meinen Jahrgangsstufen in den 80ern auch nur ansatzweise auf die Idee gekommen wäre, die CDU zu wählen. Da ich noch aus einem geburtenstarken Jahrgang stamme, müsste die CDU jetzt dann ergo bei vielleicht 15 % dümpeln. Tut sie aber offensichtlich nicht.

Und auch die Empörungswellen der letzten 20 Jahre, haben nie was geändert. Großer Lauschangriff, Kosovo-Krieg, deutsches LSR, Internetsperren, Überwachung, Staatstrojaner - die Liste der Themen, über die sich die Netzgemeinschaft empört hat, ist lang. Ebenso oft die Beteuerungen, dass man nie mehr CDU oder SPD wählt. Offenbar scheinen in diesem Punkt da ausschließlich SPD-Wähler konsequenter zu sein, denn die CDU verlor nie, weil sie das Digitale vernachlässigte, sondern weil sie die rechte Flanke vergessen hatte. Vielleicht fehlt der CDU aber auch so ein hübscher, griffiger Spruch a la „Wer hat euch verraten - Sozialdemokraten“.

Aber all die ganzen verpufften Empörungswellen der letzten Jahre zeigen aber auch, dass die Netzgemeinschaft a) in verblüffender Unterzahl in der Gesellschaft ist und b) auch nicht mehr Einfluss hat, als die APO in ihrer Hochzeit in den 60ern. Die APO hatte sich ebenso wie die heutige nicht organisierte Opposition zur Weltmacht hoch stilisiert, dann aber gemerkt, dass die Mehrheit der Bevölkerung einfach zu Hause saß und weiter CDU wählte.

Ich würde mich freuen, wenn die CDU und vor allem deren EU-Abgeordnete, bei der kommenden EU-Wahl sehen könnten, dass die Wähler mit der Politik und der Art und Weise, wie sie durch gesetzt wird, unzufrieden sind. Mag sein, dass das Empörungspotential dieses Mal, vor allem so kurz vor der Wahl, die nächsten acht Wochen überlebt und vor allem junge Wähler konsequent reagieren. Ob man dies dann im Wahlergebnis sehen wird?

Vielleicht haben LeFloid und all die anderen Influencer ja doch mehr Einfluss, als man denkt. Vielleicht nehmen Satire-Sendungen die Art und Weise, wie Artikel 11 und 13 gegen jeden Verstand politisch durchgesetzt wurden als Beispiel dafür, dass die Demokratie halt auch von denen bestimmt wird, die meinen, einen persönliche Vorteil erlangen zu können. Vielleicht ist das, was da in den letzten Monaten in der EU und in Deutschland passiert ist, der berühmte Tropfen usw. Ich habe meine Zweifel.

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