Mittwoch, 19. März 2008
Angst zu schüren ist also nicht nur kontraproduktiv, sondern hochgradig gefährlich. Wir treiben unseren Kindern nicht die Angst aus, um sie ihnen im Erwachsenenalter wieder einzutrichtern. Und trotzdem instrumentalisiert der Staat immer wieder die Angst, infiziert die Gesellschaft mit ihr, um seine Macht zu bestätigen und zu erweitern. Der Staat ist ein Angstgewinnler. Der Bürger ist ein besonders tragischer Hans im Glück, denn er gibt sein wertvollstes Gut auf und erhält dafür eine Schimäre. Nicht nur kann kein Staat der Welt ihn gegen jedwede Gewalt schützen, sondern er wird potenziell Opfer einer neuen, viel größeren Gewalt, will heißen der Staatsgewalt, die in dem Ausmaße wächst, in welchem der Bürger sich seine Freiheit hat abnehmen lassen.

Sehr lesenswerter Artikel im Standard

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So - ich hab jetzt auch mal in diese "Feuchtgebiete" reingelesen und wieder weggelegt. Also dieses Buch von der Roche, von dem alle reden. Ich wollte sehr viel dazu schreiben - zum Beispiel, dass ich bei Roche schon immer dachte, dass ihr Körpergeruch vermutlich unter den Begriff "anstrengend" fällt. Was gemein ist, denn ich hab noch nicht an ihr rumgeschnuppert (und es auch nicht vor) und außerdem ist es irgendwie auch ein wenig schlecht über Dinge Vermutungen anzustellen, die erst mal gar nichts mit den literarischen Fähigkeiten zu tun haben. Ich kannte mal einen Theaterautoren, der stank wie die Hölle, einfach unerträglich, war aber sehr erfolgreich. Und dann war da noch der Typ aus dieser recht bekannten Band in Köln, der immer Essensreste im Bart und sonstwo hatte, und ich meine wirklich immer, manchmal hingen die ein paar Tage drin, bis sie halt vertrocknet waren und rausfielen. Hat seinem Erfolg bei den Frauen nur minimal eingeschränkt. Aber darüber schreibe ich jetzt nicht, denn das hat Malte neulich schon schön zusammengefasst.

Worüber ich aber noch ein Wort verlieren möchte ist der Sex. Warum können deutsche Autoren nicht so über Sex schreiben, dass man bei näherer Betrachtung auf den Gedanken kommen könnte, die Sache würde unter speziellen Umständen auch mal Spaß machen? In deutschen Büchern wird der Sex ganz weggelassen, oder spielt vor einem Bergpanorama ("Heidi!" - "Ziegenpeter!" - "Großvater!"), oder er ist stilistisches Mittel um den nahenden Selbstmord zu rechtfertigen (Frauenliteratur, DDR), oder er ist ein Geschenk, über den sich der Mann wie ein kleiner Junge zu Weihnachten freut (Joseph von Westphalen) oder die sexuelle Berichterstattung wird möglichst ekelerregend formuliert, damit ja nicht der Verdacht aufkommen würde, es könne auch mal was nettes sein (Jörg Fauser, Frau Roche). Vielleicht sollte man das mal machen - den Roman schreiben, in dem alle fürchterlich gerne Sex haben, einfach so, ohne daran zu denken, wie doof man beim Sex aussieht, oder was man so an Körperflüssigkeiten vermengt und wie die wohl schmecken, wenn man... usw. Vermutlich ist das aber langweilig und keiner wills lesen.

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