Montag, 4. Februar 2008

Was das ist? Die Auflösung folgt weiter unten.

Nachdem halb Deutschland heute besoffen durch die Gegend taumelt, habe ich mir heute auch mal tagsüber zwei freie Stunden gegönnt und bin mit Kamera bewaffnet ein wenig durch den Prenzlauer Berg gegangen. Macht man ja irgendwie selten, aber letzte Woche hatte ich schon mal den Drang, statt mit dem Fahrrad, am Abend zu Fuß zu einer Verabredung zu gehen. Keine Ahnung, wo her diese absurde Idee nach einem netten Spaziergang kommt. Vielleicht ist es das Alter, da wird man ja wunderlich. Spaziergänge als Sex des Alters, wer weiß. Jedenfalls ist man auch nach einem Spaziergang ganz schön müde.

Noch toller wird so eine Spazur (© Lascha Sobojochenausberlin), wenn auf Beschallung verzichtet wird. Normalerweise kann ich das Haus ohne vernünftige Abschirmungsmaßennahmen nicht verlassen. Das ist nicht verhandelbar, schon gar nicht, wenn ich mich in die U-Bahn setzen muss. Die Gespräche anderer Menschen machen mich meist auf der Stelle krank. Sie erzeugen innenliegende, eitirige, pochende Ekzeme mit nässendem Juckreiz. Wer in der Berlin schon mal Bus, U/S oder Strassenbahn gefahren ist, weiß was ich meine. Es geht nur einigermaßen morgens, weil dann keiner redet, es sei denn man trifft auf einen Haufen Sekretärinnen/Buchhalterinnen, die sich erzählen, was sie in den 12 Stunden in denen sie sich nicht gesehen haben mit ihrem Lebenspartner angestellt habe. Nach 9.00 Uhr sind die öffentlichen Verkehrsmittel ohne Ipod praktisch nicht nutzbar, es sei denn man ist taub. Ganz, ganz schlimm ist es am Wochenende abends, wenn Cindy, Mindy und Sandy in die Stadt fahren um Alex, Mischa und Mahmut zu treffen. (Nicht, dass die Jugend sich früher auf einem höheren Niveau unterhalten hätte. Wer ist den 80er Jahre Dinge getragen hat, die als modisch galten, hat sowieso keine Entschuldigung mehr.) Da ist man froh, wenn man einen Ipod ohne langweilige Lautstärkenbegrenzung hat. Man wird vielleicht später taub, aber lieber später so was, als jetzt vielleicht dieses Ekzem zu entwicklen.

Aber beim einem gemütlichen Gang durch die Gemeinde, ist es ohne Abkapslung schöner. Man wird nicht von hinten von Fahrradkurieren überfahren, die mit 50 Sachen über den Bürgersteig brettern und (wenn man Glück hat) "Vorsicht" rufen. Man hört, wie sich Autos nähern und absurde Gesprächsfetzen wie ich heute bei "Tchibo" als ich dort entrückt die Angebote scannte:

Mutter: ... ich finde die Slips hier kneifen... Teenager:... kauf halt mal ne Nummer größer, Du bist auch nicht mehr 30.

oder kurze Zeit später in der Post, wo ich zehn selbstklebende Sondermarken á 55 Cent erwarb, die die Post zum Anlass des 275. Geburtstages von Carl Gotthard Langhans herausgeben hat:

Kind: Mami, ich will diese Mappe haben, die ist toll. Mutter: Die hat nur ein Gummi, das reicht nicht. [Kurze Pause, genervter Blick auf das laut quengelnde Kind] ... und mit Gummis die nicht halten kenne ich mich gut aus.

Es ist also manchmal ganz schön spannend, wenn man sich mal seiner Umgebung hingibt. Vielleicht sollten das auch die Drehbuchautoren machen, die die Gags für die Sat.1 Comedys schreiben.

Natürlich gilt das alles nur, wenn man draussen ist, und weglaufen kann. Oder alles eben nur im vorbeigehen mitbekommt. Im öffentlichen Personennahverkehr gilt weiterhin strengstes Abkapslungsgebot.

Das hat alles nichts mit dem Bild da oben zu tun, ausser dass ich es heute auf dem Weg machte. Die Auflösung gibt es hier

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