Freitag, 25. Mai 2007

Soso. Sponline schreibt (immerhin mal mit halbempörten Unterton):

Ziel der "Postbeschlagnahmungen" seien ausschließlich Bekennerbriefe gewesen, hieß es heute. [...]

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wurde nur ein Brief geöffnet, die übrigen äußerlich in Augenschein genommen.

Frage 1: Warum muss man Bekennerschreiben, die meist an so unbekannte Adressaten wie jene der dpa gerichtet sind, abfangen, wenn sie doch eh ankommen und der Polizei übergeben werden? Denkt man, dass sich die mögliche Terroristen die Schreiben erst einmal mit vollem Absender zum Gegenlesen gegenseitig per Post zuschicken? Nach dem Motto "Du, schau mal wegen der Kommata?"

Frage 2: Wie erkennt man ein Bekennerschreiben, die ja vermutlich nicht selten ohne Absendeadresse kommen? Krackelige Handschrift? Am Rand angekokelt? Mao-Briefmarke?

Frage 3: Wenn die Behörden nur Bekennerschreiben gesucht haben, warum haben Sie dann die Post aus den Stadtteilen Eimsbüttel und St.Georg gefilzt? Da sitzt keine einzige Redaktion, an die ein Bekennerschreiben gerichtet werden könnte. Die sitzen alle im Zustellbezirk Mitte.

Frage 4: Freuen sich die Journalisten, die in den Stadtteilen gerne wohnen, dass ihre Post gegengelesen wird?

Frage 5: Ich glaube kaum, dass sich irgendein ein militanter Linker noch die Mieten in der Schanze erlauben kann. Wen überwacht man da?

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Ich frage mich schon länger, seit wann die Stimmung unter den Politikern so gekippt ist. Seit wann man das Bedürfnis hat, die Bürger besser kontrollieren zu wollen. Seit der Debatte über den großen Lauschangriff, als man in den 90er Jahren den Eindruck erwecken wollte, die russische Mafia sei kurz davor, diesen Staat zu übernehmen? Wo ist die überhaupt? Wahrscheinlich hat sie zu viel damit zu tun, neue Mädchen nach Berlin zu importieren, wo es offenbar, wie man seit der Affäre um Michel Friedmann weiß, einen hohen Bedarf zu geben scheint.

Aber polemisieren hilft vermutlich auch nicht, obwohl ich zu Zeit viele Stimmen vermisse, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Wo ist denn eigentlich das Kabarett? Na gut, es ist eh tot, wie haben ja jetzt Oliver Pocher, das haben wir uns offensichtlich verdient. Und wo sind die Schriftsteller? Hat irgendein in der kulturellen Hackordnung weit oben stehender Autor, Schauspieler, Musiker oder Künstler irgendwas zum Thema Bürgerrechte in den letzten Jahren gesagt? Hab ich da vielleicht irgendwas verpaßt?

Der einzige Protest gegen das momentane, unerklärliche Vorgehen des Staates gegen seine Bürger, scheint aus dem Netz zu kommen. Ich vermisse eine große Stimme.Von Günter Grass zum Beispiel, der selber noch mit erlebt hat, was es bedeutet, wenn ein Staat plötzlich die Gesinnung wechselt. Stattdessen kann man dabei zu sehen wie Gesetze, die ja mal dazu gedacht waren eine Bedrohung von radikalen Islamisten zu entschärfen, auf die eigenen Bürger angewendet werden.

Immerhin - in den Medien kommt so langsam an, was da abgeht. Die SZ, allen voran Heribert Prantl, schreibt schon lange gegen den Überwachungsstaat und auch beim "Stern" tut sich was. Sätze wie sie Hans-Ulrich Jörges hier beim Stern Audio Kommentar spricht, müssten viel öfter und noch viel lauter ausgesprochen werden.

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