Dienstag, 8. Mai 2007

Als ich Mitte 20 war, habe ich mit meinem beste Freund beschlossen, dass wir im Alter, also so ab 70 aufwärts, nach Wien ziehen, um dort die letzten Jahre zu verbringen. Und das hatten wir beschlossen, obwohl wir beide vorher noch nie in Wien waren und nur Karl Kraus gelesen hatten.

Tatsächlich bekräftigte mein erster Wien Besuch vor ein paar Jahren, dass man auf jeden Fall um nicht zu sagen unbedingt mal in Wien gewohnt haben muss. Das fängt zum Beispiel schon mal damit an, dass es in Wien keine "Kamps" Bäckereien gibt. "Kamps" ist das Ikea des Brotes. Egal, wo man isst, egal wo man in Deutschland hinkommt, man bekommt Brot von "Kamps" serviert. Hier in Wien nicht. Keine Ahnung, wie die Ketten hier heißen, aber ich habe während meines kurzen Aufenthalts schon vier verschiedene Bäckereien gesehen. Das muss man in der Fußgängerzone einer normalen deutschen Großstadt erst mal schaffen. Dabei ist Brot auch so wichtig. Während meiner Bundeswehrzeit verbrachte ich drei Wochen in Wales auf einem Schießplatz. Nicht habe geschossen, sondern Panzer und die nur aufs Meer raus, was ich ziemlich albern fand, aber bitte. In den Kaserne der britischen Armee gab es auch eine Kantine. In dieser Kantine gab es Essen, oder das, was die britische Armee als Essen so definiert hatte. Darunter war auch das übliche Tostbrot. Diese riesigen Scheiben, die man zusammen getackert (wenn man sie zusammentackern könnte) auch als schönen, luftigen Vorhang im Schlafzimmer verwenden könnte. Wenn man die Brote zusammendrückt hat man dafür einen guten Fensterkit. Essen kann man so etwas aber nicht und nach 10 Tagen gab es, neben den ersten Anzeichen von Lagerkoller, einen kleinen Aufstand, der sich dergestalt äußerte, dass verweichlichte Mannschaftsdienstgerade das korrekte Schießen verweigerten. Es wurde eine Ladung Brot eingeflogen.

Der Entscheidung, im Alter nach Wien zu ziehen, nicht abträglich, ist auch die Tatsache, dass es in der Stadt unglaublich viele gutaussehende Frauen gibt. Man will sich ja nicht langweilen, wenn man mit 70 oder 80 auf der Parkbank hockt.

Ein weiterer Grund ist die Tatsache, das die Wiener mit Kultur so beiläufig und selbstverständlich umgehen, wie die Deutschen mit Fußball. Selbst in der abgerocktesten, dreckigsten Kneipe hängt ein neues Poster, dass auf Theaterverstaltungen, Ausstellungen oder sonstiges hinweist. In Berliner Eck-Kneipen hängen allenfalls Hertha Poster.

Hier in Wien gibt es neben diesen Dingen aber auch noch eine andere Spezialität, die ich immer gerne zu mir nehme, wenn ich da bin: Käsekrainer. Und genau die werde ich jetzt suchen, denn ich bin mit meiner Arbeit früher fertig als gedacht. Nach dem Krainer gehts dann in die Ansel Adams Ausstellung und danach freue ich mich schon auf den Abend im Adlerhof.

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