Dienstag, 17. April 2007

Manchmal bin ich ja schon sehr naiv. Ich dachte nämlich immer, dass wir hier in Deutschland ein offenes System der Pressefreiheit haben. Damit meine ich, dass ich als Journalist, der zu dem auch noch im Besitz eines offiziellen Presseausweises ist, sich bei Firmen aber auch bei Behörden bei den Pressestellen anmelden kann. Ist das erledigt, kann ich Fragen stellen und darauf hoffen, dass ich eine Antwort bekomme. Und genauso geht das auch bei der Bundespressekonferenz, also jenen Veranstaltungen, bei denen über die Entscheidungen der großen Politik vor Journalisten gesprochen wird. Da ich bisher keinen Sinn gesehen habe, mich bei der BPK zu akkreditieren, habe ich es gelassen, bin daher vermutlich ebenso erstaunt wie Markus

Die Bundespressekonferenz ist ein privatwirtschaftlicher Verein, wo man Mitglied werden kann. Feste zahlen 30 Euro, Freie 20 Euro Mitgliedsgebühr - pro Monat. Dafür darf man auch Fragen stellen und bekommt wohl auch sein eigenes Fach, wo dann Pressemitteilungen, etc. abgelegt werden. Mittelfristig sollte ich vielleicht einfach mal versuchen, Mitglied werden. Aber wie ich gerade nachlese, dürfte das nicht so einfach sein.

Will man also nicht 20 Euro im Monat zahlen, darf man auch keine Fragen stellen. Das tolle auch - dadurch, dass die BPK ein privater Verein ist, sind sie nicht gezwungen jede Akkreditierung anzunehmen, egal wie viele Presseausweise man vorweisen kann. Mit anderen Worten: will man einen nervigen Fragesteller los werden, kann man ihm theoretisch einfach seine Anmeldung und Vereinsmitgliedschaft entziehen. Wie demokratisch ist das denn, bitte?

Noch lustiger wird es, wenn man sich vor Augen hält, dass die BPK eine Einrichtung ist, die von Journalisten gegründet wurde und bis heute geführt wird. Es sind also Kollegen, die darüber entscheiden, ob und wann man Fragen stellen darf, was die ganze Geschichte noch absurder macht. Gleichzeitig bekommt man aber auch einen Eindruck, wie verzahnt in Berlin (wie vorher auch schon in Bonn) Politiker und Journalisten leben. Das es mit dem kritischem Qualitätsjournalismus nicht weit her sein kann, verwundert da kaum noch.

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