Donnerstag, 12. April 2007

re:publica Tag 2:

Mit Spannung hatte ich das Panel "Cash form Chaos - mit Blogs Geld verdienen" erwartet. Ich hatte mich nach der Erfahrungen, die ich mit dem Thema in diesem Blog hatte und den Diskussionen der letzten Tage um adical, auf eine lebhafte Diskussion vor allem durch das Publikum eingestellt, die aber überraschenderweise nicht statt fand. Was vielleicht auch daran lag, dass auf der Bühne mit Johnny Häusler, Sascha Lobo, supatyp und mir, vier Gestalten saßen, die dem Thema bekanntermaßen eher positiv gegenüber stehen. So gab es zumindest auf der Bühne einen breiten Konsens darüber, dass man

a) Werbung in einem gewissen Rahmen schalten darf und sollte b) Die Blogszene an sich wegen ein paar Banner nicht zu Grunde geht.

Ich sprach supatyp auf die Parallelen zwischen dem Ausverkauf der Punkszene Anfang bis Mitte der 80er Jahre und den Argumenten an, die von kritischen Bloggern nun wegen der befürchteten Kommerzialisierung genannt werden. Sinn gemäß meinte er daraufhin an, dass die Punkszene nicht an der Kommerzialisierung (z.B. durch die Toten Hosen) eingegangen ist, sondern weil man sich in einem letzten Schritt den Bahnhofspennern zugewandt hat.

Unterschiedliche Meinungen gab es beim Thema "paid content". Während Johnny bezahlte Blogbeiträge bei Spreeblick kategorisch ausschloss, bin ich mir bei dem Thema nicht so sicher. Für ein Reichweiten starkes Blog wie Spreeblick ist es sicher einfacher, ein gut bezahltes Banner verkaufen zu können. Für Blogs, die deutlich weniger Besucher haben, wird es schwierig. Zwar kann man auch da sicher ein Banner verkaufen, aber die Verdienstmöglichkeiten sind eher gering. Deswegen halte ich bezahlte Einträge für eine gute Lösung, wenn sie denn - und das ist ganz wichtig - bestimmte Regeln einhalten.

  1. Der Eintrag muss als Werbung klar kennzeichnet sein
  2. Es darf keinen Einfluss seitens der Auftraggeber auf den Inhalt geben. Wer von jemanden einen Testbericht zum Beispiel für ein Handy haben will, der muss damit leben, dass er auch eine vernichtende Kritik einstecken muss.

Ich bin mir der Problematik, der allein durch Punkt Zwei verursacht wird, durchaus bewusst. Die Gefahr, dass jemand aus einer Gefälligkeit oder von mir aus auch reiner Geldgeilheit 500 Euro für einen lobhudelnden Bericht einsteckt, ist groß. Erst kommt das Fressen - dann die Moral. Was im Leben gilt, ist in der Blogwelt erst recht nicht anders.

Einig waren sich allerdings alle darüber, dass man auf gar keinen Fall auf die Idee kommen sollte, Werbung als hauptsächliche oder gar einzige Einnahmequelle zu nutzen. Die Gefahr, mit seinem Blog genau da zu landen, wo die klassischen Printmedien heute stehen ist groß. Blogs funktionieren nur dann, wenn sie unabhängig von der Werbung bleiben. Das klingt ein wenig wie "nur bisschen schwanger", hat aber einen wahren Kern. Wenn es eine Werbeindustrie gibt, die offensichtlich Interesse und Geld hat, kann man das ausschlagen, oder man kann das Geld für sich und andere Projekte nehmen, um etwas daraus zu machen. Einfaches Beispiel: Würde ich ein paar Hundert Euro durch Werbung im Monat verdienen, wäre ich dazu in der Lage, jemanden dafür zu bezahlen, dass er mit mir das Abmahnblog endlich vernünftig ausbaut.

Konsens herrschte über den Punkt, dass es deutlich besser ist die Kontrolle darüber zu haben, wer auf dem eigenen Blog wirbt, anstatt generell einen Bannerplatz zu schalten, auf dessen Inhalt man keinen Einfluss hat.

Erstaunlicherweise kam aus dem Publikum kaum Widerspruch. Trotz mehrfachen Nachfragen kamen nur wenig kritische Worte, was ich sehr bedauerlich fand. Die meisten Fragen bezogen sich darauf, wie genau man denn nun mit seinem Blog Geld verdienen kann. Ich hatte den Eindruck, dass für die meisten Anwesenden die Diskussion zum Thema "Werbung in Blogs - Ja/Nein" längst abgeschlossen war. Das sehe ich nicht ganz so, denn die wie man an dem Parfüm Desaster gesehen hat, wird vor allem im Bereich der unerwünschten Werbung und PR Aktionen immer wieder neuer Diskussionsbedarf bestehen.

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Kurt Vonnegut

Mit 21 "Slaughter-House-Five" gelesen und empört gewesen. Einerseits über das, was tatsächlich vorgefallen war, andererseits darüber, dass man sich deswegen als Deutscher aufregen darf. Immerhin gab es ja Coventry. Und außerdem waren wir ja auch schuld an dem Schlamassel. Im dritten Semester der Historiker lange Diskussionen bei viel Bier darüber, ob es ein Glück ist, dass ein Amerikaner das Thema "Dresden" aufgreift. Max, der eh immer ein wenig mit den Burschenschaften geliebäugelt hatte, nutze das Buch zu einem großem Rundumschlag gegen die Kriegsverbrechen der "anderen". Darüber müsse man doch auch mal reden, dass könne man doch nicht einfach so vergessen. Ich hatte nie viel zu sagen zu dem Thema, weil ich mir nach dem Satz "Krieg ist ein Verbrechen der da 'Oben' auf dem Rücken der nichtsahnenden Bevölkerung." einfach nichts mehr einfiel. Ich dachte, ich sei Sozialist, aber das war natürlich Quatsch, weil ich es einfach nur die Idee chic fand, Sozialist zu sein. Zu Ostermärschen bin ich schon nicht gegangen, weil das Wetter meist zu schlecht war. Salon Sozialist halt, der gerne mit der Zigarette wedelte, Vonnegut, Sartre, Walter Markov / Albert Soboul auf dem Bettkasten legte und das Cognacglas schwenkte um Erstsemesterinnen zu beeindruckend. Was tatsächlich hier und da klappte. War ne schöne Zeit, mit dem Herrn Vonnegut.

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