Donnerstag, 15. März 2007

Ich hatte vor ein paar Tagen, ebenso wie Johnny auf eine Abmahnung hingewiesen, die Christoph Boecken erhalten hat. Jetzt ist eine Pressemitteilung aufgetaucht, die sich zwar nicht zum Thema der Abmahnung äußert, aber die tolle virale Kampagne der Band NIN zum Thema hat. Zur Erinnerung: Christoph war abgemahnt worden, weil er ein mp3 Stück, dass vermutlich vom Band Gründer Trent Reznor selber im Rahmen einer komplexen viralen Kampagne ins Nezt geleakt wurde, auf seinem Server als Stream angebiten hatte. Universal schreibt:

So wurden z. B. auf einer Toilette der Konzerte in Lissabon ein USB-Stick mit einem Song des neuen Albums gefunden, letzte Woche dann sogar das Video zur ersten Single „Survivalism“ - ebenfalls auf einem Konzert und auf einem USB-Stick – und das alles bevor es irgendwo auf einem Musiksender zu sehen oder zu hören war. Bleibt abzuwarten, ob den deutschen Fans ein ähnliches Vergnügen auf der am Mittwoch startenden Tour vergönnt ist.

Ich weiß nicht, was ich gerade unverschämter finden soll - die Tatsache, dass man einen Blogger dafür abmahnt, weil er sich freiwillig zu einem Teil einer viralen Kampagne macht, oder den Fakt, dass es Label und Band offenbar bewußt in Kauf nehmen, wenn Kunden und Fans in einen Abmahnhagel geraten, nur weil man massenweise USB Sticks dem Volk unterjubelt. Und das dann auch noch stolz per Pressemitteilung rausgibt. Das ist in etwa, als würde man an Karneval nachträglich dafür bestraft, dass man die Bonbons aufgefangen hat, die von den Karnevalswagen runtergeworfen wurde. Da hilft vermutlich nur das, was die Berliner getan haben, als sie mit dem ersten Karnevalsumzug in ihrer Stadt konfrontiert wurden - sie haben die Bonbons zurück geschmissen. Dummerweise scheinen große Teile der Musikjournaille da nicht mitmachen zu wollen.

Ich bin immer wieder erschrocken, zu was für einem widerlichen Haufen sich die Musikindustrie in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren entwickelt hat. Und zu welchen Mitteln die Urheberrechtsmafia greift. Und ich warte auf den ersten, wirklich großen Künstler, der sich von der Industrie mit einem lauten Knall verabschiedet oder mal in einem Interview sagt, dass er von der Politik in seinem Laden auch nichts hält. Wunschdenken, vermutlich

Danke an thenoise für den Hinweis und das Einstellen Pressemitteilung

Permalink