Samstag, 25. Juni 2005

Drei Tage Lesungen. Eindruck ist sehr zwiespältig. Einerseits sind, bis auf den Text von Kuhn, alle verschwurbelten und künstlich verdrehten Texte verschwunden. Das macht das Zuhören leichter. Auf der anderen Seite muss ich der Radisch zustimmen, wenn sie meint, dass alles etwas belanglos ist. Relativ unmutige Texte, wenig neue Konstruktionen, so als ob die Autoren jedes Aufsehen haben vermeiden wollen. Alles war so brav, dass Susanne Heinreich mit dem mehrfachen erwähnen des Wortes "Ficken" quasi das Stirnaufschneiden der Veranstaltung war. Bleibe auch dabei, dass mir der Text mit am besten gefallen hat, auch wenn er etwas sehr an den französischen Vorbildern wie Francoise Sagan angelehnt war, quasi ein "Bonjour Tristesse" im Osten. Am Ende merkt man das, was man in jedem Buchladen zur Zeit sehen kann: Die Szene befindet sich in einem Umbruch. Weg von den manchmal kunstvoll, oft aber auch künstlich konstrurierten Zwischenrealitäten, hin zu einem, nennen wir es mal, egoistischem Realismus.

Am Ende wird wie immer gewählt. Und weil ich ein gutes Herz habe, wähle ich gleich meine Bekannte Natalie Balkow, damit sie den Publikumspreis bekommt. Und es wäre nett, wenn die Leser dieses Blogs sich daran anschließen. Zwingen kann ich leider niemanden, nichtmal den weiblichen Lesern Sex anbieten. Also wäre es einfach nett, wenn möglichst viele Menschen einfach meinem Beispiel folgen würden. Vielleicht schenkt mir Natalie dann Karten für das erste Bundesligaspiel Gladbach gegen den FC Köln.

Danke an alle, die gewählt haben!

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Bachmannpreis, Tag Drei

08:45 Uhr Ächz.

09:12 Uhr Das ist gar nicht schlecht, was Thomas Lang da liest, aber vielleicht bin ich zahlnloszahm, denn ich habe geträumt, dass ich irgendetwas sehr lässiges gemacht habe. Ich weiß nicht mehr genau was, aber ich bin sehr zufrieden aufgewacht. Ich nenne das "Terence Hill Zufriedenheits Gefühl". Zum Frühstück ist der Text, auch wenn mich so Dramen nicht interessieren, ganz ok. Bergsteigerdramenprosabelletristik. Super Idee, sowas in Klagenfurt, zwischen den Alpen, zu lesen.

09:45 Uhr Juror Nüchtern sieht aber gar nicht so und spricht von Verschlingung. Meine ein leichtes Zittern in seiner Hand zu sehen. Teufel Alkohol. Aber die Damen und Herren sind mit mit dem Text sehr zufrieden. Was ich nicht verstehe, weil der auch nicht anders war als, sagen wir mal, andere. (Es ist früh, Herrgott.) Es ist aber ein neuer Favourit geboren, soviel ist klar.

10:05 Uhr Jetzt kommt eine Dame, die einen Berg Haare auf den Kopf hat und ein bißchen, ein klitzekleines bißchen weinerlich ausssieht. So 30er Jahre weinerlich, als man Depressive noch auf Morphium gesetzt hat. Sabine Schiffner.

10:06 Uhr Ach, das soll so aussehen, weil der Text in der Zeit spielt. Dann prangere ich aber an, dass sie keine Perlenkette um den Hals hat. Die Jury wird es hassen. Alleine die merkwürdigen Namen. Und man kann eine Bäckerei nicht "Knigge" nennen. Das geht leider nicht. Ich vermute die März wird sowas sagen wie: "Das ist alles schön gedacht, aber auch nur gedacht". Das ist aber auch so ein wenig am Preis vorbei gelesen. Da muss man kryptischer sein. Kraweehl.

10:20 Uhr Und SINGEN geht schon mal gar nicht. Auch keine Schlaflieder. Aber tolles neues Wort gelernt: Muttermilchsammelstelle

10:42 Uhr Detering spricht von "Immensee". Hat interessanterweise das gleiche Hemd wie gestern an. Schwitzen die nicht? Was Radisch sagen will, weiß ich nicht, sie aber offenbar auch nicht, was mich beruhigt. Spinnen holt seeeehr weit aus, das wird entweder ein k.o. Schlag oder....ok, "fünffacher Flop". Das wird eine Hinrichtung. Strigel (heute nicht im Männerhemd sondern in rosa Bluse) macht weiter, die Autorin scheint jetzt wirklich Morphium zu brauchen.

11:26 Uhr Eva von Schirach hat einen sehr, sehr schönen Hals. Der Ausschlag Den Einfluss, den ein schöner Hals auf die Auswahl einer Sexualpartnerin hat, wird weitläufig unterschätzt. Von Schirach hat eine achtjährige Tochter, und liest den Juroren den Text so vor, als wäre es eine Gute-Nacht-Geschichte. Ich höre immer Petterson & Findus. Kann mich nicht konzentrieren. Um was gehts da eigentlich?

11:55 Uhr Das war wirklich nicht schlecht, auch wenn diese Kindervorlesestimme leider den ganzen Text kaputt gemacht hat. Ob es die Jury mag (außer er Radisch, die muss es mögen) - nein, Frau März meint "überflüssig", und das, wo sie dieses Jahr so nett zu allen war. Ich warte auf die Worte "Natur-Realismus"...ahhh.. Radisch sagt Assesscoir-Baukasten des Lebens.

12:00 Uhr UND DANN KLEMMT 3SAT DIE ÜBERTRAGUNG AB. SPINNEN DIE????

Stream im Netz ist auch kaputt. Höre gerade Radisch sagen: Seit wann geht es um Wahrheit im Text? Rakusa will was sagen, leider kann man es nicht verstehen. Laut Vorort Bereichterstattung, findet Ebel den Text "verkantet". Offenbar wird Frau von Schirach auseinander genommen.

12:29 Uhr Wie gut das Bekannte vor Ort sind, die einen mit Infos versorgen. So wird berichtet, dass Nüchtern es belanglos fand, Spinnen den Kopf schüttelte und Miller es nicht nicht interessierte.

So - das war es für dieses Jahr. Ab halb zwei kann man den Publikumspreis wählen.

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