Dienstag, 21. Juni 2005

"Echte Kopfschmerzen bereiten den Studios aber die Blogger (von web log = Internet-Tagebuch), Netzschwätzer also, die zu allem ihre Meinung ablassen. Es dauert keine zwei Minuten, um auf einem Portal wie www.blogger.com eine kostenlose Site zu eröffnen. So kann jeder seine Gedanken zum "Krieg der Welten" verewigen, die dann jedermann zugänglich ist."

In dem Bericht geht es um die von Filmstudios wie Konzertagenturen (vergl. den Ärger um Fotos von den Coldplay Konzerten) immer häufiger verordnete Gleichschaltung der Medien. Es ist nichts Neues, dass es eine Sperrfrist für Veröffentlichungen gibt. Es gab auch schon immer ein Gentlemans Agreement zwischen Journalisten, Filmverleihen, Musikfirmen etc. Man bekommt das zu besprechende Material vorher, dafür schreibt man auch erst drüber, wenn die die VÖ ansteht. Etwas anderes würde allerdings auch für die Medien keinen Sinn machen, denn was sollen die über einen Film berichten, der erst sechs Wochen später anläuft. Und das manche Firmen paranoid werden, wenn es um Ware geht, die viel verkaufen soll, leider aber schlecht ist, weiß ich, seit ich mal erlebt habe, dass eine Musikfirma die neue CD ihres Stars in einem CD Player anlieferte, bei dem die Lade zugeklebt war, damit man sie nicht öffnen konnte. Den Player musste man natürlich später wieder zurückgeben, damit die Firma sehen konnte, dass man auch ja keine Kopie gemacht hatte. Was anderes ist es aber, wenn Firmen per Unterschrift von Journalisten verlangen, dass sie erst ab einem bestimmten Zeitpunkt über etwas öffentlich schreiben, bzw. das bestimmtes Material nach Ablauf eines Datums nicht mehr veröffentlicht werden darf, also quasi seinen Urheberrechtsschutz verliert.

Letzlich gibt es da eigentlich nur eine Antwort: nicht drüber schreiben. Denn genauso wie eine Firma bestimmten kann, wann und ob man über deren geistiges (haha) Eigentum berichtet, genauso können Zeitungen und Journalisten entscheiden, ob sie über etwas berichten. Das nun zum Beispiel einige Flimverleiher Angst haben, dass Blogs in Zukunft die Mediensperren unterlaufen, halte ich für übertrieben. Gerade die Bereiche Film und Musik sind sehr vom persönlichen Geschmack abhängig. Natürlich kann irgendein Kritiker, der einen Film sechs Wochen vor seinem offiziellen Start schon gesehen hat, behaupten, der Film sei der größte Müll seit Menschengedenken, aber das würde wahrscheinlich trotzdem kaum jemanden davon abhalten, den Film zu sehen.

Viel eher sehe ich die Gefahr, dass Firmen das Medium der Blogs benutzen, um zusätzliche Promotion für einen Film zu machen. Das man in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft Blogbots einsetzen kann, um zufallsgenerierte Einträge zu erhalten, um dann, wenn die Blogs mal so ein oder zwei Jahre mäßig untereinander verlinkt vor sich herdümpelen, plötzlich mit positiven Einträgen über ein Produkt, einen Film oder eine neue CD zu kommen. Klingt utopisch?

So weit entfernt ist das nicht. Ich nutze zum Beispiel Flickr um bei Antville per MMS zu mobloggen. Und das kann ich nicht nur hier, sondern bei allen Antville Blogs, bei denen ich als Admin oder Contributer eingetragen bin. Ich kann, nur mit einem Handy ausgestattet, von jedem Ort der Welt, solange ich Empfang habe, auf verschiedenen Blogs in wenigen Schritten posten. Es gibt also jetzt schon die Möglichkeit und die relative Anonymität der Blogsphäre macht es noch leichter Blogs anzulegen, die gar nicht existieren sollten.

Warum sich jemand diese Mühe machen sollte, Blogbots entwicklen, die sich automatisch einloggen, Texte generieren usw.? Weil es Geld bringt. Es hat sich auch keiner vorstellen können, dass es Firmen gibt, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als abertausende von Seiten als Linkfarmen zu erstellen, die das Googleranking einer anderen Firma verbessern. Die Porneauxindustrie hat das, wie so oft, als erste entdeckt. Schon seit etlichen Jahren findet man in den Refs immer wieder Blogs, die nichts anderes als Weiterleitungen zu Payseiten sind. Andere Gewerbesparten werden da nachziehen. Auf jeden Fall ab dem Moment, ab dem es vernünftige Textgenerierungsbots gibt, oder man 1 Euro Jobber einstellen kann, die Blogs pflegen.

Permalink

 


Frau Kaltmamsell hat ein Stöckchen liegen lassen, welches ich gerne aufnehme und an folgende Menschen weiterreichen möchte

  1. Parka Lewis
  2. Pe
  3. Cassandra

1. Was fällt dir zu deinem ersten Kochversuch ein? Nur schlimme Dinge. Die allerallerersten Versuche bestanden darin, die Ravioli aus der Dose geschmacklich zu verbessern. Dazu habe ich folgende Kombinationen ausprobiert:

Mit Grillgewürz -> Nicht so zu empfehlen. Es sei denn, man steht auf Ravioli, die so schmecken, als hätten sie einen ganzen Abend lang auf einem völlig verrußten Grill gelegen.

Mit normalen Ketchup & unfrischen Pfeffer -> Das war schon eine größere Herausforderung, da das Ketchup den Pfeffergeschmack süßlich überdeckte, was dazu führte, dass man mehr Pfeffer an die Sosse schütten musste, weswegen es dann zu scharf wurde usw. usf. Noch heute verspüre ich einen gewissen Stolz, dass ich irgendwann die richtige Mischung herausgefunden habe.

Mit Pizzagewürz -> Meine Mutter, sonst eine sehr gute Köchin, hat schon immer einen Hang zu Trockengewürzen in Tüten gehabt. Wir hatten immer eine riesige Schublade voll mit Maggi, Knorr und sonstigen Gewürzmischungen, die man alle 15 Jahre komplett entsorgte, weil sie nie benutzt wurden. Ich entdeckte also irgendwann, so mit 16 oder 17, die Tüte mit dem Pizzagewürz und hatte folgende Rechnung: Pizza = Italien, Ravioli = Italien. Gewürz + Ravioli = Superitalien. Zu meiner großen Überraschung stimmte die Rechnung aber nicht. Das gilt im übrigen auch für Rechnung: Raviolifleischfüllung = Gehacktes. Gehacktesgewürz = Lecker Ravioli mit mehr Gehacktesgeschmack.

Kalt -> Man kann Ravioli sehr gut kalt aus der Dose essen.

2 . Wer hatte größten Einfluss auf deinen Kochstil? Meine Mutter, denke ich mal. Das, was man in den prägenden Jahren so essen muss, trägt sicher eine Menge dazu bei, wie man später zu essen pflegt. Es gibt bis heute Dinge, die ich nur bei meiner Mutter esse. Dazu gehören: Linsensuppe, Tafelspitz und ein ganz besonderer Nudelauflauf. Auch wenn ich die Rezepte habe, komischerweise schmeckt es bei meiner Mutter immer ein Stück besser, als zu Hause. Der andere Einfluß ist ein Wort: Einfachheit. Mich reizt ein einfaches Essen, ohne viel Brimborium, oft mehr, als überkanditelte Menükompositionen. Wenn ich lese "Gugelhupf in Traminergelee, Parfait im Baumkuchenmantel mit gebratener Rehleber", denke ich: Warum kann ich die Leber nicht einfach mit Zwiebeln und Äpflen haben? Und was ist ein Tramiergelee? Klar, esse ich gerne ausgefallene Dinge und wenn ich Froschschenkel auf einer Karte entdecke, würde ich gerne mal kurz meine Tierliebhaberrei vergessen und die Dinger essen. Da es sie nur noch in irgendwelchen dubiosen Ecken in Frankreich gibt, esse sie eben nicht mehr. Auch keine Schildkrötensuppe. Aber genauso glücklich machen mich Sachen wie eine frische Pasta mit ebenso frischem Tomaten und einem Stück dunklem Brot.

3. Gibt es ein altes Foto als Beweis für frühes kulinarisches Interesse? Nein.

4. Leidest du an irgendeiner Art von kulinarischer Phobie? Kümmel. Widerlich.

5.1 Welches Hilfsmittel in der Küche schätzt du am meisten? Messer. Sehr, sehr scharfe Messer. Ohne vernünftiges Messer in der Küche sage ich dauernd "Ich kann so nicht arbeiten", weswegen ich seit einiger Zeit immer ein Allzweckmesser mitnehme, wenn ich irgendwo fremd koche.

5.2. Welches Hilfsmittel war der größte Reinfall? Küchenmaschine. Imm Prinzip sind die Dinger toll, weil man alles damit machen kann. Dummerweise sind fast alle hässlich und nehmen wahnsinnig viel Platz weg. Noch schlimmer ist allerdings die Reinigung von den Dingern, so dass man am Ende meist mehr Zeit damit verbringt, die Maschine wieder sauber zu bekommen, als wenn man die Karotten von Hand geraspelt hätte.

6. Nenne eine seltsame oder verrückte Essenszusammenstellung, die du wirklich magst - und wahrscheinlich niemand sonst! Ich bin völlig normal. Früher hatte ich mal so eine Phase, wo ich Leberwurst mit Pflaumenmus gegessen habe, aber da bin drüber weg.

7. Auf welche drei Zutaten kannst du nicht verzichten? Komische Frage. Das ändert sich ja je nach Gericht. Ansonsten muss immer Haus sein: Nutella, diese merkwürdige süß-scharfe Thaisosse und Schwarzbrot.

8. Dein Lieblingseis? Keine Experimente. Schokolade und Vanille. Neulich in einem Anflug von Wahnsinn mal Joghurt-Brombeere gegessen. Schlecht geworden.

9. Was wirst du nie essen? Es gibt Grenzen, die ich nicht überschreite. Warmes Affenhirn, Katzen, Hunde, Ratten, Meerschweine, Käfer. Wobei Käfer auch nur eingeschränkt stimmt. Ich hab schon in Honig glasierte Heuschrecken gegessen. Leicht bitter und knackt wie ein Stück Toblerone beim reinbeissen. Während in Ameisen in Honig eher zischen, wenn man draufbeißt. Ich esse auch keinen Hummer, weil ich nichts essen möchte, was bei lebendigen Leib in kochendes Wasser geworfen wird. Ansonsten leider auch Froschschenkel.

10. Dein Spezialgericht? Aus dem Handgelenk immer eine Pasta Limone. (Sahne, Zitrone, frische Petersilie, fertig.) Ansonsten mein Chili, ein Rotweingulasch und Lachs auf Orangenvierteln.

11. Welche Frage fehlt hier? Was, glaubst du, war Deine größte kulinarische Tragödie aller Zeiten?

Hier möchte ich der Einfachheithalber aus dem sehr lesenswerten Buch "Fein gehackt und grob gewürfelt" von Julien Barnes zitieren:

"Wir befinden uns in der Küche eines Akademikerhaushalts in London Ende 1995 oder Anfang 1996. Es ist Essenszeit; Gäste schlendern herein und warten, dass Ihnen ein Platz an einem langem, blankgescheuertem Tisch zugewiesen wird. Auf einer Anrichte steht ein Teller, auf dem etwas Rundes, Braunes und Schwabbeliges liegt, das eindeutig keinen schönen Anblick bietet - im Grunde so etwas wie ein Kuhfladen. Teilnahmsvoller Gast: Chocolate Nemesis? Gastgeberin: Ja Teilnahmsvoller Gast: Nichts geworden? Gastgeberin: Nein Teilnahmsvoller Gast: Das ist immer so

Permalink