Montag, 19. April 2004

Was auf den Teller kommt wird gegessen

Je älter ich werde, und je mehr ich koche und damit lerne, mit frischen Produkten umzugehen, desto mehr wundere ich mich, was ich mir in füheren Jahren so an Zeug unbedacht in den Magen geschaufelt habe. Eben sah ich auf "Phoenix" eine Dokumentation über Lebensmittelzusatzstoffe. Da wurde mir nichts so viel neues erzählt, außer der Tatsache, dass es heute teilweise völlig unmöglich ist selbst Grundstoffe der Ernährung zu bekommen, die nicht chemisch angereichert sind. Zum Beispiel Salz. Was soll man an Salz schon falsch machen können, denkt man. Tatsache ist aber, dass es in Deutschland keinen Hersteller gibt, der Salz ohne die sog. "Rieselhilfe" (Aluminiumhydroxid z.B.) herstellt. Gut, kauft man halt Fleur de sel, kann man da sagen, aber erstaunlich ist es schon. Anderes Beispiel: Wenn ein Joghurt 12% Fruchtzubereitung enthält, besagt das nur, dass er 3,5% Fruchtanteil haben muss - bei 150g Erdbeerjoghurt entspricht das etwa einer halben Erdbeere. Der Rest der Fruchtzubereitung besteht aus Zucker und Aromen. (Quelle: Wikipedia) Natürliche Aromen sehen von nahem so aus: Natürliche Aromen werden mit Hilfe physikalischer, enzymatischer oder mikrobiologischer Verfahren oder aus Aromaextrakten der betreffenden Pflanzen gewonnen. Aromen gelten als natürlich, wenn sie aus pflanzlichen oder tierischen Stoffen gewonnen werden. So produziert ein Schimmelpilz, der auf Holzfasern wächst, ein Erdbeeraroma, welches als natürlich benannt werden darf. (Quelle: Wikipedia)

Das Problem ist ja: Wie kann ich dem ganzen Müll entgehen? Da hilft auch nicht immer der Gang zum Bio-Markt. Beispiel Erdbeeren. In den letzten Wochen wurden in vielen Märkten Erdbeeren angeboten. Das ist ja nun schon mal das eine, Erdbeeren im April. Die kamen aus Spanien und Greenpeace warnte eindringlich vor dem Verzehr. (Wobei man bei spanischen Obst und Gemüse überhaupt etwas vorsichtiger sein sollte, wie die Freitag neulich berichtete) . Aber sind Erdbeeren in Deutschland weniger belastet? Jein. Wenn Blattläuse an der Ernte nagen, greifen auch deutsche Biobauern zur Chemiekeule, da gegen die mittlerweile vielfach resitenten Läuse nichts anderes mehr wirkt.

Das frustrierende ist gar nicht mal mehr, dass uns elne Lebensmittelindustrie mit Tütensuppen zum Narren hält, jahrzehntelanges, chemisches Düngen den Boden versaut hat, und eine chemische Industrie schneller als der Gesetzgeber ist. Letztlich entscheidet ja jeder selber, was er so ißt. Wenn man es sich denn leisten kann. Denn frische, hoffentlich saubere Produkte sind sehr teuer. Letzteres fiel mir vor einem Jahr auf, als ich wegen eines säumigen Kunden knapp bei Kasse war und mein Geld mehr als sonst einteilen mußte. Essen, und vor allem gute Zutaten, waren mir immer wichtig, da hab ich ignorant über die Preisschilder hinweg geschaut. Wenn das Konto leer war, wurde halt an anderen Sachen gespart. Aber der Versuch mit wenig Geld den Lebensmittelzusätzen aus dem Weg zu gehen erweis sich als Sisyphos Arbeit. Zumal ich auch nie wußte, was es bedeutet, wenn auf dem Etikett "Lt. Gesetzt ohne Konservierungsstoffe" steht. Letztlich bin ich nach dem Prinzip vorgegangen: Wenn irgendwas auf dem Etikett steht, was ich nicht verstehe und/oder offensichtlich keine natürliche Zutat ist, kauf ich es nicht.

Sicher, man muß auch nicht gleich durchdrehen. Wer als Kind die 70er Jahre überlebt hat, als es Süßigkeiten gab, die merkwürdigerweise genauso schnell vom Markt verschwanden, wie sie aufgetaucht waren, dem kann eigentlich nichts mehr passieren. Da ist die Leber schon gut vorbereitet. Aber bedenklich finde ich diese Sache: Wer Geld hat, kann sich gutes Essen und damit auch eine gute Gesundheit, erlauben, wers nicht hat, muss 99 Cent Burger essen.

Permalink

 


Warum man als Bausparer einfach ein blöder Verlierer ist.

Permalink

 


<a href="www.lileks.com"target="blank">Läcka

Bar und Restaurantpostkarten aus den 50ern und 60ern. (KlikiBildi machti neues Fensterli)

Permalink