Sonntag, 22. Februar 2004

Ernst Reuter Platz

Mein Finger tropft langsam auf das falsche Aluminium. Immer wieder auf das gerade Stück, das vor mir liegt. Wie ein Affe benehmen sich meine Finger. Ferngesteuert, langsam, aber perfekt im Takt. Viel zu laut eigentlich. Nicht gut für meine Ohren. Aber wer achtet da morgens drauf. Morgens ist alles egal, denn morgens ist alles jungfräulich und rein. Da stört die Störung nur halb so viel, denn sie bricht nicht in das aufgeladene Getümmel des Tages, sondern es sucht nur noch seinen Weg. Und außerdem sind die Finger alleine.

Bahnhof Zoo.

Love, love is a verb Love is a doing word Fearless on my breath Gentle impulsion Shakes me makes me lighter Fearless on my breath

Teardrop on the fire Fearless on my breath

Turmstrasse.

Gegenüber. Ein Paar. Ich sehe Netzstrümpfe. Ich sehe ein Hand, die ins Haar greift. Ich sehe eine Zunge, die den Weg sucht, aber nicht findet. Ich sehe eine Frau, die sich klammern will. Die Nähe sucht. Typ. Dunkelbraune Lederjacke. Den schwarzen Schal korrekt um den Hals gebunden.Akkurat gar. Fast ein weing zu perfekt, wenn man die Schuhe sieht, die vor Dreck nur so strotzen. Er schaut gelangweilt. Müssen eigentlich alle Typen morgens um halb sechs gelangweilt schauen. Ist das die große Verschwörung, die große Aussage? Schau, was Du nicht hast? Er sieht ein wenig nach BWL aus, sie nach Lehramt. Als sie ihre Hand um seinen Hals legt, muß sie ihre mit der eigenen andern Hand festhalten, damit sie am Platz bleibt. Seine rühren sich nicht.

Westhafen

How about me not blaming you for everything How about me enjoying the moment for once How about how good it feels to finally forgive you How about grieving it all one at a time

Thank you India Thank you terror Thank you disillusionment Thank you frailty Thank you consequence Thank you thank you silence

Sie sucht umständlich einen Kaugummi in ihrer riesigen, bunten Tasche. Die Hand teif verborgen, die andere, auf dem Schenkel des Freundes liegen. Nur nicht nachlassen. Keine Sekunde die Näherung verlieren, die sie so lange aufgebaut hat. Mit einer Hand ist schwierig den Kaugummi aus der Tasche zu zerren, ihn von seinem Aluminumkleid zu befreien und ihn in den Mund zu schieben. Sie schafft es irgendwie geradso, während sein Blick die Lieder der Toten singt.

Amruner Strasse

Water is my eye Most faithful mirror Fearless on my breath Teardrop on the fire of a confession Fearless on my breath Most faithful mirror Fearless on my breath

Teardrop on the fire Fearless on my breath

Mein Finger sinkt und steigt die unheimliche Entfernung von zwei Zentimetern. Langsam, aber im Takt. Ihre Mütze hat sich ein wenig verschoben und hängt schief über ihren Augen. Das macht den Anblick noch unwürdiger. Wie sie verzweifelt versucht an seinem Ohrläppchen zu saugen, wie sie drauf dringt an seiner Haut zu lecken, den Geschmack zu haben, die Lust zu wecken. Die Augen hinter seiner randlosen Brille verraten nichts. Vielleicht ein wenig Müdigkeit. Zu lange gefeiert, zu früh aufgestanden und die Freundin kam erst später. Jetzt ist alles zu viel. Vielleicht ist sie zu viel, aber was soll man machen, man kennt sich ja kaum. Und ein wenig ficken ist immer noch besser, als ein gar nicht ficken, auch wenn ihr Stöhnen die Nerven reizt und schon zu viel ist. Aber die Zunge findet ihren Weg, wie das Wasser.

How about no longer being masochistic How about remembering your divinity How about unabashedly bawling your eyes out How about not equating death with stopping

Thank you India Thank you providence Thank you disillusionment Thank you nothingness Thank you clarity Thank you thank you silence

Leopoldplatz

Die Bässe dröhnen dabei in mein Ohr. Es macht mich wütend. Wenn ich nach Hause komme werde ich bei der erstbesten Gelegenheit auf mein Keyboard einprügeln. Aus Wut. Aus Frust. Weil die Buchstaben nicht fleißen wollen. Weil es klar in meinem Kopf ist, aber nicht klar auf die Seiten fließen will. Scheiß Worte. Scheiß kalte Küsse. Scheiß Lust zwischen den Beinen dieser Frau, die heute nur noch brennen wird.

ein a mehr. Ist ein leichter Verlust verglichen mit dem was noch auf sie zu ommt

Alles putt

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