Sonntag, 20. April 2003
Wenn man Sonntagnachmittags alleine irgendwo rumwandert, nachdem man schon zwei Tage am Stück zu Hause verbracht hat, kann einem schon kurz nal ein wenig langweilig werden.

Wanderung bei trübem Wetter auf langweiligstem Wege. Absolute Stofflosigkeit. Daher Ghasel an die Liebe

Wem das Blut im Herzen mild quillt, wem ein Groll drin ungestillt quillt, wem rings aus der Welt nur Weltschmerz, der wie Sturmflut schrillt und schrillt, quillt, wem selbst aus Musik nur Missklang, der ins Ohr ihm schrecklich schrillt, quillt, - ob, wie dem der Quell des Daseins plötzlich ruhig, sanft und mild quillt, wenn empor aus trüber Wallung ihm im Geist der Liebsten Bild quillt, magisch lächelnd, gleich dem Mondschein, der durch Wolken aufs Gefild quillt! Ob wohl süßer eine Träne, als die dann der Teuern gilt, quillt? Liebe, Quell, der oft schon morgen heiß in dem, der heut ihn schilt, quillt. Quell, wo Tugendmut dem Schwachen, der zum Bösen war gewillt, quillt, Quell, der stark wie unterm Kittel, unterm goldnen Fürstenschild, quillt, Quell, wo Labung selbst dem Krieger, den der grimme Hauptmann drillt, quillt, wo ein Zauber alles glättend, was das Leben uns zerknillt, quillt, Liebe, du, aus der ein Rausch uns, drin der Geist sich süß beknillt, quillt, traurig, ach, wem nie im Herzen Wonne, wie aus dir sie quillt, quillt!

Woldemar Wenck

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