Dienstag, 31. Dezember 2002

Frontstadtbericht

0000 Seit Tagen schon ist das Betreten der Strasse in Berlin Wedding nur noch mit erheblichen Aufwand möglich. Tarnanzug, Schußsichere Weste mit Splitterschutz und ein geduckter Gang, sind die einzige Chance, dem Bombardement aus Böllern, illegalen China-Böllern und Mittelstreckenraketen ausweichen zu können.

0145 Unter dem Fenster stehen gelangweilte Jugendliche mit einer Kiste Feuerwerkskörper. Sie tun nichts, ausser dass sie stumm und ohne jedwege Gefühlregung einen Böller nach dem anderen auf die Strasse werfen.

0230 Das Bombardement hat aufgehört, sie verprügeln sich jetzt wieder endlich gegenseitig, wie sich das im Wedding um die Uhrzeit auch gehört.

0300 Meine türkischen Nachbarn von unten scheinen das mit Silvester noch nicht verstanden zu haben. Sie trinken seit Stunden Sex, hören "Bravo Hits 3" und haben lautstark Sex. Ich glaube, ich werde morgen früh mit einer Piccolefalsche Rötkäppchen Sekt unterm Arm mal so gegen sieben klingeln und sie auf das Missverständniss aufmerksam machen.

0530 Die Bäckerinnungen haben in einer berlinerischen Durchhalte-Kraftanstrengung für die notleidende Bevölkerung ca. 3,5 Millionen Berliner (Pfannkuchen hier genannt) gebacken. Auf Grund der schlechten Versorgungslage konnten die Ballen nur mit Aprikosenmarmelade gefüllt werden.

0930 Trotz der schlechten Witterung hat die Bevölkerung die Strassen gestürmt. Mit entschlossenem Gesicht stehen die Menschen an den Bäckereien Schlange. Erste Schüsse fallen.

1130 Ein Späher berichtet das es zu Hamsterkäufen in den Supermärkten gekommen sein soll. Ein Sparmarkt musste schliessen, da die Alkoholvorräte, ausser Danziger Goldwasser, erschöpft waren

1230 Das Sperrfeuer auf den Strassen nimmt zu. Marodierende Banden nutzen die verwirrende Lage und sprengen die ersten Briefkästen. Dieser feige Angriff auf das preussische Postwesen wird von der Bevölkerung aber ignoriert. Vor den Bäckereien stehen immer noch Menschen, obwohl seit Stunden über Volksempfänger und Lautsprecher darüber aufgeklärt wird, das es keine Berliner mehr gibt.

1300 Viele Menschen laufen verzweifelt mit einer Flasche "Söhnlein Brilliant - Halbtrocken" ziellos auf der Strasse herum. So werden sie Ziel der Partisanengruppen, die nun auch mit den ersten primitiven Lenkfeuerwaffen angreifen. Die Bevölkerung kämpft heroisch in den Supermärkten um die letzten Erdnüsse

1330 Eine wichtige Partisanengruppe, die Berliner vor einem Supermarkt belästigte, konnte ausgeschaltet werden, nach dem ein mutiger älterer Hanseat (Weltkriegsveteran) eine Zigarette in die Munitionsvorräte der Gruppe warf. Die feindliche Gruppe musste unter Hohngelächter abziehen. Der Rentner rief den Gestalten hinterher: "Wenn wir so gekämpft hätten, wären wir nicht mal bis nach Stalingrad gekommen!"

1400 Die Läden schließen. Nun ziehen sich auch die Banden in ihre Wohnungen zurück. Wir wissen, das wir uns auf einen harten Endkampf vorbereiten müssen. Aber die Berliner Bevölkerung wird mit eisernem Mut und Entschlossenheit die Angriffe abwehren.

1600 Die Nachbarn installieren auf dem gegenüberliegenden Balkon eine Abschussanlage. Erwäge Gegenmassnahmen um das Gleichgewicht ger Kräfte zu wahren.

1800 Es ist ruhig. Ich habe ein bißchen Angst. Die NAchbarn justieren die Anlange mit einer Wasserwaage.

1930 Auf die schnelle doch noch auf einer Baustelle Stahlplatten geklaut und vor die Fenster geschweißt.

2200 Beobachte, wie meine Nachbarn von gegenüber aus den Bleigussexperimenten der letzten 15 Jahre versuchen eine Scud Rakete zu basteln.

2210 Sie sind fertig und bauen jetzt noch eine Art Holzkonstruktion auf ihrem Balkon

2212 Bei dem Versuch, ca. 30 Kilo Schwarzpulver aus illegalen taiwanesischen Raketen in die windschiefe Rakete zu füllen, geht ein wenig daneben. Das scheint aber nicht zu stören.

2256 Jetzt bemalen sie die Rakete mit Fingerfarben.

2337 Es ist nicht zu erkennen, ob jemand verletzt ist. Aber eine schöne Baulücke ist das jetzt. Konnte ja keiner ahnen, dass die Inder in die Fingerfarben einen Stoff reinsemmeln, der mit dem Scharzpulver reagiert. Als ein Tropfen auf der verstreute Schwarzpulver fiel war die Party mangels Wohnung jedenfalls vorbei.

2359 Angeblich sollen über 500.000 Menschen vor dem Brandenburger Tor stehen und bei -7 Grad zusammen vor der SAT.1 Bühne feiern. Das wäre doch eigentlich ein schönes Ziel für die gutausgebildeten Piloten der Al-Quida. Aber die sind schlau, und machen das nicht, weil sie wissen, dass eine Horde Menschen, die schwerbewaffnet, angetrunken, größteils deprimiert und mit Nikolausmützen bewehrt eine größere Gefahr für den Staat darstellen, als es die Al-Quida je sein könnte.

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