Schimpf & Schande
Da schimpft man gerade übers Föllitong, da schmeißen die Zürcher den Marthaler raus. Und wie das so ist, damit wird nicht nur dem Intendant Marthalter, sondern auch seinem gesamtem Team gekündigt. Die wollen allerdings weiter machen, auch wenn die Motivation natürlich nicht besonderns hoch ist.
Das pikante an der Sache ist ja, dass die Zürcher Bevölkerung noch vor zwei Monaten Marthaler und sein Konzept am Theater per Volksentscheid bestätigt haben, ein merkwürdiger Verwaltungsrat aber nun Marthaler wegen einem Defizit von 2.2 Millionen Franken bei den Abos (ein Abo kostet 800 Franken im Jahr) gekündigt hat. Das ist in sofern ein Skandal, als dass die Spielzeit noch gar nicht angelaufen ist und die Stadt Zürich auch nicht gerade zu den ärmsten Städten gehört. Die erwirtschafteten im letzten Jahr einen Überschuss von sage und schreibe 576 Millionen Schweizer Franken. Am Geld kann es also nicht liegen. Offenbar gibt ein Gekungel hinter den Kulissen, wer das Haus übernehmen soll. Vielleicht hat man auch schon jemanden gefunden, der wieder das schnarchige Konzept nach Zürich bringt, das die letzten 30 Jahre das Theater da geprägt hat. Jedenfalls haben die Schweizer Theaterfreunde ein listiges Konzept ersonnen: Sie sammeln Geld fürs Theater. Sind die 2.2 Mios zusammen, werden dem Verwaltungsrat wahrscheinlich die Argumente knapp. Auf der anderen Seite: Was soll man von einer Stadt erwarten, die überall Schilder aufstellt, auf denen steht "Erlaubt ist... was nicht stört!"
Doppelt traurig ist es noch mit dem Hintergedanken, das Marthaler und seine Crew leider nicht nach Berlin kommen werden. Kann sich die Stadt nicht leisten.