Eine der Sachen, die mir in Paris aufgefallen sind, ist die Tatsache, dass alleine in der Ecke (11. Arrondissement), in der wir untergekommen waren, es im Umkreis von 50 Meter drei Bäckereien gegeben hat, die offensichtlich ihr Brot noch selbst hergestellt haben. Das konnte man alleine daran erkennen, dass auch die Brote einer gleichen Sorte immer eine leicht unterschiedliche Form hatten und mal etwas dunkler und mal was heller waren. Da wurde also richtig mit der Hand gearbeitet, auch wenn ich natürlich nicht weiß, wo die den Teig her hatten. In Berlin herrscht dagegen Brot Notstand. Jedenfalls in meiner Ecke. Kamps, Kamps, Kamps, dazu ein paar kleine "Back-Shops" in denen die Brötchen alle gleich aussehen und schmecken: Schlecht. Fast alle Brötchen und Brote sehen wie mechanisch hergestellte Laibe aus und es macht keinen Unterschied, ob ich in der Bäckerei A oder B einkaufe. Was mich auch nicht wundert, denn ein paar mal die Woche fährt hier ein Kühllaster die Strasse rauf und runter und liefert den Teig ab. Die vorgeformten und gefertigten Teigrohlinge wandern dann in einen Ofen, der auf die Sekunde genau arbeitet und Brote rauswirft, die alle wie geklont aussehen und schmecken. Mittlerweile habe ich manchmal das Gefühl, dass in den Aufbackbrötchen aus dem Supermarkt mehr Teig steckt, als in den chemisch hochgetunten Dinger, die man um die Ecke kaufen kann.

Als ich in den Boulangerien in Paris anstand, habe ich Gerüche in die Nase bekommen, die ich seit Jahren nicht mehr gerochen hatte. Ganz viele unterschiedliche Brotsorten, deren Gerüche sich vermischten, dazu frische Croissants die den Namen auch verdienten und viele, viele süße Sachen. So wie damals, in der winzigen Backstube in meiner Heimatstadt, die so klein war, dass man auf der Strasse anstehen musste, wenn mehr als vier Leute im Laden waren. Drinnen war es immer mollig warm und die Brötchen waren fest und bestanden aus Teig und nicht aus Luft. Wenn man früh genug da war, dann waren sie noch warm und wenn man sie ans Ohr gehalten hat, dann konnte man es noch knistern hören. Und dann das dunkle Brot, dass vor allem noch eine harte Kruste hatte. So eine, die knackte, wenn man reingebissen hat und keine, die entweder zäh wie Leder, oder so ausgetrocknet ist, dass man sie nicht mehr kauen kann. Ich vermisse das sehr und ich hab mich diebisch gefreut, als ich an unserem letzten Tag in Paris mit zwei warmen Baguettestangen und einem Brot, dass aussen fast schwarz, aber innen butterweich war unter dem Arm zum Frühstückstisch eilen konnte.