Messen oder "Get together" haben ja immer was von einem Vertreterurlaub in Lloret de Mar. Es laufen viele Menschen mit einem schrecklichen Krawattengeschmack rum, reden laut in ihre Telefone und knuffen sich verschwörerisch mit ihren eheberingten Fäusten in die Seite, wenn eine besonders knapp bekleidete Blondine als wandelnde Litfasssäule durch die Gänge schreitet. Deswegen heißt die Messe der Medienmacher in Köln auch etwas schicker "Forum", das klingt intellektueller und man hebt sich von der Pacovent oder der spoga+gafa weiträumig ab.

Wer Sensationen erwartet hatte, wurde auch gleich belohnt, denn es kam zum großen Schlagabtausch zwischen "Premiere" Chef Kofler und "Arena" Programmchef Dejan Jocic über die Frage, wer denn jetzt nun die Fußball Bundesliga live ausstrahlen darf. Lesenswert, die Berichterstattung: ab hier, dann hier, hier, und hier. Zusammengefasst: Arena glaubt, die "exklusiven" Liverechte für Kabel und Satellit zu haben um im TV auszustrahlen. Premiere hat nichts, aber einen Deal mit der Telekom, die die exklusiven Liverechte fürs Internet haben. Jetzt sind die beiden auf die Idee gekommen, dass man ein IP Signal (also ein normales Internetsignal) ja auch über Kabel und Satellit ausstrahlen kann. Das einzige was man dafür machen müsste, wäre die bisherigen Premiere Kunden mit einer neuen Settop Box auszurüsten, dass das IP Signal entschlüsseln kann. Bei der gutgefüllten Kriegskasse nach den verlorenen Rechten der Bundesliga, stellt das noch das kleinste Problem von Premiere da. Ehrlich gesagt bin ich ganz begeistert von der Hinterfotzigkeit Bauernschläue des Premiere Chefs.

Dann bei der Pro Sieben Programmvorschau gewesen und beschlossen, den Sender weiter hinten anzusiedeln, denn was Michael Schmidt, Unterhaltungschef und Leiter der Formatentwicklung da raus ließ, war schon ziemlich schlimm und lässt schlimmeres vermuten, da er nicht schon im Mai der Konkurrenz einen kompletten Einblick in die Programmplanung ab Herbst geben wollte und permanent "Ich darf das noch nicht erzählen" sagte. Die paar Brocken, die er bekannt gab, waren jedoch schon dazu angetan, dass ich erschauderte. So will Pro Sieben Kati Witt reanimieren, welche dann Prominenten das Eiskunstlaufen beibringen soll. Heidi Klum darf auch wieder ran und es wird eine Nachfolgerband für die "No Angels" gesucht (sind die nicht mehr zusammen??). Desweiteren wird man den Nachmittag mit "...mehr Liebe..." füllen. Man hatte auch die Idee, eine Show a la "Supernanny" zu produzieren. Dort sollte jemand in Firmen und Betriebe gehen, in denen das Arbeitsklima eher düster ist, aber die Idee hat man verworfen, weil man "...mehr Emotion..." in den Nachmittag bringen will. Danke. Am Schluss meinte er dann, dass man ihm dankbar dafür sein sollte, dass er die Worte "Blogger" und "Web 2.0" nicht gebraucht habe, denn "Content is king". Was ich im Zusammenhang mit dem so eben abgegebenen Einblick auch eher lustig fand.