Der Stern rechnet mit Bahnchef Mehdorn ab. Schnell lesen, bevor das Ding mit lauter Unterlassungserklärungen verstümmelt wird.

Als Mehdorn an die Macht kam, plagten die Bahn 4,2 Milliarden Euro Schulden. Ende 2006 sind es über 19 Milliarden. Das Schienennetz ist überaltert - mit absurden Konsequenzen: Auf manchen Strecken fahren die Hochgeschwindigkeitszüge langsamer als vor zehn Jahren. Und: Die Zahl der Reisenden im Fernverkehr ist unter Mehdorn dramatisch gesunken, den Marktanteil am gesamten Personenverkehr konnte Mehdorn seit Amtsantritt nicht steigern, und viel besser sieht es auch im Güterverkehr nicht aus. Eine klägliche Bilanz.

Keine Ahnung, ob das stimmt. Ich fahr seit acht Jahren sehr viel mit der Bahn und weiß nur, dass es unter Mehdorn deutlich teurer und qualitativ nicht besser geworden ist. Statt eines Glaspalastes in Berlin zu bauen hätte er in den letzten drei Jahren auch mal zumindest die Fernzüge mit Steckdosen ausrüsten können. Es ist ja erbärmlich, wie sich die Reisenden um die Steckdosen prügeln. Überhaupt hat sich technisch, zumindest von außen betrachtet, wenig bei der Bahn getan. Von innen betrachtet sind die ICEs selbst in der ersten Klasse erstaunlich dreckig, klebrig und versifft. Vermutlich spart man auch hier. Die Fahrkartenautomaten funktionieren seit Jahren nur in einem bescheidenen Rahmen, am Ticketschalter steht man ewig, die Bahncard 50 ist zu teuer, und ohne eine Bahncard mit dem Zug zu fahren, ist ein Irrsinn. Da ist man mit dem Flugzeug günstiger unterwegs und selbst das Auto hält auf der Strecke Berlin - Köln kostenmäßig locker mit.

Auf der anderen Seite: Die Bahn ist pünktlich. Meistens. Die Bahn ist bequem. Zumindest wenn der Zug halbwegs leer ist oder man in der 1. Klasse unterwegs ist. Es gibt kein Verkehrsmittel, in dem ich persönlich so gut arbeiten und schlafen kann, wie in der Bahn. Ob das allerdings ausreicht um Mehdorn ein gutes Zeugnis ausstellen zu können, oder ob ich so was hinbekommen würde, wenn ich an Mehdorns Stelle wäre, kann ich nicht beurteilen.