Meine erste Berührung mit Menschen, die Tiere filmen, war vermutlich Prof. Grzimek, den ich als Kind immer gerne mal mit Gerhard Löwenthal verwechselt habe. Dann kam der Heinz Sielmann und dann natürlich Jacques Cousteau mit seinem James-Bond-artigen Boot, das irgendwie alles konnte, nebst seiner Crew, die zwar aussahen, als hätte er sie aus einer Hafenspelunke in Marseille rausgezerrt, aber alles hochdekorierte Meeresforscher waren. Was ich bei Cousteau immer so toll fand, war die Dramaturgie seiner kleinen Filme. Immer gab es einen Spannungsbogen, immer passierte etwas, entweder den Tauchern oder den armen Tieren unter Wasser. Wunderbar aufgearbeitet wurde die Serie ja dann später im Film „Die Tiefseetaucher“ von Wes Anderson. Dann kam ja in Sachen Tierfilm lange nichts, bis ich vor ein paar Jahren Steve Irwin entdeckte. Ein irrer Australier, der in einer Art Pfadfinder Uniform durchs Unterholz stampfte und genau dass mit giftigen Tieren machte, was man laut sämtlicher auf der Welt erscheinenden Ratgeber niemals tun sollte: er zerrte die Tiere am Schwanz aus ihrem Versteck, wedelte mit ihnen vor der Kamera rum, während er erzählte, dass man so was niemals tun sollte, weil diese besondere Schlange das allergiftigste Tier sei, dass sich die Evolution in einem grimmigen Albtraum jemals ausgedacht habe und ihr Biss 10.000 Elefanten und halb Sydney töten könnte. Das berichtete er aber nicht in einem streng wissenschaftlichen Ton, sondern er brüllte wie ein Losbudenverkäufer auf der Kirmes die nötigen Fakten dem Zuschauer ins Ohr, während er die Schlange drei Zentimeter von seinem Kopf weg hielt. Dann schmiss er die Schlange wieder weg, weil er gerade irgendwo ein Krokodil entdeckt hatte. Ich glaube, der Grund warum er nie gebissen wurde, war einfach, dass die Tiere viel zu perplex ob der Unverschämtheit waren, die ihnen da angetan wurde. Da wappnet man sich Jahrmillionen durch fiese Signalfarben und immer giftigeres Gift, ist also eine unfassbare, tödliche Gefahr, und dann kommt ein Mann in Bermuda Short, zerrt einem am Schwanz und schreit einen an. Da kann man das Beißen schon mal vor lauter Schreck vergessen. Mit der Zeit fand ich wirklich Gefallen an seiner etwas unorthodoxen Art mit diesen Viechern umzugehen und Steve Irwin hat mir so machen verregneten Sonntag im Bett auf diversen Dokukanälen versüßt. Vor allem, wenn man seine Sendungen im Original sehen konnte, denn sein extrem breites Australisch war schon Spaß genug. Deswegen war ich heute Morgen auch traurig, denn der Mann, der verschlafene und völlig erschrockene Tiere immer grundlos angebrüllt hat, ist tot. Erlegt von einem Stachelrochen. Wäre er doch bei Schlangen geblieben.